Sonderinitiative Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme
Zudem werden mehr Investitionen in Bildung und Ausbildung, in Infrastruktur und in Wertschöpfung vor Ort gebraucht.
Erforderlich ist außerdem mehr Geschlechtergerechtigkeit – denn Frauen sind entscheidend für die Ernährungssicherheit, werden aber noch zu oft daran gehindert, ihre Potenziale zu nutzen. Hätten Frauen den gleichen Zugang zu Produktionsressourcen wie Männer, könnten sie ihre Erträge deutlich steigern und weniger Menschen müssten an Hunger leiden.
Unser Engagement
Mit der neu ausgerichteten Sonderinitiative „Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“ trägt die deutsche Entwicklungspolitik dazu bei, Hunger und Mangelernährung zu bekämpfen.
Im Rahmen des BMZ-Kernthemas „Leben ohne Hunger“ ist die Initiative ein wichtiges Instrument, um schnell und effektiv Wirkung zu erzielen und das Recht aller Menschen auf gesunde Nahrung durchzusetzen.
Die Sonderinitiative stärkt die drei Aktionsfelder der deutschen Entwicklungszusammenarbeit Ernährungssicherung, ländliche Entwicklung und Landwirtschaft. Dabei setzt sie zukünftig neue Akzente durch:
- Beiträge zu einer globalen Strukturpolitik auf multilateraler und internationaler Ebene,
- Förderung der Geschlechtergerechtigkeit,
- Entwicklung und Erprobung innovativer Ansätze sowie Förderung von praxisnaher Forschung und
- Integration der Sonderinitiative in die laufende Zusammenarbeit mit den Partnerländern – um den Aufbau von nachhaltigen Agrar- und Ernährungssystemen noch besser zu fördern.
Während der deutschen G7 (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)-Präsidentschaft 2022 bekräftigten die G7-Staaten ihr Ziel, bis 2030 500 Millionen Menschen von Hunger und Mangelernährung zu befreien. Auch um dieses Ziel erreichen zu können, ist die langfristige Transformation von Landwirtschafts- und Ernährungssystemen in Entwicklungsländern – hin zu mehr Resilienz (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen), Nachhaltigkeit und Geschlechtergerechtigkeit – erforderlich.
Zahlen und Fakten
Seit 1990 wurden große Erfolge bei der weltweiten Hungerbekämpfung erzielt. Doch seit einigen Jahren steigt die Zahl der Hungernden wieder.
- Schon vor der Corona-Krise hungerten mehr als 600 Millionen Menschen. 2022 waren es inzwischen rund 735 Millionen.
- Die Pandemie und ihre Folgen haben die Situation verschärft: Lieferketten sind unterbrochen, Einkommensmöglichkeiten und Arbeitsplätze gingen verloren.
- Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat die Situation weiter verschlimmert. Es droht die schlimmste Hungersnot seit dem Zweiten Weltkrieg. Laut ersten Prognosen der Welternährungsorganisation (FAO) wird der Krieg zu einem weiteren drastischen Anstieg der Zahl der Hungernden führen.
Im Detail Die BMZ-Sonderinitiative „Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) investiert jährlich rund zwei Milliarden Euro in die weltweite Ernährungssicherung, Landwirtschaft und ländliche Entwicklung.
Rund ein Viertel der Mittel fließen in die Sonderinitiative „Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“, deren Vorläuferin das BMZ 2014 ins Leben gerufen hat. Sie wird in Partnerländern aktiv, die besonders von Hunger und Fehlernährung betroffen sind. Die Initiative umfasst rund 300 Projekte, ihr Schwerpunkt liegt auf der Förderung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft in Afrika.
Fragen und Antworten zur Sonderinitiative
Wie wollen wir die Agrarpolitik der Zukunft gestalten?
Um den Hunger zu beenden und weil die Weltbevölkerung wächst, muss die globale Nahrungsmittelproduktion bis 2050 um etwa 60 Prozent steigen – auf den vorhandenen Flächen, mit den vorhandenen Wasserressourcen. Dazu ist schnellstmöglich eine umfassende Anpassung der bisherigen Landwirtschaft erforderlich: Sie muss nachhaltiger und ressourcenschonender werden. Unter anderem soll dies erreicht werden durch besseres Saatgut, zielgenaue Bewässerung, einen an die lokalen Verhältnisse angepassten Einsatz von Maschinen und durch die Vermeidung von Verlusten nach der Ernte, die zum Beispiel bei Transport und Lagerung der Nahrungsmittel entstehen können. Außerdem muss die Landwirtschaft der Zukunft die Biodiversität bewahren und Abholzungen verhindern.
Warum sind Kleinbäuerinnen und -bauern Zielgruppe der Sonderinitiative?
Die kleinbäuerliche Landwirtschaft ist die vorherrschende Bewirtschaftungsform in Entwicklungsländern und liefert dort den Großteil der benötigten Nahrungsmittel. Wenn arme Kleinbauernfamilien mehr ernten und mehr verkaufen, so hilft das nicht nur ihnen selbst, sondern es kommen insgesamt mehr und bezahlbare Nahrungsmittel auf den Markt – ein Schritt zu mehr Ernährungssicherheit auf dem Land und in den Städten. Die Sonderinitiative fördert besonders Frauen, da sie eine Schlüsselrolle bei der Ernährungssicherung spielen.
Wie hat die Sonderinitiative auf die Coronakrise reagiert?
Die Programme der Sonderinitiative „Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“ sollen Kleinbäuerinnen und -bauern langfristig widerstandsfähig (resilient) gegen verschiedene Arten von Krisen machen. Um die Folgen der Corona-Pandemie abzumildern, hat das BMZ kurzfristig zusätzliche Aktivitäten gestartet. Unter anderem wurden Lebensmittel, Saatgut und Dünger bereitgestellt. Maßnahmen, die Nachernteverluste vermeiden sollen und zu mehr Vielfalt im Anbau beitragen, werden aktuell ausgeweitet, um Kleinbauernfamilien während der Pandemie zu stärken. Um den Gesundheitsschutz zu verbessern, wurden Aufklärungsprogramme gestartet und bei Schulungen werden Schutzmasken verteilt.
Informationen zum globalen Corona-Sofortprogramm des BMZ finden Sie hier.
Wie hat die Sonderinitiative auf den Ukraine-Krieg reagiert?
Für Maßnahmen der Sonderinitiative standen 2022, über das bisherige Budget hinaus, zusätzlich 525 Millionen Euro zur Verfügung. Ziel ist, die landwirtschaftliche Produktion zu sichern, den Agrarhandel aufrechtzuerhalten und die Armuts- und Hungerrisiken zu reduzieren.
Die Maßnahmen konzentrieren sich vor allem auf Afrika, den Nahen Osten und Länder, die von den aktuellen Preissteigerungen für Nahrungsmittel besonders betroffen sind.
Warum ist Hungerbekämpfung auch Friedenspolitik?
Armut, Konflikte und der Klimawandel gehören zu den Hauptursachen von Hunger (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen). Gleichzeitig führen Hunger oder eine unsichere Ernährungslage zu neuer Armut und können Unruhen und Konflikte auslösen oder verstärken. Investitionen in ländliche Entwicklung und Ernährungssicherung tragen entscheidend dazu bei, diesen sich selbst verstärkenden Kreislauf zu unterbrechen. Die Sonderinitiative „Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“ leistet dadurch einen wichtigen Beitrag zur Friedenssicherung und zur Bekämpfung von Fluchtursachen.
Mit wem arbeitet das BMZ zusammen?
Intensive Kooperation ist ein Leitprinzip der Sonderinitiative: Das BMZ arbeitet mit Partnern aus Zivilgesellschaft (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen), Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kirchen sowie den Durchführungsorganisationen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) GIZ und KfW zusammen.
Wichtige Partner in Afrika sind dabei das pan-afrikanische Netzwerk zur Agrarförderung der Afrikanischen Union (Comprehensive Africa Agriculture Development Programme, CAADP) und die Einrichtungen der internationalen Agrarforschung.
Stand: 08.06.2023