Wasser und Gender Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung für alle

Ein sicherer Zugang zu einer angemessenen Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung (WASH) ist von grundlegender Bedeutung für die Gleichstellung der Geschlechter. Denn Frauen und Mädchen sind von einer unzureichenden Versorgung am stärksten betroffen – mit folgenschweren Auswirkungen auf ihre Gesundheit sowie ihre Bildungs- und Erwerbschancen. Im Rahmen seiner feministischen Entwicklungspolitik engagiert sich das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) gezielt für Gender (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)-Ansätze im Wassersektor.

Eine Frau schiebt einen Trinkwassertank, den sie an einer öffentliche Wasserzapfstelle in Ouagadougu, Burkina Faso, befüllt hat.

Eine Frau schiebt einen Trinkwassertank, den sie an einer öffentliche Wasserzapfstelle in Ouagadougu, Burkina Faso, befüllt hat.

Eine Frau schiebt einen Trinkwassertank, den sie an einer öffentliche Wasserzapfstelle in Ouagadougu, Burkina Faso, befüllt hat.

In vielen Ländern sind die Mädchen und Frauen traditionell für die Wasserbeschaffung im Haushalt zuständig – und müssen dafür täglich oft kilometerweite Strecken zurücklegen. Dadurch fehlt ihnen Zeit und Energie, anderen Tätigkeiten nachzugehen, etwa die Schule zu besuchen oder eine bezahlte Arbeit auszuüben. Darüber hinaus kann das alltägliche Tragen schwerer Wasserbehälter zu gesundheitlichen Problemen führen, insbesondere bei Schwangeren und jungen Müttern. Die langen Wege erhöhen zudem das Risiko, Opfer sexualisierter Gewalt zu werden. Auch eine unzureichende Sanitärversorgung – insbesondere das Fehlen einer privaten Toilette – birgt für Mädchen und Frauen besondere Gesundheits- und Sicherheitsrisiken.

Frauen sind in sehr vielen Familien auch für die Finanzierung der Wasserversorgung verantwortlich – im Haushalt, in der Landwirtschaft, im Gesundheitswesen. Eine gleichberechtigte Kontrolle über die lebensnotwendige Ressource haben sie bislang jedoch selten. Weltweit stellen Frauen nur etwa 17 Prozent der bezahlten Arbeitskräfte im Wassersektor. In vielen Management- und Entscheidungsprozessen sind sie stark unterrepräsentiert, etwa in Wassernutzungskomitees oder Versorgungsunternehmen.

Diese Ungleichheiten wirken sich nicht nur negativ auf die Erreichung von SDG 5 (Geschlechtergleichheit) aus, sondern verhindern auch Fortschritte bei weiteren Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) der Agenda 2030 (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen), etwa bei der Armutsbekämpfung (SDG 1) und Ernährungssicherheit (SDG 2), in den Bereichen Gesundheit (SDG 3) und Bildung (SDG 4) sowie bei den Zielen zu Arbeit und Wirtschaftswachstum (SDG 8) und Frieden und Gerechtigkeit (SDG 16).


Deutsches Engagement

Um die Gleichberechtigung der Geschlechter voranzutreiben, fördert das BMZ den inklusiven und geschlechtergerechten Ausbau der Wasser- und Sanitärversorgung. Dabei liegt besondere Aufmerksamkeit auf den Schnittstellen zwischen den Bereichen Wasser, Gesundheit, Bildung und Ernährungssicherheit.

Neben dem Ausbau der Infrastruktur für die Wasser- und Sanitärversorgung unterstützt das BMZ auch einen Wechsel von Denkmustern im Arbeitsmarkt. In seinen Vorhaben stärkt das BMZ die Rolle der Frauen als Fach- und Führungskräfte im Wassersektor, etwa über Programme zur Berufsausbildung und Nachwuchsförderung und über den Aufbau von Frauennetzwerken.

Menstruationsgesundheit und -hygiene

Mehr als 600 Millionen Mädchen und Frauen weltweit haben laut Schätzungen während ihrer Menstruation keinen Zugang zu Sanitäreinrichtungen und Hygieneprodukten. Sie haben daher keine Möglichkeit, ihren Zyklus in einer würdigen und gesunden Weise zu leben. In vielen Ländern gelten sie zudem während ihrer Menstruation als „unrein“ und werden gesellschaftlich ausgegrenzt.

Diese Stigmatisierung wird begleitet von einem Mangel an sicheren und funktionsfähigen Toiletten und Waschgelegenheiten in Bildungseinrichtungen und am Arbeitsplatz und der unzureichenden Verfügbarkeit von erschwinglichen Hygieneprodukten. Das führt dazu, dass viele Mädchen und junge Frauen während ihrer Menstruation zu Hause bleiben und mehrere Tage pro Monat nicht am Unterricht, der Arbeit oder sozialen Aktivitäten teilnehmen. Die mangelhafte Infrastruktur wirkt sich also direkt auf die Bildungschancen und das Erwerbsleben und somit auf die Einkommens- und Ernährungssituation von Familien aus.

Tabufreier Umgang mit dem Thema Menstruation

Logo der Strategie für eine feministische Entwicklungspolitik, vier Hände in unterschiedlichen Rot- und Orangetönen übereinander

Die Menstruationsgesundheit und -hygiene gehört zu den wichtigen Aspekten der feministischen Entwicklungspolitik des BMZ. Das Ministerium setzt sich dafür ein, diskriminierende gesellschaftliche Strukturen und Normen zu überwinden und Stigmatisierung abzubauen. Dazu fördert das BMZ Aufklärungskampagnen in sozialen Medien und arbeitet mit lokalen Influencerinnen und Influencern zusammen. Sie helfen dabei, junge Menschen aller Geschlechter zu erreichen, Aufmerksamkeit für das Thema Menstruation zu schaffen und bestehende gesellschaftliche Tabus zu überwinden.

Nach der erfolgreichen Umsetzung in Albanien, Nepal und auf den Philippinen läuft die #LetsTalkPERIOD-Kampagne nun in mehreren afrikanischen Partnerländern. Sie ergänzt die klassische Arbeit des BMZ im Bereich der Menstruationsgesundheit und -hygiene, etwa die Verbreitung von Informationen und Hygieneartikeln und den Ausbau von Sanitäreinrichtungen in Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen.

In Betrieben und Unternehmen fördert das BMZ innovative Ansätze, damit die Menstruation kein Hindernis darstellt, Frauen anzustellen. Ein Partnerunternehmen ist „Mela for Her“, das sich in Äthiopien gegen „Periodenarmut“ engagiert. Das Unternehmen stellt günstige, wiederverwendbare Binden her und unterstützt damit Frauen und Mädchen, die sonst keinen Zugang zu Hygieneprodukten hätten oder sich diese nicht leisten könnten.

Zusammenarbeit konkret

Stand: 13.06.2024