Kolonialität Koloniale Kontinuitäten in der Entwicklungspolitik überwinden
Der europäische Kolonialismus hat tiefe Spuren hinterlassen, die bis heute wirken: Die Folgen manifestieren sich in anhaltender Ungleichheit und Abhängigkeiten. Um dieses strukturelle Machtungleichgewicht zu überwinden, müssen wir alle verstehen, wie es sich auf die Menschen und Länder in der Gegenwart auswirkt.
Machtgefälle und rassistische Strukturen
Bis heute finden sich in der Entwicklungszusammenarbeit Strukturen und Denkmuster wieder, die aus der Zeit des Kolonialismus stammen. Diese kolonialen Kontinuitäten tragen dazu bei, dass die Beziehungen zwischen dem Globalen Süden und dem Globalen Norden noch immer ungleich und ungerecht sind. Abhängigkeitsverhältnisse prägen noch immer das Verhältnis zwischen Ländern, zwischen Wirtschafts- und Politikakteuren, zwischen Menschen. Ausbeutungsmechanismen bestehen weiterhin.
Das zeigt sich zum Beispiel in der Wirtschaft: Noch immer exportieren viele Länder des Globalen Südens hauptsächlich Rohstoffe, während es vor allem die Länder des Globalen Nordens sind, die mit der weiteren Verarbeitung und Produktion Profit machen.
Es zeigt sich auch daran, dass Angehörige ehemaliger Kolonien in internationalen Gremien und in der Wissenschaft unterrepräsentiert sind. Sie können Entscheidungen häufig nicht mittreffen. Und es zeigt sich in rassistischen Vorurteilen.
Ein Lernprozess
Kolonial geprägtes Denken und Handeln in unserer Gesellschaft und in der deutschen Entwicklungspolitik zu überwinden, ist ein Lernprozess. Er beginnt damit, sie zu erkennen, zu benennen und Stück für Stück abzubauen. Nur so kann eine gleichberechtigte Partnerschaft zwischen Globalem Süden und Globalem Norden gelingen.
Was macht partnerschaftliche Entwicklungspolitik aus?
- Sie erkennt die Gräueltaten des deutschen Kolonialismus an und entschuldigt sich dafür.
- Sie reflektiert die eigene Rolle und Machtposition.
- Sie führt einen offenen und ehrlichen Dialog über die Vergangenheit und die Zukunft der Beziehungen, auch wenn er unbequem ist.
- Sie zielt auf gleichberechtigte Partnerschaften ab.
- Sie basiert auf Austausch und orientiert sich an den Zielen, die die Partnerländer selbst formulieren.
- Sie arbeitet eng mit der lokalen Zivilgesellschaft zusammen.
- Sie setzt sich dafür ein, dass der Globale Süden in internationalen und multilateralen Formaten gleichberechtigt repräsentiert und gehört wird.
Für die Entwicklungspolitik ist es zentral, koloniale Kontinuitäten zu sehen, Rassismus zu sehen. Also wahrzunehmen, was eine koloniale Tradition ist, die man mitschleppt, wo koloniales Denken in unseren Gesellschaften herrscht, das uns oft gar nicht bewusst ist.
Feministische Entwicklungspolitik
Das BMZ verfolgt eine feministische Entwicklungspolitik, die Machtverhältnisse hinterfragt und darauf abzielt, diskriminierende Strukturen abzubauen – seien es diskriminierende soziale Normen, patriarchale Strukturen oder rassistische Denkmuster. Sie trägt damit zu einer Dekolonialisierung der Entwicklungspolitik bei.
Stand: 20.07.2023