Ein Mann auf einem Staudamm, von dem Wasser für die Bewässerung der Felder der Bauernkooperative Mitooni in Kenia abgeleitet wird.

Integriertes Wasserressourcenmanagement (IWRM) Interessen aller berücksichtigen

Leitbild der deutschen Entwicklungszusammenarbeit im Wassersektor ist das Konzept des integrierten Wasserressourcenmanagements (IWRM). Das Konzept soll die soziale und wirtschaftliche Entwicklung fördern und zugleich den Erhalt der Ökosysteme sichern, die Wasser speichern und reinigen. Wesentlicher Aspekt des IWRM ist der faire Interessenausgleich zwischen den verschiedenen wassernutzenden Akteurinnen und Akteuren – auch über nationale Grenzen hinweg.

Weltweit steigt die Wassernachfrage und der Klimawandel erhöht in vielen Regionen die Gefahr, dass der Bedarf die Verfügbarkeit deutlich übersteigt. So kommt es unweigerlich zu Konflikten zwischen verschiedenen Wassernutzergruppen, etwa zwischen Landwirtschaft, Industrie und Tourismus oder zwischen wachsenden Städten und ihrem Umland.

Mit dem integrierten Wasserressourcenmanagement lassen sich die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) auf den Wassersektor übertragen. Das Konzept sieht vor, alle Nutzergruppen miteinzubeziehen und politische und wirtschaftliche Interessen mit den sozialen Grundbedürfnissen der Menschen sowie ökologischen Erfordernissen in Einklang zu bringen.

Bei grenzüberschreitenden Wassereinzugsgebieten ist die Zusammenarbeit oft eine Herausforderung. Das gemeinsame Vorgehen bietet jedoch Chancen zur Kooperation und kann zu regionaler Stabilität und Entwicklung beitragen (siehe auch: Grenzüberschreitendes Wassermanagement).

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) fördert das nachhaltige und faire Management der Wasserressourcen auf verschiedenen Ebenen:


Voraussetzung für eine nachhaltige und effiziente Bewirtschaftung von Wasserressourcen ist eine leistungsfähige und transparente Verwaltung, die den Verbrauch von Wasser und den Umgang mit Abwässern klar regelt, bepreist und überwacht. Im Rahmen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit werden Ministerien und kommunale Verwaltungen dabei beraten, einen entsprechenden Rechtsrahmen zu entwickeln, passende Behördenstrukturen aufzubauen und Möglichkeiten der Mitwirkung für die Bürgerinnen und Bürger zu schaffen, zum Beispiel in Nutzungsgemeinschaften. Dabei achtet das BMZ darauf, dass Frauen sowie indigene Gruppen in angemessener Weise in Planungs- und Managementprozesse einbezogen werden.

Verlässliche Daten sind die Grundlage für eine nachhaltige (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und faire Ressourcennutzung. Das BMZ fördert die Erkundung von Wasserressourcen, den Aufbau von Datenbanken und Brunnenkatastern und die Digitalisierung im Wassersektor. Auf dieser Basis können Wasserhaushalt und -qualität kontinuierlich überwacht, wasserwirtschaftliche Probleme frühzeitig erkannt und illegale Wasserentnahmen verhindert werden.

Wasserknappheit entsteht häufig durch mangelhaftes Management und einen unwirtschaftlichen Umgang mit der Ressource. In vielen Ländern muss das gesellschaftliche Bewusstsein dafür, dass Wasser ein kostbares und knappes Gut ist, noch geschärft werden. Das BMZ unterstützt Maßnahmen, um den Wasserverbrauch zu verringern, die Effizienz – etwa in der Landwirtschaft oder im Energiesektor – zu erhöhen und die Nutzung der Ressource durch angemessene und sozial verträgliche Wasserpreise zu steuern.

Dort, wo nicht genügend Wasser verfügbar ist, fördert das BMZ Maßnahmen, um das Angebot zu erhöhen. Dazu gehören technische Lösungen wie die Abwasseraufbereitung, die Grundwasseranreicherung durch Regenwasser oder die Entsalzung von Meerwasser. Doch auch naturbasierte Lösungen spielen eine wichtige Rolle, etwa die Renaturierung von Feuchtgebieten oder die effizientere Nutzung von Regenwasser in der Landwirtschaft.

Grundwasser wird durch Niederschläge und Versickerung regelmäßig wieder aufgefüllt und kann für die Trinkwasserversorgung oder die Bewässerung in der Landwirtschaft genutzt werden. Um eine nachhaltige Nutzung zu gewährleisten, ist es wichtig, nicht mehr Grundwasser zu entnehmen, als sich über Niederschlag und Versickerung neu bildet. Hierfür braucht es geeignete Überwachungssysteme und ein wirkungsvolles Management der Ressource. Dazu gehört zum Beispiel, Wasserentnahmen zu regulieren und Grundwasserschutzgebiete auszuweisen.

Sehr tief liegende, sogenannte fossile Grundwasservorkommen werden sehr wenig oder gar nicht durch Niederschläge und Versickerung erneuert und können daher nicht nachhaltig bewirtschaftet werden. Sie sollten als strategische Reserve zurückgehalten werden, damit sie in Not- und Katastrophensituationen für die Trinkwasserversorgung zur Verfügung stehen. Das BMZ fördert daher keine Vorhaben, die die Nutzung von fossilem Grundwasser für andere Zwecke, etwa für die Landwirtschaft, vorsehen.

Recyclingzentrum in Ghana

Die Wasserressourcen sind durch Dünger und Pestizide, industrielle Abfälle und auch durch fäkale Verschmutzung aufgrund mangelhafter Abwasserentsorgung bedroht. Um Gewässer zu schützen, fördert das BMZ ein nachhaltiges und kreislauforientiertes Abwassermanagement und unterstützt die umweltgerechte Entsorgung von Abfällen und Abwässern sowie den verantwortlichen Umgang mit Düngemitteln und Pestiziden.

Wasser ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor: Nach Schätzungen sind mehr als drei Viertel der globalen Arbeitsplätze von Wasser abhängig. Das BMZ setzt sich daher dafür ein, dass die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Wirtschafts- und Lebensbereichen berücksichtigt werden (siehe auch: Wasser, Energie und Ernährungssicherheit: der Nexus-Ansatz) und Wasseraspekte national wie international stärker in die Wirtschafts-, Industrie- und Finanzpolitik einfließen.

In den Industrieländern werden viele Produkte aus Entwicklungsländern konsumiert, deren Herstellung dort zur Übernutzung oder Verschmutzung von Wasserressourcen beitragen. Der sogenannte Wasserfußabdruck gibt Auskunft über den direkten und indirekten Wasserverbrauch von Produkten: Es wird die gesamte Wassermenge betrachtet, die in den Herstellungsregionen eingesetzt oder verschmutzt wird oder im Laufe des Produktionsprozesses verdunstet.

In Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, zum Beispiel mit der Textilindustrie, setzt sich das BMZ für eine ressourcenschonende Produktion ein. Im Rahmen des Lieferkettengesetzes werden Unternehmen verpflichtet, ihren Sorgfaltspflichten nachzukommen und menschenrechtliche und umweltbezogene Risiken zu minimieren. Damit soll Gewässerverunreinigung vermieden und einem übermäßigen Wasserverbrauch vorgebeugt werden. Im Rahmen seiner entwicklungspolitischen Bildungsarbeit informiert das BMZ zudem in Deutschland über Möglichkeiten des nachhaltigen Konsums.

Zusammenarbeit konkret

Stand: 13.06.2024