Reise Entwicklungsministerin Schulze besucht Tschad, das den vielen Flüchtlingen aus Sudan große Solidarität entgegenbringt
Schulze: „Die Lage der Menschen im Sudan bekommt viel zu wenig Aufmerksamkeit. Dabei handelt es sich um die derzeit größte Vertreibungskrise weltweit. Mehr als 90 Prozent der Flüchtlinge, die es bis in den Tschad schaffen, sind Frauen und Kinder. Die Männer sind oft getötet oder zwangsrekrutiert worden. Viele Frauen leiden extrem unter den Folgen von Gewalt, die sie auf der Flucht erlebt haben. Sie kommen in ein Land, das selbst zu kämpfen hat, mit Unsicherheit, Dürren, Überschwemmungen und Hunger. Trotzdem: Tschad errichtet keine Zäune, sondern zeigt Solidarität mit den Flüchtlingen. Die Bevölkerung teilt ihre kostbarsten Güter: Trinkwasser, Land, Schulen, Krankenstationen, Dörfer und Städte. Deutschland wird Tschad künftig verstärkt bei seinen Anstrengungen unterstützen, neue Lebensgrundlagen für Flüchtlinge zu schaffen, damit die Menschen bleiben und sich eine neue Existenz aufbauen können. Das ist sehr wichtig, damit die Menschen nicht dauerhaft am Tropf der Nothilfe hängen, eine neue Heimat finden und langfristig auch zur Entwicklung der Region beitragen können.“
Schulze reist zunächst in die tschadische Hautstadt N‘Djamena, um mit Regierung und Zivilgesellschaft über die aktuelle Lage und Erfordernisse zu sprechen. Im Osten Tschads wird sie bis nach Adré an der Grenze zum Sudan fahren, die derzeit täglich von hunderten Flüchtlingen überschritten wird. In Adré wird Schulze provisorische Flüchtlingscamps, ein Ernährungszentrum und eine Krankenstation besuchen, die Tschad zusammen mit dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR und der Internationalen Organisation für Migration (IOM) aufgebaut hat. Im Landesinneren sind zudem Besuche bei Projekten des Welternährungsprogramms WFP, die vom BMZ unterstützt werden, und der deutschen Nichtregierungsorganisation HELP geplant, mit denen Aufnahmegemeinden von Flüchtlingen und tschadische Rückkehrer*innen unterstützt werden. Zugleich zeigen sie Wege auf für die Integration von Flüchtlingen – und damit für ein friedliches Zusammenleben von Einheimischen und Neuankömmlingen.
Tschad gewährt Flüchtlingen großzügig Zuflucht. Inzwischen sind insgesamt 1,2 Millionen Flüchtlinge aus den Nachbarländern aufgenommen worden, nicht nur 700.000 Menschen aus Sudan, sondern auch Menschen aus der Zentralafrikanischen Republik, Niger und Nigeria, denn auch andere Konflikte in der Region zwingen Menschen zur Flucht. Sie erhalten Zugang zu Land, Beschäftigung und soziale Dienstleistungen. Die tschadische Flüchtlingspolitik und das Bemühen, dauerhafte Lösungen für die Flüchtlinge zu finden, sind beispielhaft. So hat sich Tschad beim Globalen Flüchtlingsforum in Genf im vergangenen Jahr verpflichtet, die Lage der Flüchtlinge zu verbessern. Darunter fallen verschiedene Maßnahmen. Neben der Vergabe von Land in den Flüchtlingsaufnahmegebieten für Ackerbau und Viehzucht auch die Ausstellung von 500.000 Flüchtlingsausweisen.
Zugleich gewinnt Tschad als Partner Deutschlands im Sahel an Bedeutung, obwohl auch dort Defizite bei Menschenrechten und Demokratie bestehen. Während sich die drei zentralen Sahelstaaten Burkina Faso, Niger und Mali zunehmend Russland zuwenden, pflegt Tschad auch gute Beziehungen zum Westen.
Deutschlands entwicklungspolitisches Engagement kommt direkt der Bevölkerung zugute. Zusätzlich zu den laufenden Projekten stellt das BMZ für klimaangepassten Ackerbau, sichere Wasserversorgung, verbesserte Ernährung, mehr Schulen und verlässlichere Gesundheitsversorgung in Tschad 57 Millionen Euro in diesem Jahr bereit. Für die Unterstützung der Sahel-Region setzt sich außerdem das Gebernetzwerk Sahel-Allianz ein, dessen Präsidentschaft Schulze seit Juli vergangenen Jahres innehat.
Weitere Informationen zum entwicklungspolitischen Engagement Deutschlands in Tschad gibt es unter www.bmz.de/tschad