Straßenszene in N'Djamena, der Hauptstadt des Tschad: Eine lange Reihe Menschen gehen über eine geschotterte Straße.

Wirtschaftliche Situation Starke Abhängigkeit von Erdölexporten

Um die Armut in Tschad zu verringern, braucht es grundlegende wirtschaftliche Reformen, eine Ausweitung der Wirtschaftstätigkeit auf neue Märkte, eine wirksame Bekämpfung von Korruption und Verbesserungen im Bildungssystem.

Nach zwei Rezessionsjahren infolge der Corona-Pandemie erholte sich die Wirtschaft Tschads ab 2022. Im Jahr 2023 nahm das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 4,1 Prozent zu. 2024 rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) mit einem BIP-Wachstum von 3,2 Prozent, für die Folgejahre mit ähnlichen Werten. Allerdings ist die weitere Entwicklung mit Risiken behaftet, dazu zählen zum Beispiel sinkende Ölpreise, politische Instabilität, regionale Konflikte oder klimawandelbedingte Naturkatastrophen.

2017 legte die Regierung Tschads einen nationalen Entwicklungsplan für den Zeitraum bis 2021 vor, der sich an den Zielen der Agenda 2030 (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) der Vereinten Nationen und der Agenda 2063 (Externer Link) der Afrikanischen Union (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) orientierte. In den Folgejahren fehlten jedoch das notwendige politische Engagement und die finanziellen Mittel, um ihn erfolgreich umzusetzen. Der für 2022 zugesagte Nachfolgeplan wurde bislang nicht veröffentlicht (Stand: Oktober 2024).

Im aktuellen SDG-Index (Externer Link), der die Fortschritte bei der Erreichung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung bewertet, belegt Tschad Platz 165 von 167 ausgewerteten Ländern.


Zu wenig Investitionen in Wirtschaft und Infrastruktur

Ein erhebliches Problem ist die fehlende Diversifizierung der Wirtschaft: Ein großer Teil der Staatseinnahmen stammt aus der Erdölproduktion, andere Wirtschaftsbereiche sind kaum entwickelt. Entsprechend groß ist die Abhängigkeit des Landes von der Entwicklung der Rohstoffweltmärkte.

Tschad verfügt über keine funktionierende Marktwirtschaft, es fehlt an privatem Kapital für Investitionen. Das Straßensystem Tschads ist nur unzureichend ausgebaut. Während der Regenzeit sind weite Teile des Landes nicht per Fahrzeug zu erreichen – ein deutliches Entwicklungshemmnis angesichts der Binnenlage Tschads und der großen Entfernungen zu den Seehäfen.

Rund 70 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner leben von der Landwirtschaft, die sie vorwiegend zur Selbstversorgung betreiben. Eine zunehmende Zahl extremer Wetterereignisse wie Dürren und Überschwemmungen infolge des Klimawandels lässt die landwirtschaftlichen Erträge stark schwanken. Bestehende Konflikte um Ressourcen wie Boden und Wasser werden verschärft.

Schuldenkrise

Weltbank (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und IWF schätzen das Überschuldungsrisiko des Landes als hoch ein. Der durch die Corona-Pandemie ausgelöste Einbruch des Ölpreises hatte die öffentlichen Finanzen stark unter Druck gesetzt. In der Folge hatte Tschad als erstes Land eine Umschuldung unter dem neuen G20 (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)-Rahmenwerk für Schuldenbehandlungen (Common Framework for Debt Treatments beyond the DSSI) beantragt. Eine Einigung, die den Weg für eine weitere Finanzierung durch den Internationalen Währungsfonds ebnete, wurde Ende 2022 erzielt. Die Umsetzung der Schuldenrestrukturierung wurde jedoch wegen zwischenzeitlich gestiegener Erdölpreise vertagt. Deutschland zählt nicht zu den Gläubigern des Landes.

Stand: 15.11.2024