Soziale Situation Wirtschaftliche und gesellschaftliche Teilhabe stark eingeschränkt

Ein großer Teil der Bevölkerung Tschads hat kaum Zugang zu wirtschaftlichen und sozialen Grundrechten. Besonders betroffen sind Frauen, Jugendliche und die ländliche Bevölkerung. Menschen mit Behinderung sind von sozialer Teilhabe weitgehend ausgeschlossen.

Gesundheitseinrichtung für unterernährte Kinder, Notre Dame des Apotres in N`Djamena, Tschad

Gesundheitseinrichtung für unterernährte Kinder, Notre Dame des Apotres in N`Djamena, Tschad

Gesundheitseinrichtung für unterernährte Kinder, Notre Dame des Apotres in N`Djamena, Tschad

Die Bevölkerung Tschads setzt sich aus etwa 200 ethnischen Gruppen, die verschiedene Sprachen sprechen, zusammen. Informelle Netzwerke sowie Clan- und Familienstrukturen spielen in allen Regionen eine bedeutsame Rolle.

Rund 30 Prozent der etwa 18,3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner leben in extremer Armut. Ebenso hoch liegt der Anteil der unterernährten Menschen im Land. Die Lebenserwartung liegt bei 53 Jahren. Die Kindersterblichkeitsrate ist eine der höchsten weltweit: Etwa jedes zehnte Kind stirbt in den ersten fünf Lebensjahren. Auch die Zahl der Frauen, die während der Schwangerschaft oder Geburt sterben, ist besorgniserregend hoch. Nur die Hälfte der Bevölkerung verfügt über eine zumindest grundlegende Trinkwasserversorgung, nur elf Prozent haben eigene sanitäre Anlagen. Lediglich zwölf Prozent der Bevölkerung haben Zugang zur Stromversorgung, auf dem Land sind es unter zwei Prozent.


Humanitäre Krise

Tschad ist immer wieder von Dürren und Überschwemmungen betroffen. So sorgten schwere Regenfälle im Sommer 2024, insbesondere im Südwesten des Landes, für massive Überschwemmungen. Fast zwei Millionen Menschen waren nach Angaben des UN-Amtes für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) betroffen. Häuser, Schulen, Gesundheitseinrichtungen und Verkehrswege wurden zerstört, Ackerflächen überflutet.

Bereits im Februar 2024 hatte die tschadische Regierung den Ernährungsnotstand ausgerufen. Sechs Millionen Menschen waren nach OCHA-Angaben im Frühjahr 2024 auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Überschwemmungen haben die Situation weiter verschärft.

Bildung

Die Bevölkerung Tschads wächst jährlich um etwa drei Prozent. Fast die Hälfte der Einwohnerinnen und Einwohner ist unter 15 Jahre alt. Den jungen Menschen fehlt es an Bildungs- und Jobperspektiven.

Das Bildungssystem weist große Defizite auf. Etwa jedes fünfte Kind im Grundschulalter geht nicht zur Schule, wobei der Anteil bei den Mädchen deutlich höher liegt als bei den Jungen. Weniger als die Hälfte der eingeschulten Kinder schließt die Grundschule ab. Etwa drei Viertel der Erwachsenen sind Analphabeten.

Gleichberechtigung

Tschad bekennt sich in seiner Verfassung zur Gleichberechtigung der Geschlechter. Frauen sind jedoch in allen Lebensbereichen weiterhin stark benachteiligt. Gewalt gegen Frauen und Kinder ist verbreitet, wird aber nur selten geahndet. Wirksame Beschwerdemechanismen für Menschenrechtsverletzungen sind nicht vorhanden.

Stand: 15.11.2024