Gletscher schmelzen, der Meeresspiegel steigt, Süßwasservorräte werden knapper, Niederschlagsraten und Grundwasserspiegel sinken, Wetterextreme wie Dürren, Starkregen, Überflutungen und Wirbelstürme werden häufiger: Die Folgen des Klimawandels sind weltweit spürbar. Und sie machen sich vor allem über Wasser bemerkbar – oft im Zusammenhang mit zu viel oder zu wenig Wasser oder einer sich verschlechternden Wasserqualität.
Schon heute leiden nach Angaben der Vereinten Nationen etwa vier Milliarden Menschen mindestens einen Monat im Jahr unter starker Wasserknappheit – das ist mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung. Jedes weitere Zehntelgrad Celsius Erderwärmung wird diese Probleme verschärfen. So könnte bis 2050 die Nachfrage nach Wasser um 55 Prozent steigen und die Belastung der Wasserressourcen noch weiter erhöhen.
Die Wassersicherheit ist durch den Klimawandel bedroht – dabei ist Wasser als Trinkwasser, zur Lebensmittelversorgung durch die Landwirtschaft, als Kühlmittel für Energieversorgung und Industrie und für den Schutz von Ökosystemen unerlässlich. Ein klimaneutrales und widerstandsfähiges Wassermanagement ist daher entscheidend, um gerade die ärmsten und vulnerabelsten (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Menschen und Länder gegen die negativen Auswirkungen des Klimawandels zu wappnen.
Gleichzeitig bietet der Wassersektor zahlreiche Möglichkeiten, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten: Die Aufbereitung von und Versorgung mit Trinkwasser sowie die Klärung von Abwasser benötigen viel Energie und setzen große Mengen an Treibhausgasen frei – dies kann durch gesteigerte Energieeffizienz und die Nutzung erneuerbarer Energien angegangen werden. Auch eine verbesserte Abwasseraufbereitung bietet großes Potenzial, den Ausstoß klimaschädlicher Gase zu verringern.
Eine große Chance, sowohl für die Minderung von Emissionen als auch für die Anpassung an den Klimawandel, bietet der Schutz und die Wiederherstellung von Feuchtgebieten: Moore können doppelt so viel Kohlendioxid speichern wie Wälder. Gleichzeitig helfen sie bei der Anpassung an den Klimawandel, indem sie große Wassermengen ohne Energieaufwand filtern und speichern und so vor Fluten und Dürren schützen.
Grundlagen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit im Wassersektor
Wasserressourcen zu schützen und ihre Nutzung nachhaltig (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) zu gestalten sind wirkungsvolle Methoden, um Menschen besser gegen die Folgen des Klimawandels zu wappnen. Deutschland hat darum in den vergangenen Jahren durchschnittlich rund 720 Millionen Euro jährlich in den Wassersektor seiner Partnerländer investiert und gehört zu den weltweit größten Gebern in diesem Bereich.
Die Grundlage für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit im Wassersektor bildet die BMZ-Wasserstrategie. Zu ihren Zielen gehört es, zur Umsetzung der Agenda 2030 (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und zum Erreichen der international vereinbarten Klimaziele beizutragen sowie klimabedingte Wasserrisiken zu reduzieren.
Ergänzend beschreibt die BMZ-Strategie Wasser, Umwelt, Klimawandel (Externer Link) konkrete Handlungsoptionen für eine sektorübergreifende Zusammenarbeit, um die Wasser-, Umwelt- und Klimakrise gemeinsam anzugehen. Die großen Herausforderungen im Wassersektor sind nur zu bewältigen, wenn sich neben staatlichen auch private Akteure engagieren. Die Bundesregierung setzt daher auf die Zusammenarbeit mit der privaten Wirtschaft, um gemeinsam Investitionen für einen klimaneutralen und widerstandsfähigen Wassersektor zu mobilisieren.
Anpassung: den Folgen des Klimawandels besser widerstehen
Die meisten dieser Länder verfügen nicht über die finanziellen Mittel und Institutionen, die für eine Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels nötig sind.
Deutschland unterstützt seine Partnerländer deshalb dabei, sich an die veränderten klimatischen Bedingungen anzupassen, widerstandsfähiger gegenüber ihren Auswirkungen zu werden und sich besser vor Klima- und Katastrophenrisiken zu schützen.
Das deutsche Engagement umfasst unter anderem:
die Verringerung von Wasserverlusten in der Siedlungswasserwirtschaft,
den Bau von Entsorgungssystemen und Kläranlagen, die auch bei Hochwasser nicht versagen,
die Wiederverwendung von geklärten Abwässern in der Landwirtschaft,
die Errichtung natürlicher und künstlicher Wasserspeicher, zum Beispiel Feuchtgebiete und Wasserrückhaltesysteme, die Schutz vor Dürre und Hochwasser bieten,
den Schutz und die Erneuerung von Grundwasservorräten, die als natürliche Wasserspeicher Klimaschwankungen über Jahrzehnte hinweg abpuffern können,
den Aufbau von Informations-, Analyse- und Frühwarnsystemen, beispielsweise durch hydrologische und meteorologische Messnetze,
die Entwicklung von Wassernutzungsplänen, um die Wasserressourcen optimal einzusetzen und Reserven für die Klima- und Katastrophenvorsorge einzuplanen.
Minderung: den Ausstoß von Treibhausgasen verringern
Der Wassersektor hat das Potenzial, knapp zehn Prozent der globalen, vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen einzusparen: Der Energieverbrauch bei der Wasserversorgung und der Abwasserentsorgung ist hoch. In vielen Entwicklungs- und Schwellenländern sind die Versorgungs- und Entsorgungssysteme zudem nicht auf dem neuesten Stand der Technik. Das führt zu hohen Wasserverlusten und kostet weitere Energie. Auch durch ungeklärt abgeleitete Abwässer und die Zerstörung von Süßwasser-Ökosystemen können Treibhausgase freigesetzt werden.
Um den Ausstoß von Treibhausgasen im Wassersektor zu vermindern, engagiert sich Deutschland in seinen Partnerländern unter anderem für:
den Einsatz energieeffizienter Pumpsysteme,
die Verringerung von Wasserverlusten in Leitungssystemen auf dem Weg zum Konsumenten,
den Bau neuer Kläranlagen, in denen die Freisetzung besonders klimaschädlicher Klärgase wie Methan und Lachgas vermieden wird,
die nachhaltige Nutzung von Klärgasen zur Energiegewinnung und
den Schutz von Feuchtgebieten wie Mooren als Kohlenstoffspeicher und Puffer gegen Dürren und Fluten.
Ausgewählte Arbeitsbereiche der deutschen Entwicklungszusammenarbeit
Wasser in der nationalen Klimaplanung verankern
Viele Entwicklungsländer setzen beim Umgang mit dem Klimawandel bereits gezielt auf die Chancen, die der Wassersektor bietet: In den nationalen Klimabeiträgen (Nationally Determined Contributions, NDCs (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) zum Erreichen der Ziele des Klimaabkommens von Paris (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) ist Wasser der am häufigsten genannte Bereich, wenn es um die Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels geht. Auch in Bezug auf die Minderung des Treibhausgasausstoßes findet Wasser zunehmend Erwähnung.
Nehmen die sogenannten Wasserrisiken wie Dürren oder Überschwemmungen durch den Klimawandel in Zukunft noch dramatischere Formen an, kann dies zu Konflikten führen. Seit 2013 zählt das Weltwirtschaftsforum daher Wasserrisiken und die Auswirkungen des Klimawandels zu den fünf wirkungsmächtigsten Risiken der Welt.
Das deutsche Engagement
Ein nachhaltiges Wassermanagement trägt dazu bei, den Ausstoß von Treibhausgasen zu begrenzen und Klimarisiken zu minimieren. Das BMZ unterstützt seine Partnerländer dabei, dies als Ziel in ihren NDCs zu verankern und entsprechende Aktivitäten umzusetzen.
Wasserressourcen nachhaltig nutzen
Ein zentrales Anliegen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit ist, dass auch unter veränderten klimatischen Bedingungen allen Menschen dauerhaft eine sichere Wasser- und Sanitärversorgung zur Verfügung steht.
Weltweit haben jedoch rund zwei Milliarden Menschen keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser und etwa 3,6 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sicherer Sanitärversorgung. 2,3 Milliarden Menschen haben zu Hause keine Handwaschgelegenheit (mit Wasser und Seife). Die Covid-19-Pandemie hat die schwerwiegenden Auswirkungen einer unzureichenden Versorgung auf die Gesundheit sowie die wirtschaftliche und soziale Entwicklung vor allem in Entwicklungsländern aufgezeigt.
Eine sichere Wasser- und Sanitärversorgung setzt voraus, dass Wasserressourcen nachhaltig bewirtschaftet werden und Wasserdienstleistungen trotz klimatischer Unsicherheiten und insbesondere bei extremen Wetterereignissen zuverlässig funktionieren.
Das deutsche Engagement
Das BMZ unterstützt seine Partnerländer dabei, bei der Planung von Infrastruktur und Wassernutzung auch das Klima zu berücksichtigen und erprobte Lösungen zur Anpassung an den Klimawandel einzusetzen. Dazu gehören zum Beispiel Wasserspeicher sowie eine artenreiche und widerstandsfähige Vegetation, die vor Überflutungen schützt und gleichzeitig Treibhausgase speichert.
Integriertes Wasserressourcenmanagement
Das Konzept des Integrierten Wasserressourcenmanagements (IWRM) verbindet die verschiedenen Interessen bei der Wassernutzung: ökologische Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und ökonomische Effizienz. Die lokale Bevölkerung kommt dabei genauso zu ihrem Recht wie die örtliche Wirtschaft. Das Konzept verhindert außerdem, dass Ökosysteme dauerhaft beschädigt werden.
Das deutsche Engagement
Das BMZ unterstützt seine Partnerländer dabei, durch IWRM aktuelle Herausforderungen anzugehen und den langfristigen Folgen des Klimawandels entgegenzuwirken. Zum Konzept gehört neben dem Aufbau von Informations- und Analysesystemen und der Entwicklung von Wassernutzungsplänen auch die Verbesserung der Wassernutzung in Dürreregionen. Das BMZ fördert insbesondere Länder, die durch den Klimawandel mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich veränderte Niederschlagsmuster und Temperaturen erleben werden oder bereits erleben. Dazu zählen Staaten in Afrika, Asien und Lateinamerika.
Die Themen Wasser, Energie und Ernährung verknüpft betrachten
Die Weltbevölkerung wächst und der Lebensstandard steigt. Voraussichtlich wird dadurch die Nachfrage nach Nahrungsmitteln, Wasser und Energie in den kommenden Jahrzehnten stark wachsen. Ökosysteme und natürliche Ressourcen vor diesem zunehmenden und durch den Klimawandel noch verstärkten Druck konsequent zu schützen, wird damit zu einer großen Herausforderung. Es braucht einen umfassenden Ansatz zur nachhaltigen Nutzung der begrenzten Ressourcen, um die gerechte Versorgung aller Menschen weltweit sicherzustellen.
Das deutsche Engagement
Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit berücksichtigt durch den sogenannten Nexus-Ansatz (Externer Link) die engen Wechselwirkungen zwischen den Bereichen Wasser, Energie und Landwirtschaft. Ziel ist, Ressourcen möglichst nachhaltig und sparsam zu verwenden und so einzusetzen, dass allen Menschen sowohl ausreichend Wasser als auch Nahrung und Energie zur Verfügung steht.
Beispiele für die Nutzung von Synergien sind die Wiederverwendung von gereinigtem Abwasser und die Tröpfchenbewässerung in der Landwirtschaft. Beide Methoden schonen die Frischwasserressourcen, sparen Energie ein und helfen gleichzeitig bei der Anpassung der Landwirtschaft an die Folgen des Klimawandels.
Beispiele aus der Praxis
Indien
Wiederherstellung des Oracheruvu-Speichers im Garida-Kaskadensystem während der Pilotphase im Dorf Choadavaram zur Bewässerung der umliegenden Felder
Seit 2016 unterstützt das BMZ mit einem Projekt der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) die Regierung von Andhra Pradesh dabei, traditionelle Strukturen für Wasserspeicher wiederherzustellen.
Namibia
Grundwassererkundung mit Hilfe eines Helikopters in Afrika
Unterirdisch gespeichertes und vor Verdunstung geschütztes Grundwasser ist eine wichtige Ressource für eine klimaangepasste Wasserversorgung. Ein Beispiel hierfür ist das rund 10.000 Jahre alte Grundwasserreservoir Ohangwena II im südwestlichen Afrika.
Südafrika
Von der Modernisierung der Kläranlagen profitiert auch die Landwirtschaft, aufbereitetes Wasser soll für die Bewässerung genutzt werden
Kapstadt leidet unter einer akuten Wasserkrise. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit unterstützt die Stadt auf ihrem Weg zu sauberem Wasser. Um Kläranlagen zu erneuern und zu erweitern, stellt die KfW Entwicklungsbank 80 Millionen Euro zur Verfügung.
Tansania
Durch Verdunstung und Dürreperioden ist die derzeitige Trinkwasserversorgung in Tansania nicht mehr sicher.
Das BMZ will die Widerstandsfähigkeit der Menschen in der tansanischen Region Simiyu gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels stärken. Durch eigene Mittel sowie Geld aus Deutschland und vom Green Climate Fund stehen mehr als 170 Millionen Euro zur Verfügung.
Standbild aus dem BMZ-Video „No life without water – climate and water are inextricably linked“
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Video: No life without water – climate and water are inextricably linked (englisch)
Standbild aus dem BMZ-Video „Gletscherschmelze in Bolivien“
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Video: Gletscherschmelze in Bolivien
Standbild aus dem BMZ-Video „Der Klimawandel und die Apfelernte in Bolivien“
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Video: Der Klimawandel und die Apfelernte in Bolivien