Straßenschild in der Namib-Wüste

Namibia

Erst 1990 und nur nach starkem internationalem Druck erlangte Namibia (von 1915 bis 1990: Südwestafrika) seine Unabhängigkeit von Südafrika. Der Landesname leitet sich von der Wüste Namib ab. Diese bedeckt den gesamten Küstenstreifen des extrem dünn besiedelten Landes. Namibia ist fast zweieinhalbmal so groß wie Deutschland, hat aber laut jüngster Volkszählung nur rund drei Millionen Einwohnerinnen und Einwohner.

Namibia verfügt über ein stabiles demokratisches System. Von der Weltbank (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) wird Namibia zwar in die Gruppe der Länder mit höherem mittlerem Einkommen eingestuft. Doch das Land ist von einer extrem hohen Ungleichheit geprägt – zwischen Arm und Reich, Stadt und Land und zwischen verschiedenen Regionen. Große Teile der Bevölkerung gelten als multidimensional arm (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen): Sie verfügen nicht nur über ein geringes Einkommen, sondern leiden auch unter Einschränkungen in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Lebensstandard.

Hinzu kommen aktuelle Krisen, die die Bevölkerung belasten und die Entwicklung des Landes gefährden. Dazu zählen eine mehrjährige Wirtschaftskrise, von der sich das Land nur langsam erholt, eine hohe Staatsverschuldung, die Folgen der Corona-Pandemie sowie mehrere schwere Dürreperioden. 2023/24 sorgte das Wetterphänomen El Niño für ausbleibende Regenfälle im südlichen Afrika. Im Mai 2024 rief Namibias Präsident Nangolo Mbumba wegen der landesweiten Dürrekatastrophe den Ausnahmezustand aus.

Auf dem aktuellen Index menschlicher Entwicklung (HDI (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) belegt das Land Platz 142 von 193 Staaten.


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Gemeinsame Geschichte

Symbolbild: Mehrer Bände einer Lexikonausgabe aus den 1970er Jahren (Bildausschnitt)

Lexikon der Entwicklungspolitik Stichwort: Kolonialismus Interner Link

Namibia und Deutschland verbindet eine enge Partnerschaft, die bis heute stark von der Aufarbeitung der Kolonialvergangenheit geprägt ist. Namibia war von 1884 bis 1915 deutsche Kolonie.

Seit der Gründung der Kolonien bekämpfte das Deutsche Reich die lokale Bevölkerung, die sich gegen die Fremdherrschaft und Menschenrechtsverletzungen zur Wehr setzte, immer wieder mit militärischer Gewalt, um Herrschaftsbereiche auszudehnen. Den Höhepunkt der Gewalt stellte der Vernichtungskrieg gegen die Bevölkerungsgruppen der Herero und Nama zwischen 1904 und 1908 dar. Schätzungsweise 70.000 Menschen wurden durch die deutschen Truppen ermordet, verdursteten in der Omaheke-Wüste oder starben in Konzentrationslagern. Die Gräueltaten in der Zeit von 1904 bis 1908 sind aus heutiger Perspektive als Völkermord zu bezeichnen.

2014 vereinbarten die deutsche und die namibische Regierung einen Versöhnungsdialog zur Aufarbeitung der Gräueltaten. 2021 wurde der Entwurf einer politischen gemeinsamen Erklärung vorgelegt. Dieser sieht vor, dass Deutschland den Völkermord an den Herero und Nama offiziell anerkennt und Zahlungen für ein Versöhnungs- sowie ein Wiederaufbau- und Entwicklungsprogramm leistet. Die Unterzeichnung der Erklärung durch die beiden Regierungen steht noch aus (Stand: August 2024).

Deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Namibia

Siehe auch
Besuch von Entwicklungsstaatssekretär Jochen Flasbarth in Namibia: Besichtigung in Lüderitz zum Thema nachhaltiger Stadtentwicklung

Die besondere Partnerschaft zwischen Namibia und Deutschland kommt im Umfang der Entwicklungszusammenarbeit zum Ausdruck; Deutschland zählt zu den größten bilateralen Gebern des Landes. Die Schwerpunktsetzung orientiert sich eng an den Entwicklungsplänen und -strategien der namibischen Regierung. Oberstes Ziel ist die Bekämpfung von Armut und Ungleichheit.

Im Jahr 2023 sagte das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) dem Partnerland 61,5 Millionen Euro für die bilaterale (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Entwicklungszusammenarbeit neu zu.

Die Kooperation konzentriert sich auf folgende Kernthemen:

  • Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, Ausbildung und Beschäftigung
    Aktionsfelder: Berufliche Bildung, Privatsektor- und Finanzsystementwicklung
  • Klima und Energie, Just Transition (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)
    Aktionsfelder: Nachhaltige Stadtentwicklung, erneuerbare Energie und Energieeffizienz
  • Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen
    Aktionsfelder: Biodiversität, Wasser

Darüber hinaus unterstützt das BMZ Namibia bei der Umsetzung der Agenda 2030 (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen). Unter anderem werden Planungsprozesse und Finanzierungsstrukturen verbessert. Außerdem wird das namibische Statistikamt dabei unterstützt, korrekte und überprüfbare Daten zu sammeln und auszuwerten und ein nationales Überwachungs- und Überprüfungssystem zur Agenda 2030 einzuführen.

Leitstand der Wasseraufbereitungsanlage Goreangab in Windhuk, Namibia

Kernthema „Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, Ausbildung und Beschäftigung“ Strukturwandel fördern, berufliche Bildung verbessern Interner Link

Deutschland unterstützt Namibia dabei, eine sozial und ökologisch ausgerichtete Marktwirtschaft aufzubauen, die möglichst vielen Menschen eine Teilnahme am wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben ermöglicht.

Solaranlage in Tsumke, Namibia

Kernthema „Klima und Energie, Just Transition Energiewende fördern, Lebensbedingungen in den Städten verbessern Interner Link

Weniger als 60 Prozent der namibischen Bevölkerung sind an die Stromversorgung angeschlossen, in den ländlichen Gebieten hat nur etwa ein Drittel der Menschen Zugang zu Elektrizität . Rund 70 Prozent seines Strombedarfs muss das Land importieren. Deutschland unterstützt Namibia deshalb dabei, die nationale Stromversorgung auf erneuerbare Energien umzustellen. Gefördert wird außerdem eine nachhaltige Entwicklung der stark wachsenden Städte.

Flusspferd im Bwabwata-Nationalpark in Namibia

Kernthema „Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen“ Natur schützen und nachhaltig nutzen Interner Link

Die Naturschätze Namibias sind die Lebensgrundlage für die namibische Bevölkerung und Basis für die wirtschaftliche Entwicklung, zum Beispiel durch Landwirtschaft, Bergbau und Tourismus. Deutschland unterstützt Namibia bei den Bemühungen, die Biodiversität zu erhalten, natürliche Ressourcen nachhaltig zu nutzen und den Zugang zu Land fair zu gestalten.

Aktuelle Situation

Entwicklungspolitische Kennzahlen

  • Namibia
  • Deutschland

Allgemeine Informationen

Hinweise für die Nutzung

Klicken Sie sich durch die oben angeordneten verschiedenen Rubriken und finden Sie aktuelle Zahlen aus Namibia sowie – zum Vergleich – aus Deutschland.

Weitere Informationen zu den einzelnen Daten und die Quellenangabe können Sie mithilfe des i-Zeichens abrufen.

Namibia Hauptstadt Windhoek

Gesamtbevölkerung

in Millionen (2023)
2,96
83,28

Fläche

in Quadratkilometern
824.290
357.600

Rang im HDI

Index der menschlichen Entwicklung (HDI), 193 Länder (Ränge können mehrfach belegt sein)
141
ST
Flagge von São Tomé und Príncipe
142
NA
Flagge von Namibia
142
SZ
Flagge von Swasiland
5
SE
Flagge von Schweden
7
DE
Flagge von Deutschland
7
IE
Flagge von Irland

Stand: 29.08.2024