Afrikanische Affenbrotbäume (Baobabs) in Madagaskar

Madagaskar

Madagaskar ist der größte Inselstaat Afrikas und die viertgrößte Insel der Welt. Aufgrund ihrer isolierten Lage im Indischen Ozean konnte sich auf der Insel eine besonders vielfältige Pflanzen- und Tierwelt entwickeln. Doch die Bevölkerung Madagaskars sieht sich mit massiven Herausforderungen konfrontiert.

Das Land ist zwar reich an Ressourcen und fruchtbaren Böden und hat großes Potenzial für die Gewinnung erneuerbarer Energien. Jedoch haben jahrzehntelange wirtschaftliche Probleme, Mängel in der Regierungsführung und eine weit verbreitete Korruption zu einer teils katastrophalen Lage geführt. Der Staat gehört heute zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt, mehr als drei Viertel der Bevölkerung leben in extremer Armut.

Der weltweit einzigartige Naturraum ist durch menschliche Eingriffe bereits zu großen Teilen stark beeinträchtigt. War die Insel ursprünglich größtenteils bewaldet, ist inzwischen nur noch ein Bruchteil des Regenwalds erhalten.

Das Land ist zudem besonders anfällig gegenüber Naturkatastrophen wie Wirbelstürmen, Überschwemmungen und Dürren. Sie führen häufig zu Ernteausfällen und erheblichen Schäden an der Infrastruktur und bedrohen damit die Existenzgrundlagen der Bevölkerung. Der Klimawandel verschärft die Häufigkeit und Intensität der Naturkatastrophen. Madagaskar hat nur sehr wenig zum Klimawandel beigetragen, die CO₂-Emissionen pro Kopf sind auch heute noch sehr niedrig.


Hungerkrise im Süden

Der Süden Madagaskars befindet sich derzeit in einer akuten, aber auch strukturell bedingten Hungerkrise. Die schlimmste Dürre seit 40 Jahren führt zu Ernteausfällen, Staubstürmen und Versandung. Die Region ist die ärmste und am wenigsten entwickelte des Landes. Die Auswirkungen des Klimawandels sind hier besonders dramatisch. Verschlimmert wird die Lage der Bevölkerung durch gestiegene Lebensmittelpreise aufgrund der hohen Inflation infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine und weil Zyklone Teile der Ernten zerstört haben.

Nach Angaben der Datenplattform „Integrated Food Security Phase Classification (IPC (Externer Link))“ sind Anfang 2024 etwa 1,72 Millionen Menschen in Madagaskar von Nahrungsmittelunsicherheit und Mangelernährung betroffen und auf humanitäre Hilfe angewiesen.

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Madagaskar: Ein Lemur (Halbaffe) mit einem Jungen
Madagaskar: Ein Lemur (Halbaffe) mit einem Jungen

Trotz der massiven Herausforderungen, vor denen Madagaskar steht, hat das Land gute Voraussetzungen für eine nachhaltige Entwicklung.

Diese können sich allerdings nur auf Grundlage einer stabilen politischen Lage, verstärkten Reformen und Sozialausgaben sowie unter Wahrung der Menschenrechte entfalten.

Deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Madagaskar

Standbild aus dem Video "Nachhaltiger Vanilleanbau in Madagaskar"
Video: Nachhaltiger Vanilleanbau in Madagaskar
Die madegassische und deutsche Delegation bei den Regierungsverhandlungen in Berlin

Deutschland unterstützt die Anstrengungen der Bevölkerung Madagaskars, vorhandene Entwicklungspotenziale stärker zu nutzen. Die Entwicklungszusammenarbeit mit Madagaskar begann 1962. Als Reaktion auf einen Putsch im Jahr 2009 stellte Deutschland – so wie die Europäische Union und alle EU-Mitgliedsstaaten – die Kooperation auf Regierungsebene ein. Das deutsche Engagement beschränkte sich danach auf Projekte, die der Bevölkerung unmittelbar zugutekamen.

Nach der Rückkehr zu demokratischen Verhältnissen hob die EU die Beschränkungen 2014 auf. Deutschland nahm daraufhin die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) wieder auf. Im Dezember 2021 fanden die ersten bilateralen Regierungsverhandlungen seit 2007 statt. Seitdem werden wieder regelmäßig alle zwei Jahre Verhandlungen zwischen den beiden Ländern ausgerichtet; zuletzt im Mai 2023. Dabei hat Deutschland dem Partnerland Mittel in Höhe von 47 Millionen Euro zugesagt.

Übergeordnetes Ziel der deutschen Entwicklungszusammenarbeit ist, effektiven Naturschutz mit einer nachhaltigen Verbesserung der Lebensbedingungen der Bevölkerung zu verbinden. Dadurch soll die Armut bekämpft und gleichzeitig die einzigartige Biodiversität der Insel erhalten werden.

Kernthemen der Zusammenarbeit

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Madagaskar konzentriert sich auf folgende Kernthemen:

  • Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen
    Aktionsfelder: Biodiversität und Waldschutz
  • Leben ohne Hunger – Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme
    Aktionsfelder: Ernährungssicherheit und Landwirtschaft
  • Klima und Energie, Just Transition
    Aktionsfeld: Erneuerbare Energie und Energieeffizienz

Darüber hinaus unterstützt das BMZ den Bereich Gute Regierungsführung (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen). Hierbei werden Vorhaben zur armutsorientierten Kommunalentwicklung gefördert, die auf eine stärkere Dezentralisierung, die Erhöhung der kommunalen Eigeneinnahmen und den Ausbau der lokalen Infrastruktur abzielen. Außerdem unterstützt das BMZ gemeinsam mit der EU, Frankreich und Monaco die madagassische Zivilgesellschaft (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und stärkt die Korruptionsbekämpfung im Land.

In Reaktion auf die aktuelle Hungerkrise im Süden des Landes stellt das Auswärtige Amt Mittel der humanitären Hilfe bereit.

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat sein Engagement im Süden in den letzten Jahren ausgeweitet, um die Resilienz (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) der betroffenen Gemeinden zu stärken und an den strukturellen Ursachen der Krise anzusetzen. So wurde 2023 ein gemeinsames Programm vom Kinderhilfswerk UNICEF (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und dem Welternährungsprogramm (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) gestartet, das in der Region die Ernährungssicherheit verbessern soll. Dafür wurden bislang 28,5 Millionen Euro zugesagt. Darüber hinaus finanziert Deutschland Schulspeisungen und Wasser- und Hygienemaßnahmen und unterstützt Kleinbäuerinnen und -bauern dabei, ihre Anbaumethoden an den Klimawandel anzupassen.

Bäuerinnen und Bauern bei der Reisernte

Kernthema „Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen“ Naturschutz durch nachhaltige Nutzung und Entwicklung Interner Link

Ein Hauptanliegen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit mit Madagaskar ist der Umweltschutz. Die Natur der Insel ist von einer einzigartigen biologischen Vielfalt geprägt. Zahlreiche der dort heimischen Tier- und Pflanzenarten kommen nirgendwo sonst auf der Welt vor.

Die Bäuerin Madame Filao begutachtet ihre Rizinuspflanzen.

Kernthema „Leben ohne Hunger – Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme“ Förderung von landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten Interner Link

Obwohl Madagaskar über fruchtbare Böden verfügt, ist die Ernährungsunsicherheit im Land sehr groß. Rund 50 Prozent der Bevölkerung sind unterernährt – deutlich mehr als noch vor zehn Jahren. Die Klimakrise verschärft die Situation zunehmend.

Mobile Solarmodule in Madagaskar

Kernthema „Klima und Energie, Just Transition Erneuerbare Energie für die ländliche Bevölkerung Interner Link

Nur rund fünfzehn Prozent der ländlichen Bevölkerung Madagaskars haben Zugang zu Elektrizität. Um ihren Energiebedarf zu decken, verwenden die meisten Haushalte Holzkohle und Brennholz.

Aktuelle Situation

Entwicklungspolitische Kennzahlen

  • Madagaskar
  • Deutschland

Allgemeine Informationen

Hinweise für die Nutzung

Klicken Sie sich durch die oben angeordneten verschiedenen Rubriken und finden Sie aktuelle Zahlen aus Madagaskar sowie – zum Vergleich – aus Deutschland.

Weitere Informationen zu den einzelnen Daten und die Quellenangabe können Sie mithilfe des i-Zeichens abrufen.

Madagaskar Hauptstadt Antananarivo

Gesamtbevölkerung

in Millionen (2023)
31,2
83,28

Fläche

in Quadratkilometern
587.295
357.600

Rang im HDI

Index der menschlichen Entwicklung (HDI), 193 Länder (Ränge können mehrfach belegt sein)
177
LR
Flagge von Liberia
177
MG
Flagge von Madagaskar
179
GW
Flagge von Guinea-Bissau
5
SE
Flagge von Schweden
7
DE
Flagge von Deutschland
7
IE
Flagge von Irland

Stand: 12.01.2024