Urheberrecht© Thomas Trutschel/photothek.net
Versorgung von Geflüchteten Wasser, Flucht und Migration
Die Themenfelder Wasser, Flucht und Migration sind eng miteinander verknüpft: Zum einen ist fehlende Wassersicherheit eine Ursache für Flucht und Abwanderung. Zum anderen stellt die Versorgung von Geflüchteten, Vertriebenen und Migrantinnen und Migranten mit Wasser und Sanitäreinrichtungen die Aufnahmeländer vor erhebliche Herausforderungen.
Fluchtursachen bekämpfen
Neben Konflikten, politischer oder religiöser Verfolgung und Menschenrechtsverletzungen zählen auch Armut, wirtschaftliche Not und Perspektivlosigkeit zu den Gründen, warum Menschen ihre Heimatorte verlassen. Naturkatastrophen wie Dürren oder Überschwemmungen mit nachfolgenden Hungersnöten, welche durch den Klimawandel weiter zunehmen werden, zwingen die Menschen ebenfalls zur Migration.
Akute Fluchtauslöser wie Krieg, Verfolgung oder Gewalt kann die deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit ihren Instrumenten nicht direkt beeinflussen. Aber sie kann dazu beitragen, die Lebensbedingungen vor Ort zu verbessern, Armut zu verringern, Konflikten vorzubeugen und so neue Perspektiven zu schaffen und den Migrationsdruck zu mindern.
Eine unzureichende Wasser- und Sanitärversorgung ist eine häufige Ursache für Armut. Mängel in der Versorgung und fehlende Teilhabe können zudem Konflikte verursachen oder verschärfen und das Vertrauen in den Staat mindern. Entwicklungspolitische Maßnahmen zur Verbesserung der Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung sind daher eine wirkungsvolle und kosteneffiziente Möglichkeit, Armut aufgrund von schlechter Gesundheit, Fehlernährung und verringerter Teilhabe (etwa an Bildung und am Wirtschafts- und Sozialleben) vorzubeugen.
Wo Wasser ein knappes Gut ist, entstehen oft Konflikte zwischen verschiedenen Nutzern der Ressource auf lokaler, nationaler oder zwischenstaatlicher Ebene. Besonders in wasserarmen Ländern spielen die faire Verteilung und die nachhaltige Bewirtschaftung der Wasservorräte eine wichtige Rolle: Nur wenn Wasser in ausreichender Menge und Qualität vorhanden ist und gerecht bewirtschaftet wird, können Konflikte vermieden und langfristig Frieden und Entwicklung erreicht werden. Das BMZ fördert daher den Schutz von Wasserressourcen, Mechanismen zur Lösung von Wassernutzungskonflikten und die grenzübergreifende Zusammenarbeit beim Management von Wasserressourcen.
Versorgung verbessern, Aufnahmeregionen stabilisieren
Etwa 120 Millionen Menschen waren nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) Ende 2023 auf der Flucht vor Krieg, Gewalt, Verfolgung oder Menschenrechtsverletzungen. Ihre Versorgung, etwa mit Wasser und sanitären Dienstleistungen, stellt viele Aufnahmeländer und -gemeinden vor große Herausforderungen. Drei Viertel aller Geflüchteten werden von Entwicklungs- oder Schwellenländern aufgenommen. Dort reichen jedoch Infrastruktur und Ressourcen häufig schon für die einheimische Bevölkerung kaum aus – es drohen Verteilungskonflikte. Die Akzeptanz von Geflüchteten in den aufnehmenden Gemeinden ist nur gegeben, wenn die dort lebenden Menschen selbst ausreichenden Zugang zu Wasser und Basisdienstleistungen haben.
Um eine angemessene Versorgung der Geflüchteten zu gewährleisten, Konflikten vorzubeugen und die Aufnahmeländer zu stabilisieren, investiert die deutsche Entwicklungszusammenarbeit verstärkt in die Wasser- und Sanitärinfrastruktur von Flüchtlingslagern und aufnehmenden Gemeinden. Da der Bau von dezentralen Wasser- und Abwassersystemen sehr arbeitsintensiv ist, bieten die geförderten Maßnahmen überdies Einheimischen und Geflüchteten Beschäftigungs- und Einkommensmöglichkeiten (siehe zum Beispiel Cash for Work). Auch lässt sich die Wasser- und Sanitärversorgung gut mit der Berufsbildung verknüpfen, etwa in Form von Ausbildungsprogrammen für Wasserfachkräfte.
In den Herkunftsländern der Geflüchteten engagiert sich das BMZ für den Wiederaufbau zerstörter Lebensgrundlagen. Im Rahmen der strukturbildenden Übergangshilfe fördert Deutschland zum Beispiel die Wiederherstellung von Trinkwassersystemen und schlägt so die Brücke von der humanitären Hilfe zur langfristigen Entwicklungszusammenarbeit, die eine Rückkehr der Geflüchteten und ein Leben in Würde sicherstellen soll.
Stand: 13.06.2024