Stand: 16.06.2022

WFP Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen

Logo des Welternährungsprogramms
Logo des Welternährungsprogramms

Das Welternährungsprogramm (World Food Programme, WFP) wurde von den Vereinten Nationen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) 1961 gegründet. Das WFP ist die weltweit größte multilaterale Organisation zur Bekämpfung von Hunger und zur Verbesserung der Ernährungsgrundlagen.

Im Jahr 2021 unterstützte das WFP etwa 129 Millionen Menschen in 88 Ländern. Finanziert wird das Programm über freiwillige Beiträge, die zum großen Teil aus Regierungszusagen bestehen. Im Jahr 2021 erhielt das WFP Rekordzusagen von insgesamt 9,6 Milliarden US-Dollar.


Zusammenarbeit des BMZ mit dem WFP

Die neue Leiterin des Welternährungsprogramms Cindy McCain und Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze während einer Pressekonferenz im Mai 2023 in Berlin
Marktstand in Mekelle, Äthiopien, mit Zwiebeln, Tomaten und Kartoffeln, die zum Kauf angeboten werden. Im Hintergrund steht eine Waage mit zwei leeren Waagschalen.

Als Mitglied des Exekutivrats übernimmt Deutschland eine gestaltende Rolle beim Welternährungsprogramm. Zudem unterstützt die Bundesregierung das WFP finanziell. Während das Auswärtige Amt den Bereich der humanitären Hilfe fördert, unterstützt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die mittel- und langfristig angelegte Entwicklungszusammenarbeit des WFP.

Eine verknotete Pistole: Das Werk "Non Violence" des schwedischen Künstlers Carl Fredrik Reuterswärd steht als Friedenssymbol seit 1988 vor dem Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York.

Die Förderung des BMZ verfolgt in erster Linie das Ziel, Lebens- und Ernährungsgrundlagen zu verbessern und damit die Widerstandsfähigkeit (Resilienz) von besonders krisenanfälligen Menschen und Gemeinden dauerhaft zu stärken. Das BMZ fördert zudem gemeinsame, mehrjährige Programme des WFP mit dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)), die humanitäre, entwicklungsorientierte und friedensfördernde Maßnahmen eng miteinander verknüpfen und die Zusammenarbeit innerhalb des UN-Systems stärken.

Mit Unterstützung der strukturbildenden Übergangshilfe des BMZ fördert das WFP unter anderem Kleinbäuerinnen und Kleinbauern sowie Angebote zur Ernährungsbildung. Außerdem werden Schulspeisungsprogramme finanziert.

Geographische Schwerpunkte der BMZ-Unterstützung liegen auf den Sahel-Ländern, Zentral- und Ostafrika, der Region rund um Syrien und Jemen.

Aufgrund des Krieges in der Ukraine drohen in vielen Ländern, die bereits von Krisen betroffen sind, Engpässe bei der Versorgung mit Grundnahrungsmitteln. Das BMZ baut auf seiner langjährigen Partnerschaft mit dem WFP auf: Durch die fortlaufende Unterstützung von sektorübergreifenden Programmen zur Erhöhung der Resilienz (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) sollen die Folgen des Krieges in den betroffenen Ländern abgefedert werden.

Das WFP ist dem Bündnis für globale Ernährungssicherheit beigetreten, das auf Initiative von Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze im Mai 2022 von den G7-Entwicklungsministerinnen und -ministern geschlossen wurde, um die Welt gegen die drohende Hungerkrise zu wappnen. Es verfolgt das Ziel, gemeinsam eine schnelle, wirksame und nachhaltige Antwort auf die durch Russlands Angriffskrieg ausgelöste Ernährungskrise zu geben.

Beispiele für die Zusammenarbeit von WFP und BMZ

Der vom WFP finanzierte Gemeinschaftsgarten in Bandaro (Tschad) unterstützt Menschen, die von Ernährungsunsicherheit betroffen oder bedroht sind, dabei, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Die geernteten Produkte werden unter anderem für die lokale Schulspeisung genutzt.
Der vom WFP finanzierte Gemeinschaftsgarten in Bandaro (Tschad) unterstützt Menschen, die von Ernährungsunsicherheit betroffen oder bedroht sind, dabei, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Die geernteten Produkte werden unter anderem für die lokale Schulspeisung genutzt.

Seit 2018 setzt das Welternährungsprogramm mit Unterstützung des BMZ in Mali, Mauretanien, Niger, Tschad und Burkina Faso die Sahel-Resilienz-Initiative um. Ziel der WFP-Initiative ist es, die Ernährungs- und Lebensgrundlagen der Bevölkerung nachhaltig zu verbessern und an klimatische Veränderungen wie Dürren anzupassen.

Im Mittelpunkt der Initiative stehen besonders stark betroffene oder gefährdete Menschen. Sie werden darin unterstützt, Ernährungskrisen vorzubeugen und schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen. Dabei wird auf vorhandenen Strukturen und dem Wissen der Bevölkerung aufgebaut.

Die Sahel-Resilienz-Initiative verbindet Maßnahmen aus unterschiedlichen Lebensbereichen. Dazu zählen zum Beispiel die Instandhaltung von landwirtschaftlichen Flächen zur Unterstützung von Kleinbäuerinnen und -bauern und der Anbau und Vertrieb nahrhafter Lebensmittel, um die Ernährungslage zu stabilisieren. Darüber hinaus werden Kantinen für Schulkinder versorgt, Jobmöglichkeiten für Jugendliche geschaffen und schwangere Frauen und stillende Müttern gesundheitlich unterstützt. Mehr als 1,5 Millionen Menschen haben bereits von der WFP-Initiative profitiert.

Seit 2019 ergänzt das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) die Sahel-Resilienz-Initiative durch seine Initiative „Building Resilience in the Sahel“. In gemeinsam ausgewählten Distrikten in Mali, Mauretanien und Niger werden insbesondere die Bereiche Ernährungssicherung, Bildung, Wasser- und Sanitärversorgung sowie Kinderschutz gefördert.

Seit Ende 2020 unterstützt die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) im Rahmen eines ergänzenden Projekts in Niger die Sahel-Resilienz-Initative des WFP mit Maßnahmen zur Diversifizierung des Einkommens, zum Schutz vor Katastrophen sowie zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts.

Die achtjährige Faraja profitiert von dem gemeinsamen Projekt von UNICEF, FAO und WFP, das gefährdete Bevölkerungsgruppen in den konfliktreichen Provinzen Nord- und Süd-Kivu (Demokratische Republik Kongo) unterstützt.
Die achtjährige Faraja profitiert von dem gemeinsamen Projekt von UNICEF, FAO und WFP, das gefährdete Bevölkerungsgruppen in den konfliktreichen Provinzen Nord- und Süd-Kivu (Demokratische Republik Kongo) unterstützt.

Das Vorhaben der BMZ-Übergangshilfe soll in einer der ärmsten und konfliktreichsten Regionen der Welt die Widerstandsfähigkeit von Kleinbauern und -bäuerinnen, hilfsbedürftigen Haushalten sowie krisenempfindlichen Gemeindestrukturen verbessern und ihre sozio-ökonomische Entwicklung unterstützen.

Das Programm wird von WFP, FAO und UNICEF eng abgestimmt und gemeinschaftlich umgesetzt. Es entspricht dem Nexus-Ansatz, der humanitäre Hilfe, Entwicklungszusammenarbeit und Friedensförderung eng miteinander verknüpft. Das Vorhaben zielt darauf ab, den gesellschaftlichen Zusammenhalt in den von jahrzehntelangen Konflikten geprägten Programmregionen Nord- und Süd-Kivu im Osten der Demokratischen Republik Kongo zu stärken.

Das gemeinsame Programm beinhaltet aufeinander abgestimmte, sich ergänzende Maßnahmen in den folgenden Bereichen:

  • Landwirtschaft
    (Steigerung von Produktion und Produktivität, Training, Zugang zu Land, Marktzugang durch verbesserte Infrastruktur)
  • Verbesserung der Lebensgrundlagen
    (Einkommensschaffung, beschäftigungsintensive Maßnahmen)
  • Verbesserung der sozialen Grunddienste
    (Ernährung, Wasser-, Sanitärversorgung und Hygiene, Bildung, Schulspeisungen aus lokaler Produktion)
  • Stärkung von gemeindebasierten Strukturen und sozialem Zusammenhalt

Ein besonderer Fokus liegt auf der Unterstützung von Frauen, da sie am stärksten von Armut und Ernährungsunsicherheit betroffen und gleichzeitig die wichtigsten Akteure in der Landwirtschaft sind. Insgesamt kommt das Programm 700.000 Menschen zugute.

Die Schülerinnen und Schüler der Foqom-Schule in Alburaiqa (Jemen) erhalten vom Welternährungsprogramm sogenannte "High Energy Biscuits". Die Kekse haben einen hohen Proteingehalt und sind mit Vitaminen und Mineralien angereichert.
Die Schülerinnen und Schüler der Foqom-Schule in Alburaiqa (Jemen) erhalten vom Welternährungsprogramm sogenannte High Energy Biscuits. Die Kekse haben einen hohen Proteingehalt und sind mit Vitaminen und Mineralien angereichert.

Mit Unterstützung der strukturbildenden Übergangshilfe des BMZ stärkt das Welternährungsprogramm in Jemen die Resilienz besonders gefährdeter Menschen. Im Rahmen von beschäftigungsintensiven Maßnahmen wird sowohl landwirtschaftliche als auch kommunale Infrastruktur (Straßen, Schulen) wiederhergestellt beziehungsweise ausgebaut. Begleitend werden Schulungen speziell für kleinbäuerliche Produzentinnen und Produzenten sowie berufsbildende Trainings für junge Menschen und Frauen angeboten.

Die Teilnehmenden erhalten über einen Zeitraum von sechs Monaten Geldtransfers, um sich und ihre Familien zu ernähren. Kinder, Familien und Lehrkräfte werden zudem durch landesweite Schulspeisungsprogramme unterstützt. Die Kinder werden mit einem frisch zubereiteten Mittagessen versorgt. Das erhöht die Teilnahme am Unterricht, verbessert die Lernbereitschaft und Konzentration der Kinder, schafft Arbeitsplätze, vor allem für Frauen, und stärkt die lokale Landwirtschaft.

Insgesamt kommt das Programm mehr als 2,9 Millionen Menschen zugute.

Das vom BMZ unterstützte WFP-Programm zur Resilienzstärkung im Libanon fördert gezielt Frauenkooperativen in der Landwirtschaft.
Das vom BMZ unterstützte WFP-Programm zur Resilienzstärkung im Libanon fördert gezielt Frauenkooperativen in der Landwirtschaft.

Im Libanon unterstützt das BMZ das Welternährungsprogramm dabei, die Resilienz von syrischen Flüchtlingen und der Bevölkerung in den aufnehmenden Gemeinden zu stärken. Das Vorhaben trägt außerdem dazu bei, dem zunehmenden Problem der Armut und Nahrungsunsicherheit unter der libanesischen Bevölkerung zu begegnen.

Das WFP fördert im Libanon Maßnahmen zur Fortbildung und zur Einkommenssteigerung. Unter anderem werden Marktstrukturen auf- und ausgebaut sowie landwirtschaftliche Kooperativen unterstützt und zum Beispiel besser an die Märkte angebunden. Viele dieser Kooperativen werden von Frauen geführt, die durch das Programm gezielt gefördert werden.

Zur Bekämpfung von Armut und Nahrungsunsicherheit in den libanesischen Gemeinden unterstützt das WFP mit Hilfe des BMZ ein soziales Sicherungsprogramm der libanesischen Regierung. Bedürftige Haushalte erhalten Bargeldtransfers, um ihren täglichen Bedarf an Lebensmitteln decken zu können. Gleichzeitig wird das Sozialministerium dabei unterstützt, das staatliche soziale Sicherungsnetz zu verbessern.

Nach der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut im August 2020 hat das BMZ es dem WFP zudem ermöglicht, kleine und mittelständische Unternehmen mit finanziellen Zuschüssen und technischer Unterstützung zu versorgen. Ziel ist, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und längerfristig Arbeitsplätze und Verdienstmöglichkeiten zu schaffen. 12.000 besonders von der Explosion betroffene Menschen wurden durch Bargeldtransfers vorübergehend unterstützt.

Im April 2022 reiste Bundesministerin Svenja Schulze in den Libanon, um sich über die Arbeit des WFP zu informieren. Sie stellte dem WFP zehn Millionen Euro Förderung für die weitere Arbeit im Libanon in Aussicht. Der Libanon gehört zu den Ländern, die am stärksten von Getreidelieferungen aus Russland und der Ukraine abhängig sind und die infolge des Kriegs unter einer verschärften Ernährungskrise leiden.

Bundesministerin Schulze erklärte: „Ernährungssicherheit ist ein zentraler Teil von Sicherheitspolitik. Das wird im Libanon besonders deutlich. Eine ohnehin schon schwierige Lage wird infolge des Kriegs in der Kornkammer der Welt noch dramatisch verschärft. Wenn Getreide-Lieferungen ausfallen und Preise in die Höhe schießen, sind Stabilität und gesellschaftlicher Zusammenhalt in vielen Ländern der Welt zu gefährdet. Putin nutzt auch Hunger als Waffe. Dem müssen wir uns entgegenstellen mit einer Politik für globale Ernährungssicherheit.“

WFP Innovation Accelerator

Der WFP Innovation Accelerator (übersetzt: „Innovationsbeschleuniger“) mit Sitz in München entwickelt mit Unterstützung des BMZ, des Auswärtigen Amts und der bayerischen Landesregierung seit 2015 innovative Lösungen für die weltweite Ernährungssicherung. Die Einrichtung arbeitet mit verschiedenen UN-Organisationen sowie mit der Privatwirtschaft, Forschungseinrichtungen und der Zivilgesellschaft (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) zusammen.

2021 erreichte der Innovation Accelerator mit den von ihm geförderten Innovationen bereits neun Millionen Menschen. Durch eine stärkere Konzentration auf die Markteinführung und Verbreitung der Innovationen und ihrer Verankerung in WFP-Länderprogrammen soll die Anzahl auf 15 Millionen Menschen im Jahr 2025 gesteigert werden.