Dorfbewohnerinnen und -bewohner und ihr Vieh an einem öffentlichen Brunnen in Tschad

Tschad

Tschad ist eines der am wenigsten entwickelten Länder der Welt. Terrorismus (vor allem im Gebiet um den Tschadsee), aber auch Dürren, Überschwemmungen und hohe Lebensmittelpreise – verursacht durch Russlands Krieg gegen die Ukraine – treiben immer mehr Menschen in die Armut. Die Versorgungslage hat sich durch den anhaltenden Zustrom von Menschen, die wegen der schweren Kämpfe zwischen der sudanesischen Armee und einer islamischen, paramilitärischen Gruppe (Rapid Support Forces) aus Sudan fliehen, weiter verschlechtert.

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze im Gespräch mit dem Außenminister der Republik Tschad, Abderaman Koulamallah

Tschad hat insgesamt mehr als 1,2 Millionen Geflüchtete aufgenommen, davon mehr als eine Million aus Sudan (Stand: November 2024). Dies belastet die Lebensgrundlagen und Nahrungsversorgung in den ohnehin ressourcenarmen Aufnahmegemeinden zusätzlich und erhöht den Bedarf an humanitärer Hilfe. Zugleich spielt Tschad eine wichtige Rolle für die Stabilisierung des Sahel insgesamt, der von zahlreichen Krisen und Konflikten betroffen ist. Auch als Gegengewicht zum wachsenden Einfluss Russlands in der Region ist Tschad von Bedeutung.

Ähnlich wie in Mali, Burkina Faso und Niger werden im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit keine finanziellen Mittel an die Zentralregierung geleitet, sondern an nachgeordnete Behörden, Kommunen, Organisationen der Zivilgesellschaft (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und internationale Organisationen, die diese für konkrete Projekte einsetzen. So wird vermieden, dass die Mittel in falsche Hände geraten. Zugleich konzentriert sich die Zusammenarbeit darauf, die Lebensbedingungen der Bevölkerung unmittelbar zu verbessern – etwa durch Schaffung neuer Jobs in der Landwirtschaft für Einheimische und Geflüchtete, klimaangepasste Anbaumethoden oder Verbesserungen in der Wasserversorgung.

Um die Bevölkerung künftig noch zielgerichteter unterstützen zu können, wird Deutschland Tschad in Zukunft zudem mit Projekten unterstützen, die in enger Abstimmung mit der deutschen Entwicklungszusammenarbeit stehen, um beispielsweise die Landwirtschaft widerstandsfähiger gegenüber Dürren zu machen oder um Jobs für Einheimische und Flüchtlinge zu schaffen. Solche Projekte sind dringend erforderlich, um gerade jungen Leuten neue Perspektiven zu bieten. Die Entwicklungszusammenarbeit trägt so auch zur regionalen Sicherheit bei – und macht überdies lebensnahe Alternativangebote.


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Deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Tschad

Tschad gehört zu den Nexus- und Friedenspartnern (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit mit diesen Partnern wird vor allem an den strukturellen Ursachen von Konflikten, Flucht und Gewalt gearbeitet.

Die bilaterale (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) staatliche Entwicklungszusammenarbeit als weiteres Element der zwischenstaatlichen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Tschad ist seit 2008 eingestellt. Ab 2025 sollen aber in diesem Rahmen wieder Projekte in eingeschränktem Umfang unterstützt werden. Schwerpunkte der Zusammenarbeit sollen die Ausbildungs- und Beschäftigungsförderung sowie die Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme werden.

Derzeit fördert das BMZ Maßnahmen im Rahmen der sogenannten Kriseninstrumente: der strukturbildenden Übergangshilfe und der Sonderinitiative „Geflüchtete und Aufnahmeländer“.

Darüber hinaus unterstützt Deutschland die Menschen in Tschad über die Entwicklungszusammenarbeit mit Regionalorganisationen, etwa mit der Tschadseebecken-Kommission (Commission du Bassin du Lac Tchad, CBLT), der Zentralafrikanischen Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft (CEMAC (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) und der Zentralafrikanischen Forstkommission (COMIFAC (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)). Außerdem leistet die Bundesregierung Beiträge zu Programmen der Europäischen Union und verschiedener multilateraler (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Geber und fördert die nichtstaatliche Entwicklungszusammenarbeit in Tschad.

Übergangshilfe

Im Fokus der strukturbildenden Übergangshilfe stehen die Ernährungssicherung, die Stärkung der Resilienz (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und die Verbesserung der Lebensgrundlagen der lokalen Bevölkerung und der Geflüchteten. Die Unterstützung soll den Menschen unmittelbar zugutekommen und wird regierungsfern gestaltet. Sie erfolgt vor allem über Organisationen der Vereinten Nationen, insbesondere über das Welternährungsprogramm (WFP (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) und das Kinderhilfswerk UNICEF (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen).

Tschad zählt zu den Empfängerländern der von BMZ, GIZ (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen), WFP und UNICEF vereinbarten Sahel-Resilienz-Partnerschaft. Gefördert werden unter anderem die landwirtschaftliche Produktion, Schulspeisungen, die Verbesserung der Trinkwasser- und Sanitärversorgung, der Kapazitätsaufbau in lokalen Verwaltungen sowie Mechanismen zur friedlichen Konfliktlösung. Besonders vulnerable (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Haushalte werden durch kurzfristige Bargeldtransfers und Sozialdienstleistungen unterstützt.

Sonderinitiative „Geflüchtete und Aufnahmeländer“

Mittel dieser BMZ-Sonderinitiative fließen vor allem in den Bau von Infrastruktur im Osttschad, wo eine große Zahl Geflüchteter aus dem Sudan versorgt muss (siehe auch: Politische Situation). Im Westteil des Landes, der von bewaffneten Konflikten betroffen ist, werden Maßnahmen zur Friedens- und Beschäftigungsförderung finanziert.

Aktuelle Situation

Entwicklungspolitische Kennzahlen

  • Tschad
  • Deutschland

Allgemeine Informationen

Hinweise für die Nutzung

Klicken Sie sich durch die oben angeordneten verschiedenen Rubriken und finden Sie aktuelle Zahlen aus Tschad sowie – zum Vergleich – aus Deutschland.

Weitere Informationen zu den einzelnen Daten und die Quellenangabe können Sie mithilfe des i-Zeichens abrufen.

Tschad Hauptstadt N’Djamena

Gesamtbevölkerung

in Millionen (2023)
19,32
83,28

Fläche

in Quadratkilometern
1.284.000
357.600

Rang im HDI

Index der menschlichen Entwicklung (HDI), 193 Länder (Ränge können mehrfach belegt sein)
189
NE
Flagge von Niger
189
TD
Flagge von Tschad
191
CF
Flagge der Zentralafrikanischen Republik
5
SE
Flagge von Schweden
7
DE
Flagge von Deutschland
7
IE
Flagge von Irland

Stand: 15.11.2024