Pumpstation eines Klärwerks in Bujumbura, Burundi

Sanitärversorgung Fehlende Sanitäranlagen gefährden Gesundheit und Umwelt

In der Agenda 2030 (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) haben sich die Vereinten Nationen das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 allen Menschen weltweit Zugang zu einer angemessenen Sanitärversorgung zu ermöglichen (SDG 6). Doch im Jahr 2022 nutzten nach UN-Angaben lediglich 57 Prozent der Weltbevölkerung (4,6 Milliarden Menschen) angemessene Sanitäreinrichtungen. Deutschland engagiert sich in seinen Partnerländern für eine bessere Versorgung und ein effizientes Abwassermanagement.

International hat das Thema Sanitärversorgung in den vergangenen Jahren zunehmend an Aufmerksamkeit gewonnen – auch dank intensiver Bemühungen der Bundesregierung. Im Dezember 2015 verabschiedeten die Vereinten Nationen die Resolution 70/169 (Externer Link), in der neben dem Recht auf Wasser erstmals das Recht auf Sanitärversorgung als eigenständiges Menschenrecht aufgeführt wird.

Laut einem UN-Bericht zur weltweiten Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung (Externer Link) verfügten im Jahr 2022 allerdings mehr als 1,5 Milliarden Menschen nicht einmal über eine sanitäre Grundversorgung in Form einer eigenen Toilette. 419 Millionen Menschen hatten überhaupt keinen Zugang zu Sanitäreinrichtungen und mussten ihre Notdurft im Freien verrichten.

Als angemessene („verbesserte“) Sanitäreinrichtungen gelten nach Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) Toiletten mit Wasserspülung, die an ein Abwassersystem, Klärgruben oder Grubenlatrinen angeschlossen sind, sowie belüftete Grubenlatrinen und Komposttoiletten. Voraussetzung für eine „Grundversorgung“ ist laut WHO, dass man sich seine Toilette nicht mit anderen Haushalten teilen muss.


Sanitärversorgung, Gesundheit und Ernährungssicherung

Schlechte sanitäre Einrichtungen stehen im Zusammenhang mit der Übertragung von zahlreichen Krankheiten, dazu gehören Cholera, Ruhr, Typhus, Wurminfektionen und Polio. Bei Babys und Kleinkindern kann mangelnde Hygiene Fehlentwicklungen und Untergewicht verursachen. Durchfallerkrankungen sind weltweit die häufigste Todesursache bei Kindern unter fünf Jahren – obwohl sie sich durch eine gute Wasser- und Sanitärversorgung vermeiden lassen. Doch laut UN-Auswertung hatten 2022 mehr als zwei Milliarden Menschen keine Möglichkeit, sich zu Hause die Hände mit Wasser und Seife zu waschen.

Auch für die Ernährungssicherung und die Klimaresilienz (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) spielt die Sanitärversorgung eine wesentliche Rolle. Aus Abwasser lassen sich Wasser und Nährstoffe zurückgewinnen, die zum Beispiel in der Landwirtschaft einsetzbar sind. Klärschlamm kann zudem gemeinsam mit Abfällen behandelt und als Biogasquelle genutzt werden. Nach vorliegenden Daten werden zurzeit allerdings weltweit weniger als 60 Prozent der häuslichen Abwässer gesammelt und in Kläranlagen aufbereitet.

Deutsches Engagement

Um die globalen Wasserressourcen zu schützen und gleichzeitig die Versorgung der Menschen zu verbessern, fördert die deutsche Entwicklungszusammenarbeit eine Kreislauforientierung in der Abfall- und Wasserwirtschaft. Es gilt, Wasser aufzubereiten und wiederzuverwenden. Durch die Rückgewinnung nützlicher Nebenprodukte aus Abwasser und Fäkalschlamm wird der Ressourcenverbrauch verringert und der Eintritt von Schadstoffen in den Wasserkreislauf vermieden.

Unter anderem unterstützt das BMZ die Verbreitung von produktiven Sanitärsystemen. Darunter versteht man Anlagen, die aus Abwasser und Fäkalien Energie (Biogas) sowie Bewässerungswasser und Dünger für die Landwirtschaft gewinnen. „Waste to Resource“ lautet dieses Prinzip zur Verringerung von Umweltbelastungen: Zu entsorgende Substanzen werden auf intelligente Weise als Wertstoffe genutzt.

Junge Frau steht vor ihrem Laden in Kibera, einer informellen Siedlung in Nairobi, Kenia

Junge Frau steht vor ihrem Laden in Kibera, einer informellen Siedlung in Nairobi, Kenia

Junge Frau steht vor ihrem Laden in Kibera, einer informellen Siedlung in Nairobi, Kenia

Im Bereich der Stadtentwicklung setzt sich die deutsche Entwicklungszusammenarbeit für eine enge Abstimmung innerhalb der Stadtverwaltungen ein: Die verschiedenen Behörden müssen an einen Tisch gebracht werden und ein gemeinsames Problemverständnis entwickeln. So sollen zum Beispiel Wasserschutzzonen stärker in die Stadt- und Landnutzungsplanung einbezogen werden. Konkret bedeutet das, dass in der Nähe von Brunnen besonders auf eine funktionierende Sanitär- und Abwasserentsorgung geachtet wird, damit Fäkalien und ungeklärte Industrie- oder Krankenhausabwässer nicht in das Grundwasser gelangen und dieses verunreinigen können.

Um den globalen Wissensaustausch über eine nachhaltige Sanitärversorgung und ihre Schnittstellen zu anderen Lebens- und Wirtschaftsbereichen voranzutreiben, fördert das BMZ die Sustainable Sanitation Alliance (SuSanA (Externer Link)). Über die Innovations- und Wissensplattform werden Lösungsansätze entwickelt und Projektkooperationen angestoßen. Das bei der GIZ angesiedelte SuSanA-Sekretariat bietet dem BMZ die Möglichkeit, sich zu wichtigen entwicklungspolitischen Themen international zu positionieren (Sanitärversorgung, Gender, Klimaschutz, Süd-Süd-Austausch, Fortschrittsauswertung zu SDG 6).

Zusammenarbeit konkret

Stand: 13.06.2024