Straßenszene in N'Djamena, der Hauptstadt des Tschad: Eine lange Reihe Menschen gehen über eine geschotterte Straße.

Wirtschaftliche Situation Starke Abhängigkeit von Erdölexporten

2016 rutschte Tschad aufgrund gesunkener Erdölpreise in eine tiefe wirtschaftliche Krise. Nach zwei Rezessionsjahren erholte sich die Wirtschaft ab 2018 leicht. Ab 2020 ging das Bruttoinlandsprodukt (BIP) aufgrund der Corona-Pandemie jedoch erneut zurück. Für 2022 und 2023 rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) mit einem BIP-Wachstum von 3,3 beziehungsweise 3,4 Prozent.

Um die Armut im Land zu verringern, braucht es grundlegende wirtschaftliche Reformen, eine Ausweitung der Wirtschaftstätigkeit auf neue Märkte, eine wirksame Bekämpfung von Korruption und Vetternwirtschaft und Verbesserungen im Bildungssystem. Die Regierung Tschads hat zwar einen nationalen Entwicklungsplan vorgelegt, der sich an den Zielen der Agenda 2030 (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) der Vereinten Nationen und der Agenda 2063 (Externer Link) der Afrikanischen Union orientiert. Für eine erfolgreiche Umsetzung dieses Plans sind jedoch bislang weder das politische Engagement noch die finanziellen Mittel ausreichend. Im SDG-Index 2022 (Externer Link), der die Fortschritte bei der Erreichung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung bewertet, belegt Tschad Platz 161 von insgesamt 163 Ländern.


Zu wenig Investitionen in Wirtschaft und Infrastruktur

Ein erhebliches Problem ist die fehlende Diversifizierung der Wirtschaft: Ein großer Teil der Staatseinnahmen stammt aus der Erdölproduktion, andere Wirtschaftsbereiche sind kaum entwickelt. Entsprechend groß ist die Abhängigkeit des Landes von der Entwicklung der Rohstoffweltmärkte.

Tschad verfügt über keine funktionierende Marktwirtschaft, es fehlt an privatem Kapital für Investitionen. Das Straßensystem Tschads zählt zu den am schlechtesten ausgebauten in Afrika. Während der Regenzeit sind weite Teile des Landes nicht per Fahrzeug zu erreichen – ein deutliches Entwicklungshemmnis angesichts der Binnenlage Tschads und der großen Entfernungen zu den Seehäfen.

Rund 70 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner leben von der Landwirtschaft, die sie nur zur Selbstversorgung betreiben. Eine zunehmende Zahl extremer Wetterereignisse wie Dürren und Überschwemmungen infolge des Klimawandels lässt die landwirtschaftlichen Erträge stark schwanken. Bestehende Konflikte um Ressourcen wie Boden und Wasser werden verschärft.

Schuldenkrise

Weltbank (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und IWF schätzen das Überschuldungsrisiko des Landes als hoch ein. Der durch die Corona-Pandemie ausgelöste Einbruch des Ölpreises hatte die öffentlichen Finanzen stark unter Druck gesetzt. In der Folge hatte Tschad als erstes Land eine Umschuldung unter dem neuen G20 (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)-Rahmenwerk für Schuldenbehandlungen (Common Framework for Debt Treatments beyond the DSSI) beantragt. Eine Einigung, die den Weg für eine weitere Finanzierung durch den Internationalen Währungsfonds ebnete, wurde Ende 2022 erzielt. Die Umsetzung der Schuldenrestrukturierung wurde jedoch wegen zwischenzeitlich gestiegener Erdölpreise vertagt. Deutschland zählt nicht zu den Gläubigern des Landes.

Stand: 18.04.2023