Sudan

Nach friedlichen Protesten der Bevölkerung, insbesondere von jungen Menschen und Frauen, wurde der autoritär regierende sudanesische Staatspräsident Omar al-Baschir im April 2019 durch das Militär gestürzt. Ein demokratischer Wandel ist bislang jedoch nicht gelungen. Seit April 2023 kommt es in mehreren Landesteilen zu schweren bewaffneten Auseinandersetzungen, die humanitäre Situation hat sich extrem verschlechtert.

Dem Sturz al-Baschirs waren 30 Jahre Diktatur, Bürgerkrieg und die Benachteiligung und Ausgrenzung weiter Teile der Bevölkerung vorausgegangen. Im Herbst 2019 nahm eine zivil-militärische Übergangsregierung ihre Arbeit auf. Sie sollte eine neue Verfassung erarbeiten, tiefgreifende politische und wirtschaftliche Reformen umsetzen sowie allgemeine, freie Wahlen vorbereiten.

Der eingeleitete Reformkurs wurde im Oktober 2021 durch die Machtübernahme des Militärs unter General Abdel Fattah Burhan gestoppt. Als Reaktion darauf kam es in weiten Teilen des Landes zu Demonstrationen, häufig mit gewalttätigen Zwischenfällen. Im Dezember 2022 wurden Eckpunkte für eine neue Übergangsphase vereinbart, die zu einer zivil geführten Übergangsregierung führen sollte.

Seit April 2023 kommt es zu schweren Kämpfen zwischen der sudanesischen Armee und den paramilitärischen Rapid Support Forces, die versuchen, die Kontrolle über das Land zu erlangen. Zentrum der bewaffneten Auseinandersetzungen sind die Regionen Khartum, Dafur, Al-Dschazira sowie Nord- und Süd-Kordofan.

Beide Konfliktparteien missachten die Menschenrechte und verletzen das internationale Völkerrecht unter anderem durch die Bombardierung von Wohngebieten, Morde, Entführungen und sexualisierte Gewalt.

Bereits als Reaktion auf den Militärputsch vom Oktober 2021 setzte die Bundesregierung die bilaterale Zusammenarbeit mit der sudanesischen Regierung aus. Programme zur direkten Unterstützung der Bevölkerung werden, wo möglich, fortgeführt.


Direkt zu

Humanitäre Situation

Frauen im Flüchtlingslager Gorom in Südsudan, in dem viele Geflüchtete aus Sudan untergekommen sind

Frauen im Flüchtlingslager Gorom in Südsudan, in dem viele Geflüchtete aus Sudan untergekommen sind

Frauen im Flüchtlingslager Gorom in Südsudan, in dem viele Geflüchtete aus Sudan untergekommen sind

Seit Ausbruch der Kämpfe im Frühjahr 2023 haben sich die Menschenrechtssituation und die wirtschaftliche, soziale und humanitäre Lage landesweit extrem verschlechtert.

Die Grundversorgung der Bevölkerung mit Wasser, Nahrungsmitteln, Medikamenten, Treibstoff und Strom ist vor allem in den Regionen Khartum und Darfur extrem eingeschränkt. Das Gesundheitssystem steht vor dem Zusammenbruch, etwa 70 bis 80 Prozent der Gesundheitseinrichtungen sind dauerhaft geschlossen.

Die schweren Kämpfe haben bislang mehr als zwölf Millionen Menschen dazu gezwungen ihr Zuhause zu verlassen. Mehr als acht Millionen von ihnen haben in anderen Regionen des Landes Schutz gesucht, die anderen sind in benachbarte Länder geflohen, vor allem nach Tschad, Südsudan und Ägypten (Zahlen des UNHCR, Stand: Dezember 2024 (Externer Link)). Die Flüchtlingscamps sind überfüllt und es kommt dort immer häufiger zu Todesfällen durch Infektionskrankheiten wie Masern und Cholera.

Fast fünf Millionen Sudanesinnen und Sudanesen leiden unter akuter Hungersnot. Humanitäre Organisationen warnen vor einer Verschärfung dieser Notlage in einem bislang ungekannten Ausmaß. Nach Angaben des Welternährungsprogramms (Externer Link) (WFP (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) hat sich seit 2019 die Zahl der Menschen, die von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen sind, von 5,8 auf rund 26 Millionen erhöht.

Von der dramatischen Situation besonders betroffen sind die rund 24 Millionen Kinder in Sudan. Laut Informationen des UN-Kinderhilfswerks (Externer Link) ( (Externer Link)UNICE (Externer Link)F (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) können Millionen von ihnen keine Schule besuchen, 13,6 Millionen benötigen humanitäre Hilfe (Stand: November 2024).

Auf dem aktuellen Entwicklungsindex (Externer Link) der Vereinten Nationen (HDI (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) liegt Sudan auf Rang 170 von 193 Ländern. Auf dem Index (Externer Link)der fragilen Staaten (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) 2024 der Nichtregierungsorganisation (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Fund for Peace steht Sudan auf Rang zwei von 179.

Entwicklungspolitisches Engagement

Rückblick

Deutschland hatte die Entwicklungszusammenarbeit mit Sudan nach der Machtübernahme Omar al-Baschirs 1989 eingestellt. Nach dem Sturz des langjährigen Diktators im April 2019 engagierte sich Deutschland früh, um den demokratischen Wandel in Sudan zu unterstützen und nahm die bilaterale (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Entwicklungszusammenarbeit wieder auf.

Im Juni 2020 organisierte Deutschland zur Unterstützung des Landes eine Sudan-Partnerschaftskonferenz. Sie hatte das Ziel, politische und finanzielle Hilfe während des Wandlungsprozesses im Land bereitzustellen. Insgesamt sagten die internationalen Partner Sudan 1,8 Milliarden US-Dollar zu.

Nach dem Militärputsch vom 25. Oktober 2021 setzte das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die deutschen Maßnahmen zur Unterstützung des Wandels in Sudan aus. Programme zur direkten Unterstützung der Bevölkerung wurden, wo möglich, fortgeführt.

Im April 2023 ist die Situation erneut eskaliert. Die bewaffneten Kämpfe dauern seither an und fordern sehr viele Opfer. Aus Sicherheitsgründen und aufgrund des erschwerten Zugangs wurde das entwicklungspolitische Engagement Deutschlands angepasst und in stabilere Regionen Sudans verlagert.

Aktuelles deutsches Engagement für die Menschen in Sudan

Entwicklungsprojekte, die zur Ernährungssicherheit und Grundversorgung der Bevölkerung beitragen und die Widerstandskraft der Bevölkerung stärken, werden – sofern die Sicherheitslage es erlaubt – weitergeführt.

Partner des BMZ sind neben den deutschen Durchführungsorganisationen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) vor allem das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP), das Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR), das Kinderhilfswerk UNICEF , die Weltbank sowie internationale Nichtregierungsorganisationen.

Einige Beispiele:

  • Gemeinsam mit UNICEF unterstützt das BMZ ein Projekt im Süden des Landes, das mit lokalen Initiativen Basisdienstleistungen in den benachteiligten Regionen Blue Nile und Süd-Kordofan bereitstellt. Rund 83.000 Menschen haben einen verbesserten Zugang zu Wasser- und Sanitärversorgung erhalten.
  • Über ein Projekt von UNICEF wurden bereits vor Konfliktausbruch Impfstoffkühlhäuser in den Bundesstaaten Kassala und Gedaref gebaut. Dort lagern dringend benötigte Impfstoffe gegen Polio und Masern. Sie sind nun die zentralen Impfstofflager für den Ostsudan und Drehscheibe für die Gesundheitsversorgung in der Region.
  • Gemeinsam mit dem Africa Enterprise Challenge Fund (AECF) fördert das BMZ Kleinst- und Kleinunternehmen in Sudan. Sie sichern Arbeitsplätze und tragen dazu bei, Wasser, Energie und Gesundheitsprodukte für die Bevölkerung bereitzustellen.

Um das akute Leid der Menschen in Sudan zu lindern, engagiert sich Deutschland außerdem im Rahmen der humanitären Hilfe (Externer Link) des Auswärtigen Amts. Dafür wurden allein 2023 rund 250 Millionen Euro aufgewendet, die den Menschen in Sudan und auch den Nachbarstaaten zugutekommen, die Hunderttausende geflüchtete Menschen aufgenommen haben.

Am 15. April 2024, dem Jahrestag des Konfliktausbruchs, richteten Deutschland, Frankreich und die EU in Paris eine humanitäre Konferenz für Sudan und seine Nachbarländer aus.

Multilaterales Engagement im Bereich Bildung

Das BMZ ist der größte Geber des internationalen Bildungsfonds „Education Cannot Wait“ (ECW) und fördert im Rahmen dieses Fonds gemeinsam mit anderen Gebern ein mehrjähriges Programm zur Steigerung der Resilienz (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen), das von den Kinderhilfswerken UNICEF und Save the Children umgesetzt wird.

Das Programm schafft sichere und inklusive Lernumgebungen für Kinder und Jugendliche und stellt psychosoziale Betreuung bereit. Als viertgrößter Geber der „Global Partnership for Education“ (GPE (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) finanziert Deutschland derzeit zudem ein neu geplantes Bildungsprogramm zur Verbesserung der Lernqualität maßgeblich mit. Damit wird vor allem die Fortbildung von Lehrkräften gefördert und Schulmaterial finanziert.

Multilaterales Engagement im Bereich Gesundheit

Gemeinsam mit anderen Gebern fördert das BMZ Programme der Impfallianz Gavi (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria (GFATM (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) in Sudan. Darüber hinaus leistet Deutschland Beiträge an den Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)), die Weltgesundheitsorganisation (WHO (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)), die Internationale Familienplanungsföderation (IPPF (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) und das Gemeinsame Programm der Vereinten Nationen für HIV/Aids (UNAIDS (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)), die auch Gesundheitsmaßnahmen in Sudan umsetzen.

Entwicklungspolitische Kennzahlen

  • Sudan
  • Deutschland

Allgemeine Informationen

Hinweise für die Nutzung

Klicken Sie sich durch die oben angeordneten verschiedenen Rubriken und finden Sie aktuelle Zahlen aus Sudan sowie – zum Vergleich – aus Deutschland.

Weitere Informationen zu den einzelnen Daten und die Quellenangabe können Sie mithilfe des i-Zeichens abrufen.

Sudan Hauptstadt Khartum

Gesamtbevölkerung

in Millionen (2023)
50,04
83,28

Fläche

in Quadratkilometern
1.878.000
357.600

Rang im HDI

Index der menschlichen Entwicklung (HDI), 193 Länder (Ränge können mehrfach belegt sein)
169
SN
Flagge von Senegal
170
SD
Flagge des Sudan
171
DJ
Flagge von Dschibuti
5
SE
Flagge von Schweden
7
DE
Flagge von Deutschland
7
IE
Flagge von Irland

Stand: 12.04.2024