Gleichberechtigt lernen Die Geschlechterkluft in der Bildung überwinden
Doch weltweit geht ein Fünftel aller Kinder und Jugendlichen nicht zur Schule. Die meisten von ihnen leben in den afrikanischen Staaten südlich der Sahara. Die häufigste Ursache ist Armut. Daneben kann auch das Geschlecht, beziehungsweise die sozial definierte traditionelle Geschlechterrolle (Gender (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) verhindern, dass Kinder und Jugendliche eine gute Bildung erwerben. Mädchen müssen oft im Haushalt, bei der Betreuung jüngerer Geschwister oder in der Landwirtschaft mithelfen. Sie werden oft früh verheiratet, bekommen selbst Kinder und versorgen dann ihre eigenen Familien. Jungen sind häufig gezwungen, früh eine bezahlte Arbeit aufzunehmen, um zum Familieneinkommen beizutragen.
In den vergangenen Jahrzehnten wurden weltweit deutliche Fortschritte beim gleichberechtigten Lernen von Mädchen und Jungen erzielt. Doch vielerorts haben Mädchen nach wie vor geringere Chancen, erfolgreich zu lernen und einen Schulabschluss zu erlangen.
Besonders schwierig ist der Bildungszugang für Kinder, die aufgrund mehrerer Merkmale diskriminiert werden, wie Mädchen aus armen Haushalten in ländlichen Gegenden. Insbesondere lesbische, schwule und bisexuelle Personen sowie trans- und intergeschlechtliche Menschen (LSBTIQ+ (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) sind im Schulalltag oft mit Diskriminierung und Gewalt konfrontiert.
Hindernisse für Mädchen besonders hoch
Weltweit haben dreimal so viele Mädchen wie Jungen keine Aussicht, jemals einen Zugang zu Grundbildung zu erhalten. Die meisten von ihnen leben in Subsahara-Afrika. Dort sind Mädchen in allen Bildungsstufen am stärksten benachteiligt.
Mädchen müssen sich mit zahlreichen Hindernissen und genderspezifischen Herausforderungen auseinandersetzen: Dazu zählen neben der Angst vor sexueller Belästigung und Gewalt in der Schule auch ein zu weiter und ungesicherter Schulweg und das Fehlen getrennter sanitärer Anlagen in den Bildungseinrichtungen. Weiblichen Lernenden mangelt es zudem oft an Vorbildern wie Lehrerinnen und Frauen in Entscheidungs- und Führungspositionen. Frühe, ungewollte Schwangerschaften und Kinderehen bedeuten für viele Mädchen und junge Frauen das vorzeitige Ende des Schulbesuchs.
Die Bildungsförderung der deutschen Entwicklungszusammenarbeit zielt darauf ab, genderspezifische Barrieren abzubauen. Mädchen und junge Frauen sollen die gleichen Chancen auf eine hochwertige Schul- und Berufsausbildung haben, um ein selbstbestimmtes Leben führen zu können.
Multilaterale Zusammenarbeit
Um die Wirksamkeit seines Engagements zu steigern und einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung von SDG 4 der Agenda 2030 zu leisten, fördert das BMZ Grundbildung insbesondere über die multilaterale Zusammenarbeit (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen). Gemeinsam mit anderen Staaten und internationalen Organisationen wirkt Deutschland darauf hin, die Geschlechterkluft („Gendergap“) in der Bildung zu überwinden. Zu den wichtigen Partnern zählen unter anderem die Globale Bildungspartnerschaft (Global Partnership for Education (Externer Link), GPE) und der Fonds Education Cannot Wait (Externer Link) (ECW).
Über die Initiative „Support Her Education“ (SHE) setzt sich das BMZ für Mädchenbildung und eine „gendertransformative“ Bildung ein. Denn obwohl in mehr als zwei Dritteln der Länder anteilig genauso viele Mädchen wie Jungen die Grundschule besuchen, bestehen weiterhin geschlechterspezifische Ungleichheiten, zum Beispiel in den Bildungsabschlüssen oder den Lernergebnissen. Gendertransformative Bildung hat das Ziel, Bildungssysteme zu reformieren und den zugrundeliegenden schädlichen Geschlechternormen entgegenzuwirken.
Das BMZ fördert darüber hinaus auch G7 (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)- und G20 (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)-Initiativen. So unterstützt die G7-Initiative „Gender at the Center“ Partnerländer in Subsahara-Afrika dabei, Bildungspläne gendersensibel zu gestalten. Die G20-Initiative #eSkills4Girls schult Frauen im Umgang mit digitalen Technologien, um ihre Bildungs- und Beschäftigungsperspektiven nachhaltig zu verbessern.
Im Rahmen des deutschen G7-Vorsitzes 2022 rief das BMZ im Sinne der feministischen Entwicklungspolitik das „Feminist Network for Gender Transformative Education (Externer Link)“ ins Leben. Es vereint zivilgesellschaftliche Organisationen, feministische Aktivistinnen und Aktivisten sowie Forscherinnen und Forscher, die Bildung als globales Gemeinschaftsgut begreifen, von dem niemand ausgeschlossen werden darf. Ziel ist, dass alle Lernenden – unabhängig von ihrem Geschlecht – ihr volles Potenzial entfalten und zu einer gleichberechtigten, gerechten Gesellschaft beitragen können.
Das Netzwerk ist Teil der „Support Her Education“-Initiative des BMZ und wird gemeinsam mit der United Nations Girls‘ Education Initiative (Externer Link) aufgebaut.
Stand: 19.12.2023