Dorf in der Somali-Region in Äthiopien, in dem sich wegen der anhaltenden Dürre Nomaden angesiedelt haben

Klimawandel und Entwicklung Migration und Klima

Neben Ursachen wie Armut und Perspektivlosigkeit haben inzwischen auch die kurz- und langfristigen Folgen des Klimawandels einen erheblichen Einfluss auf Migration und Vertreibung. Entwicklungspolitik trägt dazu bei, den Klimawandel zu bremsen, seine Folgen abzufedern und mit den durch ihn neu entstehenden Risiken umzugehen. Das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, der auch Migration als Anpassungsstrategie an den Klimawandel berücksichtigt.

Fachliche Informationen Menschliche Mobilität im Kontext des Klimawandels Interner Link

So vielfältig, wie die Auswirkungen des Klimawandels sind, so vielfältig sind auch die daraus entstehenden Bewegungsmuster. Häufig werden drei Formen der Mobilität unterschieden: Migration, die eher freiwillig geschieht, Vertreibung, die unfreiwillig erfolgt, sowie geplante Umsiedlungen.

Der Klimawandel gefährdet die Lebensgrundlagen vieler Menschen. Extreme Wetterereignisse und schleichende Umweltveränderungen, wie die Versalzung von Böden und der Anstieg des Meeresspiegels, haben langfristige Auswirkungen auf das Einkommen, die Gesundheit und die Sicherheit der Menschen vor Ort. Auch gewaltsame Konflikte können durch die Folgen des Klimawandels verschärft werden. In manchen Regionen wird das Überleben so schwierig, dass sich die Menschen gezwungen sehen, ihre Heimat zu verlassen.

Entwicklungsländer sind besonders stark vom Klimawandel betroffen, verfügen aber nur über geringe Ressourcen, um seinen Auswirkungen zu begegnen. Für die Menschen dort kann Migration eine Anpassungsstrategie sein. Erfolgt sie vorausschauend und auf sicheren Wegen, eröffnet sie nicht nur für die Migrantinnen und Migranten (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) selbst neue Perspektiven. Sie kann auch einen positiven Beitrag zu allen Aspekten der wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Entwicklung in den Herkunfts- und Aufnahmeregionen leisten.

Die Folgen des Klimawandels betreffen verschiedene Geschlechter unterschiedlich stark. Ein geschlechtergerechter Umgang mit Klimamigration ist daher wichtig.

Menschliche Mobilität im Kontext des Klimawandels ist ein Querschnittsthema der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, aus dem sich verschiedene Ansatzpunkte und Arbeitsfelder ergeben:

Deutsches Engagement

Städte als Hauptziele von Klimamigration stärken

 Wohnhaus in Tirana, Albanien

Städte im Globalen Süden (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) haben oft geringere Möglichkeiten, angemessen auf Extremwetterereignisse zu reagieren und in eine vorbeugende, klimaangepasste Stadtentwicklung zu investieren. Zudem verstärkt der Klimawandel weltweit bestehende Urbanisierungstendenzen: Viele Migrantinnen und Migranten wandern aus ländlichen Regionen in die Städte ab, wo sie sich häufig in informellen Siedlungen niederlassen müssen. Dies erhöht ihre Anfälligkeit gegenüber Klimarisiken, da diese Siedlungen in der Regel nicht über eine klimaresiliente (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Infrastruktur verfügen.

Das BMZ fördert daher innovative Stadtplanungsstrategien, die sowohl aktuelle als auch erwartete Migrationsszenarien und Klimarisken berücksichtigen und auch migrantische Gruppen in Planungsprozesse einbeziehen.

Zusammenarbeit konkret

Zwei Arbeiter auf einer Baustelle am Ufer des Mayur River in der Stadt Khulna an einer Uferbefestigung.

Bangladesch Neue Perspektiven in Khulna Interner Link

Bangladesch hat schwer mit den Auswirkungen des Klimawandels zu kämpfen. Das Land liegt zu weiten Teilen im Ganges-Brahmaputra-Delta, dem größten Flussdelta der Welt. Durch den steigenden Meeresspiegel könnte ein Fünftel der Landesfläche dauerhaft überflutet werden.

Küstenabschnitt auf den Fidschi-Inseln

Pazifische Inseln Geplante Umsiedlungen Interner Link

Die pazifischen Inselstaaten sind besonders anfällig gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels. Während sie selbst nur geringfügig zur globalen Erwärmung beitragen, leiden sie aufgrund ihrer Geographie unverhältnismäßig stark unter den Folgen.

Blick auf die Karibikinsel St. Lucia: links der Atlantik, rechts das Karibische Meer

Ostkaribik Kampagne zur Bewusstseinsförderung zu Klimarisiken auf St. Lucia Interner Link

Die Ostkaribik wird immer wieder von Katastrophen heimgesucht. Die Bundesregierung unterstützt daher Aufklärungskampagnen, damit die Bevölkerung dort Risiken bewusst minimieren kann.

Fachlicher Hintergrund Internationale Prozesse

Beim Thema Migration und Vertreibung im Kontext des Klimawandels müssen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft zusammenarbeiten, um Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Auch auf internationaler Ebene ist es wichtig zu kooperieren: Der Klimawandel ist ein globales Phänomen und es wird immer deutlicher, dass er weltweit zu Migration und Vertreibung führt.

Deutschland unterstützt daher wichtige internationale Prozesse:

Deutschland hat sich bei der Klimakonferenz 2015 in Paris für eine Arbeitsgruppe zu klimabedingter Vertreibung und Migration eingesetzt.

Anfang 2017 nahm die „Task Force on Displacement (Externer Link)“ ihre Arbeit auf und legte bei der Klimakonferenz im polnischen Kattowitz Ende 2018 ihre Empfehlungen vor. In ihrem Aktionsplan (Externer Link) sieht sie eine Vielzahl von Maßnahmen vor, die Erfahrungen und Wissen aufarbeiten und umsetzen. In regelmäßigen Statusberichten informiert die Task Force über ihre fortlaufenden Aktivitäten.

Das BMZ fördert die Umsetzung des Sendai-Framework for Disaster Risk Reduction (Externer Link) der Vereinten Nationen sowohl auf politischer Ebene als auch bei der Durchführung.

Das BMZ ist ferner in der Beratergruppe der Globalen Fazilität für Katastrophenvorsorge und Wiederaufbau (Global Facility for Disaster Reduction and Recovery, GFDRR (Externer Link)) der Weltbank (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) vertreten. Die Partnerschaft unterstützt Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen dabei, ihre Risiken durch Naturgefahren und Klimawandel zu analysieren und zu verringern. Das BMZ beteiligt sich finanziell an deren Treuhandfonds sowie weiteren Klimarisikoinitiativen (beispielsweise an der Initiative zum Aufbau von Frühwarnsystemen (Climate Risk & Early Warning Systems (Externer Link)).

In enger Zusammenarbeit mit der Gruppe der verwundbarsten Entwicklungsländer (Vulnerable Twenty (Externer Link), V20) baut die G7 (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) einen Globalen Schutzschirm gegen Klimarisiken auf. Dieser soll in Armut lebende und besonders verwundbare Menschen und Länder schneller und wirksamer gegen die finanziellen Auswirkungen von Klimafolgen wie Extremwetterereignissen absichern.

Das BMZ unterstützt die Vorschläge der „Schutzagenda“, die von der früheren Nansen-Initiative im Oktober 2015 beschlossen wurden. Die Nansen-Initiative hatte sich zum Ziel gesetzt, einen besseren Schutz für Menschen zu gewährleisten, die wegen Naturkatastrophen migrieren müssen.

Die Schutzagenda umfasst die folgenden Ziele:

  • besserer Umgang mit Vertreibungsrisiken innerhalb der betroffenen Länder,
  • besserer humanitärer Schutz bei grenzüberschreitender Migration sowie eine
  • bessere Daten- und Wissensbasis.

Zur Umsetzung der Schutzagenda wurde eine Plattform zum Thema Vertreibung durch Naturkatastrophen (Platform on Disaster Displacement (Externer Link)) geschaffen.

Deutschland hatte bis Ende 2017 den Vorsitz inne und engagiert sich seitdem als gestaltendes Mitglied und wichtiger Unterstützer.

Deutschland hat sich aktiv in die Verhandlungen zum Globalen Pakt für sichere, geordnete und reguläre Migration (Global Compact for Safe, Orderly and Regular Migration, GCM (Externer Link)) eingebracht und fördert seine Umsetzung. Der Pakt empfiehlt unter anderem bessere Analysen und Austauschformate über Mobilitätsmuster, die durch klimabedingte Extremereignisse und langsam einsetzende Umweltveränderungen verursacht werden. Ziel ist, wirksame Anpassungs- und Resilienzstrategien (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen), insbesondere für die Herkunftsländer der Migrantinnen und Migranten, zu entwickeln.

Darüber hinaus sieht der GCM vor, Konzepte auf regionaler und internationaler Ebene zu erarbeiten, um den Herausforderungen von Migration und Vertreibung im Zusammenhang mit dem Klimawandel wirksam zu begegnen.

2019 rief UN-Generalsekretär António Guterres ein hochrangiges Gremium für Binnenvertreibung (High-Level Panel on Internal Displacement (Externer Link)) ins Leben. Dieses hat konkrete Empfehlungen erarbeitet, wie man Binnenvertreibung besser vorbeugen kann und wie man auf sie reagieren sollte. Das BMZ unterstützt gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt die Umsetzung der Empfehlungen (Externer Link) der Sachverständigengruppe sowie der Aktionsagenda für Binnenvertreibung.

Der Abschlussbericht (Externer Link) des Gremiums schließt explizit auch Binnenvertriebene ein, die vor den Folgen des Klimawandels flüchten mussten. Er plädiert für eine Schwerpunktverschiebung von humanitären hin zu entwicklungsorientierten Ansätzen, etwa durch Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen und die gezielte Förderung von Projekten, die die Widerstandsfähigkeit der Menschen stärken.

Aufbauend auf den Empfehlungen des Gremiums hat der UN-Generalsekretär eine Aktionsagenda für Binnenvertreibung (Externer Link) veröffentlicht. Darin verpflichten sich die Vereinten Nationen unter anderem dazu, Vertreibungsrisiken durch Klimawandel und Naturkatastrophen zu verringern.

Videos

Standbild aus dem Video: Klimawandel und Migration: Wie hängt das zusammen?

Klimawandel und Migration: Wie hängt das zusammen?

Standbild aus dem Video "Tukuraki Village"

Fiji: Tukuraki Village – Climate Change Relocation

Standbild aus dem Video "Vunidogoloa moves higher"

Fiji: Vunidogoloa Moves Higher – Climate Change Relocation

Standbild aus dem Video "Climate Change and Human Mobility in the Caribbean"

Climate Change and Human Mobility in the Caribbean

Standbild aus dem Video ""Trapped between Climate Change & COVID-19: Human (Im)mobility in the Eastern Caribbean

Trapped between Climate Change & COVID-19: Human (Im)mobility in the Eastern Caribbean

BMZ-Publikationen

cover migration als folge klimawandel_de

BMZ-Factsheet: Migration als Folge des Klimawandels

Dateityp PDF | Sachstandsdatum 03/2021 | Dateigröße 410 KB, Seiten 2 Seiten
cover migration as a result

BMZ factsheet: Human mobility as a result of climate change

Dateityp PDF | Sachstandsdatum 03/2021 | Dateigröße 412 KB, Seiten 2 Seiten

Stand: 13.07.2023