4. Dezember 2024 Auseinandersetzung mit den Folgen des Kolonialismus Rethinking development policy: How to confront coloniality
Folgen der „Berliner Afrika-Konferenz“ von 1884–1885
Auf Einladung des deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck kamen vom 15. November 1884 bis zum 26. Februar 1885 die damals wichtigsten Kolonialmächte in Berlin zusammen, um koloniale Eroberungen – nach damaligem Verständnis – rechtlich abzusichern. Lokale Autoritäten, Regierungen oder andere Vertreter*innen des afrikanischen Kontinents waren nicht einbezogen. Dieser Schlüsselmoment des europäischen Kolonialismus war Voraussetzung für nachfolgende koloniale Grenzziehungen in Afrika, deren Folgen bis heute fortwirken.
Für das Politikfeld der Entwicklungszusammenarbeit bedeutet dies konkret, dass die Konferenz von 1884/1885 und die darauffolgenden Vereinbarungen zwischen den Kolonialmächten noch heute die Rahmenbedingungen internationaler Zusammenarbeit mit vielen Partnerländern des 1961 gegründeten Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) beeinflussen – zum Beispiel in Form globaler Asymmetrien, Verteilungsunterschiede und ungleicher Chancen.
Kolonialität in der Entwicklungspolitik
Die Entwicklungszusammenarbeit selbst ist – wenn auch geprägt vom ernsthaften Willen, zu einer gerechteren Gestaltung der Welt beizutragen – durchaus von Strukturen, Denk- und Handlungsmustern beeinflusst und gekennzeichnet, die auf die Kolonialzeit zurückgehen.
Das BMZ hat mit einem internen Reflektions- und Aufarbeitungsprozess begonnen, der die folgenden Schwerpunkte umfasst:
- Kommunikation und Sprache des Ministeriums
- Sensibilisierung von BMZ-Mitarbeitenden und Diversifizierung des Personals
- Stärkere Partnerorientierung und -beteiligung bei Planung und Umsetzung der Entwicklungszusammenarbeit
- Stärkung von Gegenseitigkeit und Partnerschaft im politischen Dialog
- Umgang mit globalen Asymmetrien (zum Beispiel bei Klimaschutz, Handel)
Aktuell konzentriert sich der Prozess auf Reflexion und Identifizierung von kolonialen Kontinuitäten sowie Maßnahmen zu deren Abbau. Hierzu wird das Ministerium auch durch unabhängige Expertinnen und Experten begleitet. Ziel ist die Fortentwicklung des aktuellen Kooperationsmodells der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, insbesondere auch auf der Grundlage der Prinzipien von Respekt und Gegenseitigkeit.
Im Rahmen dieser kritischen Auseinandersetzung öffnet das BMZ den bisher internen Prozess für einen Dialog mit seinen Partnern und der Fachöffentlichkeit. Zu diesem Anlass lädt Bundesministerin Schulze am 4. Dezember 2024 zu der Veranstaltung „Rethinking development policy: How to confront coloniality“ ein.
Programm
15:00 | Begrüßung durch die Moderatorin Prasanna Oommen |
15:05 | Literarischer Auftakt, Dipo Faloyin, Autor „Africa Is Not A Country“ Die historische „Berliner Afrika-Konferenz“ und ihre heutigen Auswirkungen |
15:20 | Eröffnungsrede von Bundesministerin Svenja Schulze |
15:50 | Keynote von Botschafter Dr. Martin Kimani, Leiter des Zentrums für internationale Zusammenarbeit, New York University und vormals Ständiger Vertreter Kenias bei den Vereinten Nationen Koloniale Denkstrukturen in der internationalen Zusammenarbeit und der Weg nach vorne |
16:05 | Podiumsdiskussion Dr. Martin Kimani, Leiter Zentrum für internationale Zusammenarbeit, New York University Lacina Koné, Generaldirektor und CEO, Smart Africa Dylan Mathews, CEO der britischen NRO Peace Direct Carla Baldivieso, Doktorandin an der HU Berlin, Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung und JAINA Studies Centre (Bolivien) Dr. Bärbel Kofler, Parlamentarische Staatssekretärin, BMZ |
17:15 | Austausch mit Publikum und Gästen Fragen und Antworten |
17:45 | Zusammenfassung der Hauptergebnisse und Ausblick, Birgit Pickel, Abteilungsleiterin Afrika, BMZ |
17:55 | Abschluss und Einladung zum Empfang |
Stand: 04.12.2024