Fachlicher Hintergrund Zehn Handlungsempfehlungen für eine Welt ohne Hunger
1. Produktivität steigern – mit Agrarökologie
- Anbaumethoden, die Böden und Wasserressourcen schonen
- sparsamer Einsatz von Dünger
- angepasstes Saatgut
- zielgenaue Bewässerung
- angepasste Mechanisierung
- Mittel bündeln durch Genossenschaften oder Bauernorganisationen
- digitale Innovationen, etwa Apps für Fortbildungen oder Wetter‐ und Marktpreisinformationen
2. Landwirtschaft klimafreundlich und widerstandsfähiger gegen die Folgen des Klimawandels machen
- weltweites entschlossenes Eindämmen des Klimawandels
- Verringerung von Treibhausgas-Emissionen durch Diversifizierung des Anbaus, weniger Einsatz von Dünger, Pestiziden und fossilen Energien
- Einsatz von gegenüber Dürre widerstandsfähigen Pflanzensorten und effizienten Bewässerungstechniken, mehrstufiger Anbau von unterschiedlich hohen, schattenspendenden Pflanzen in der Agroforstwirtschaft
- klimafreundliche Stromversorgung durch den Ausbau erneuerbarer Energien, Aufbau dezentraler Stromnetze, die Biomasse, Wind oder Sonne als Energiequellen nutzen
- Absicherung gegen Ernteausfälle und andere Klimarisiken durch Klimarisikoversicherungen
3. Mehr lokale Wertschöpfung ermöglichen
- Steigerung von Einkommen und Schaffung von Arbeitsplätzen durch Investitionen in Infrastruktur, Energieversorgung, Bildung, Ausbildung und die Verbreitung von Wissen
- Förderung von bäuerlichen Zusammenschlüssen wie Genossenschaften (gemeinsame Anschaffung und Nutzung von Landmaschinen, gemeinsame Produktvermarktung)
- Förderung digitaler Anwendungen wie SMS‐Info‐Dienste
4. Mehr in Forschung investieren
- Förderung einer praxisorientierten Agrarforschung
- Sicherung der genetischen Vielfalt landwirtschaftlich genutzter Pflanzen und Tiere, Schutz von Ökosystemen mit hoher Biodiversität
- Aufbau von Saatgutbanken, Wiedereinführung alter Sorten, konventionelle Züchtung neuer, an das Klima angepasster Sorten
5. Innerafrikanischen Handel fördern
- Enge Zusammenarbeit der Europäischen Union mit der neuen afrikanischen Freihandelszone (AfCFTA)
- Entwicklungspolitische Beratung bei der Reform und Anpassung nationaler Handelspolitik, beim Abbau von Zollvorgaben und technischen Handelsbarrieren, beim Ausbau des Online-Handels und bei der Digitalisierung von Handelsprozessen
6. Fairen globalen Handel ermöglichen
- Welthandelssystem fairer gestalten
- Aufbau einer neuen Handelspartnerschaft zwischen der EU und der Afrikanischen Union
- erleichterter Zugang zu Märkten für ärmere Länder
- Abbau von wettbewerbsverzerrenden Subventionen in den reicheren Ländern
- Unterstützung afrikanischer Länder bei der Einhaltung von Qualitätsstandards und der Zertifizierung von landwirtschaftlichen Produkten
- konsequente Umsetzung des europäischen Leitbildes für nachhaltige Entwicklung (Europäischer Grüner Deal (Externer Link), „Hof auf den Teller“-Strategie (Externer Link))
- in Handelsabkommen Anreize setzen, natürliche Ressourcen zu schützen
7. Globale Lieferketten fair und nachhaltig gestalten
- faire Arbeitsbedingungen sowie existenzsichernde Produktpreise und Löhne in den Produktionsländern sicherstellen
- illegale Entwaldung, unsachgemäße Entsorgung von Schadstoffen und Abfällen sowie andere Formen der Umweltzerstörung konsequent ausschließen
- Ergänzung freiwilliger Brancheninitiativen und Nachhaltigkeitssiegel durch verbindliche Regeln für Unternehmen sowohl in Deutschland (Lieferkettengesetz) als auch auf europäischer Ebene
- verantwortungsvollen Konsum fördern durch klare Kennzeichnung der Produktherkunft
8. Teilhabe und Rechte sichern
- gleichberechtigten Zugang zu Land und Landrechte für Frauen wie Männer gewährleisten (beispielsweise durch Reform des Erbrechts)
- Aufbau von Katastersystemen zur formalen Dokumentation von Landrechten
- Frauen Zugang zu Krediten verschaffen, um ihnen Investitionen und Weiterbildung zu ermöglichen
9. Krisen vorbeugen, Frieden stiften und erhalten
- enge Verknüpfung schneller humanitärer Hilfe bei Hungerkrisen mit längerfristiger Friedenssicherung und nachhaltiger Entwicklung, Erarbeitung politischer Lösungen für Konflikte
- Ausbau der Zusammenarbeit mit multilateralen Organisationen wie dem Welternährungsprogramm (WFP (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen))
10. Finanzierung für eine Welt ohne Hunger verdoppeln
- Steigerung der weltweiten Investitionen in Ernährungssicherung, Landwirtschaft und ländliche Entwicklung sowohl durch die Geberländer als auch durch die Entwicklungs- und Schwellenländer
- Voraussetzungen für eine produktivere, nachhaltige Landwirtschaft in von Hunger betroffenen Ländern schaffen: Bekenntnis zum Menschenrecht auf Nahrung, Aufbau sozialer Sicherungssysteme, Investitionen in ein nachhaltiges, faires und inklusives Agrar‐ und Ernährungssystem
- Leistungen der G7 (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) für Ernährungssicherung im Laufe der nächsten zehn Jahre verdoppeln
Stand: 29.12.2022