Sprechstunde in einem Krankenhaus in Bangladesch

Frauenrechte und Gesundheit Körperliche Selbstbestimmung und reproduktive Gesundheit

Sich in allen Dingen, die den Körper, die Sexualität und die Familienplanung betreffen, selbstbestimmt und ohne Zwang entfalten zu können, ist ein wichtiges Menschenrecht: Alle Menschen haben das Recht auf körperliche Unversehrtheit. Jede Frau, die ein Kind erwartet, hat das Recht auf eine sichere Schwangerschaft und Geburt. Jedes Kind hat das Recht auf einen gesunden, medizinisch betreuten Start ins Leben. Alle Menschen haben das Recht, frei zu bestimmen, ob, wann und mit wem sie eine Beziehung eingehen oder Kinder haben wollen. Und alle haben das Recht, lebenslang ein befriedigendes Sexualleben führen zu können und dabei vor Diskriminierung, Missbrauch und sexuell übertragbaren Krankheiten geschützt zu sein.

Doch noch sind diese Menschenrechte bei Weitem nicht für alle gesichert. Diskriminierende Gesetze, ungerechte soziale Normen und Praktiken sowie tradierte Geschlechterrollen wirken sich negativ auf die Gesundheit und das Wohlbefinden insbesondere von Mädchen, Frauen und LSBTIQ+ (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)-Personen aus.

Wartende Patientinnen in der Geburtsstation des Nkhoma-Krankenhauses in Malawi. Zahlreiche Frauen, manche von ihnen sichtbar schwanger, sitzen auf dem Boden einer langgestreckten Veranda.

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) engagiert sich umfassend dafür, dass alle Menschenrechte weltweit verwirklicht werden. Dazu zählt auch das Recht auf körperliche Selbstbestimmung. Sehr viele Aspekte dieses Rechts werden in der Entwicklungszusammenarbeit unter dem Fachbegriff „Sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte“ (SRGR (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) zusammengefasst.

Die feministischen Entwicklungspolitik des BMZ stärkt die Rechte von Mädchen und Frauen, selbstbestimmt über ihren Körper und ihr Leben zu entscheiden: Sie verbessert ihren Zugang zu Aufklärung und Informationen, zu Verhütungsmitteln sowie zu Gesundheitsdiensten, die eine professionelle Betreuung rund um Sexualität, Schwangerschaft und Geburt ermöglichen. In der Entwicklungszusammenarbeit geht es zum einen darum, geschlechtsspezifische Bedürfnisse im Gesundheitsbereich zu berücksichtigen. Zum anderen sollen langfristig die Ursachen der noch bestehenden Geschlechterungerechtigkeit angegangen werden. Um das zu erreichen, arbeitet das BMZ eng mit zivilgesellschaftlichen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Organisationen zusammen.


Entwicklungsministerin Svenja Schulze während ihrer Rede bei der Dialogveranstaltung „Mehr als nur ein ‚Frauenthema‘ – Sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte als Schlüssel feministischer Entwicklungspolitik“ im BMZ in Berlin
Körperliche Selbstbestimmung muss selbstverständlich sein – für alle.
Svenja Schulze Bundesentwicklungsministerin

Deutsches Engagement Internationale Zusammenarbeit

Richtungsweisend für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit ist das Aktionsprogramm der UN-Weltbevölkerungskonferenz in Kairo von 1994 (Externer Link). Mit diesem ging die Staatengemeinschaft zu einem neuen politischen Ansatz über, der sich weniger an der Bevölkerungspolitik von Staaten als vielmehr am einzelnen Menschen und seinen Rechten orientiert.

Dabei ist der Schutz dieser Rechte nicht nur wichtig für jede Einzelne und jeden Einzelnen. Er hat auch positive Wirkungen auf ganze Gesellschaften. So trägt der Zugang zu Sexualaufklärung und selbstbestimmter Familienplanung dazu bei, dass sich Frauen und Paare frei entscheiden können, wie viele Kinder sie bekommen; oft entscheiden sie sich für weniger Nachwuchs. Für viele Entwicklungsländer ist es eine große Herausforderung, ihrer wachsenden Bevölkerung gute Lebensbedingungen zu ermöglichen. Für die Menschen in diesen Ländern können sinkende Kinderzahlen die Chancen auf eine bessere Zukunft erhöhen. Sie bieten gleichzeitig die Möglichkeit für einen Wandel der Altersstruktur, der unter den richtigen Rahmenbedingungen die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung voranbringen kann. Die Voraussetzung: gezielte Investitionen in Gesundheit, Bildung, Beschäftigung und Geschlechtergerechtigkeit, die es der großen Zahl junger Menschen ermöglicht, sich zu verwirklichen und sich in der Gesellschaft, in Wirtschaft und Politik einzubringen.

Agenda 2030

Die Bundesregierung hat sich intensiv dafür eingesetzt, dass das Recht auf körperliche Selbstbestimmung und die Verbesserung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit und Rechte in den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) (Sustainable Development Goals, SDGs) verankert werden. Dies ist in großen Teilen gelungen: Das Thema wurde in SDG 3 (Gesundheit und Wohlergehen) und in SDG 5 (Geschlechtergleichheit) aufgenommen.

Zusammen mit anderen gleichgesinnten Staaten setzt sich Deutschland dafür ein, die Gleichberechtigung der Geschlechter, das Recht auf sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung und die Beendigung jeglicher Diskriminierung, einschließlich wegen der persönlichen sexuellen Orientierung, in weiteren internationalen Vereinbarungen festzuschreiben.

Deutsches Engagement Zusammenarbeit mit Partnerländern

Das deutsche entwicklungspolitische Engagement umfasst ein breites Themenspektrum: Sexualaufklärung und HIV (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)-Prävention, Bildungsarbeit, selbstbestimmte Familienplanung und die professionelle Versorgung bei Schwangerschaft und Geburt gehören ebenso dazu wie die Vorbeugung und Behandlung sexuell übertragbarer Krankheiten, die Prävention geschlechtsbasierter Gewalt, einschließlich Maßnahmen zur Überwindung der weiblichen Genitalverstümmelung.

Titelblatt: Sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte stärken

Sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte stärken

Die BMZ-Initiative „Selbstbestimmte Familienplanung und Müttergesundheit“

Dateityp PDF | Sachstandsdatum 06/2022 | Dateigröße 6 MB, Seiten 51 Seiten | Zugänglichkeit barrierefrei

Das BMZ bündelt seine zugesagten finanziellen Mittel in diesem Bereich in der Initiative „Selbstbestimmte Familienplanung und reproduktive Gesundheit für alle“. Zwischen 2011 und 2023 wurden dafür knapp 1,5 Milliarden Euro zugesagt, unter anderem für Maßnahmen zur Vermeidung unbeabsichtigter Schwangerschaften, zur Förderung des Zugangs zu professionellen Gesundheitsdiensten wie Schwangerschaftsvorsorge und Begleitung von Geburten, zu umfassender Sexualaufklärung oder zur Förderung der Gleichberechtigung der Geschlechter.

Zurzeit werden im Rahmen der Initiative mehr als 20 Partnerländer in Afrika und Asien durch bilaterale (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Projekte, Regionalvorhaben sowie kirchliche Einrichtungen und Nichtregierungsorganisationen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) unterstützt. Beispielsweise erhielten dank der Initiative bis 2023 rund 50 Millionen Paare Zugang zu modernen Verhütungsmitteln und konnten unbeabsichtigte Schwangerschaften verhindern.

Deutsches Engagement Unterstützung für internationale Organisation

Das BMZ unterstützt wichtige internationale Partner im Bereich der körperlichen Selbstbestimmung und reproduktiven Gesundheit. Dazu zählt der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)). Er setzt sich für die Senkung der Müttersterblichkeit und die Beendigung geschlechtsbasierter Gewalt sowie für einen verbesserten Zugang zu Gesundheitsdiensten und Familienplanung ein.

Zudem unterstützt das BMZ die International Planned Parenthood Federation (Internationale Föderation für geplanter Elternschaft, IPPF (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)). Die lokalen Mitgliedsorganisationen dieses Dachverbands bieten Menschen in mehr als 140 Ländern Sexualaufklärung an, stellen Verhütungsmitteln bereit und sichern den Zugang zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen, medizinischer Versorgung für Mütter und Neugeborene sowie zu humanitärer Hilfe in Krisensituationen. Als internationales Netzwerk ist die IPPF eine wichtige Stimme für sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte.

Deutschland ist außerdem ein wichtiger Geber für große Gesundheitsfonds, etwa für die Global Financing Facility for Women, Children and Adolescents (GFF), die Impfallianz GAVI (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen).

Zusammenarbeit konkret Tansania: Verbesserung der Frauengesundheit und Selbstbestimmung

Giraffen in einem Nationalpark in Tansania

Tansania gehört zu den Ländern mit einer hohen Müttersterblichkeit und einer großen Anzahl an Teenagerschwangerschaften. Das führt zu vermeidbaren Todesfällen bei jungen Frauen, denn bei frühen Schwangerschaften sind medizinische Komplikationen wahrscheinlicher. Zudem sind Teenagerschwangerschaften oftmals ungeplant. Das kann zu unsicheren – und in Tansania illegalen – Schwangerschaftsabbrüchen führen. Auch die Versorgung von Neugeborenen weist große Mängel auf.

Um diesen Herausforderungen entgegenzuwirken, unterstützt das BMZ Tansania seit 2019 dabei, die Geburtshilfe sowie die medizinische Betreuung von Neugeborenen zu verbessern.

In acht Krankenhäusern und acht Gesundheitszentren der Region Tanga nehmen Fachkräfte an Fortbildungen zu geburtshilflicher Notfallversorgung, Neugeborenenversorgung, Familienplanung und altersgerechter Beratung teil. Dadurch wird die Qualität und Effizienz der Versorgung verbessert und die Zahl der Todesfälle von Müttern und Neugeborenen gesenkt.

Darüber hinaus steht die sexuelle Aufklärung im Mittelpunkt der Zusammenarbeit. Über lokale Nichtregierungsorganisationen werden Jugendliche, insbesondere Mädchen, in Sekundarschulen umfassend informiert. In den unterstützten Gesundheitseinrichtungen werden außerdem jugendfreundliche Sprechstunden angeboten.

Insgesamt verfolgt das Projekt das Ziel, die Gesundheit und die Lebensbedingungen der Frauen in Tansania nachhaltig zu verbessern und ihnen eine selbstbestimmte Zukunft zu ermöglichen.

Stand: 25.02.2025