Eine informelle Siedlung nahe Windhuk

Soziale Situation Einkommen extrem ungleich verteilt

Zu den großen Herausforderungen Namibias zählt die extrem ungleiche Verteilung von Einkommen, Vermögen und Landbesitz – ein Erbe aus Jahrzehnten der Kolonialherrschaft und Apartheidspolitik. Mehr als 60 Prozent der Bevölkerung verfügen in ihrem Haushalt nicht einmal über eine sanitäre Basisausstattung, mehr als 40 Prozent haben keinen Zugang zu Elektrizität.

Landflucht führt zu unkontrolliertem Wachstum der Städte

Besonders verbreitet ist die Armut im ländlichen Raum. Dort sind die Einkommen besonders niedrig und die Menschen haben nur unzureichenden Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen wie Bildung, Gesundheit oder sauberem Trinkwasser. Die Folge ist eine starke Abwanderung in die Städte: Lebten 1990 etwa 28 Prozent der namibischen Bevölkerung in Städten, waren es 2023 schon 55 Prozent.

Folge ist ein rasantes Wachstum informeller Siedlungen am Rande der größeren Städte, die damit überfordert sind, allen Einwohnerinnen und Einwohnern Wohnraum, technische und soziale Infrastruktur, Beschäftigungsmöglichkeiten und Sicherheit zu bieten. Von der schlechten Versorgungslage und den eingeschränkten Teilhabe- und Entfaltungsmöglichkeiten sind insbesondere Kinder und Jugendliche, Frauen, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen betroffen.

Mangel an Wasser und Nahrungsmitteln

Fast ein Fünftel der namibischen Bevölkerung ist laut Weltbank (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) chronisch unterernährt. Knapp die Hälfte der Bevölkerung litt im Sommer 2024 zudem unter akuter Ernährungsunsicherheit. Das Wetterphänomen El Niño hatte im gesamten Land zu einer schweren Dürre geführt. Nach Angaben der Vereinten Nationen war wegen der monatelang ausgebliebenen Regenfälle der Wasserstand in den Stauseen um fast 70 Prozent gesunken und die Getreideproduktion um mehr als 50 Prozent zurückgegangen.

Ohnehin ist Namibia eines der trockensten Länder südlich der Sahara. Der Klimawandel verschärft den Wassermangel, dadurch sind wesentliche Grundlagen der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung des Landes gefährdet.

HIV und Aids

Namibia gehört mit einer HIV (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)-Infektionsrate von 11 Prozent (Erwachsene zwischen 15 und 49 Jahren, Stand 2022) zu den Ländern, die am schwersten von HIV und Aids betroffen sind. Es gibt jedoch Fortschritte im Kampf gegen Aids: Rund 90 Prozent der Infizierten erhalten inzwischen virushemmende Medikamente. Die Infektions- und die Aids-bedingte Sterberate sind in den vergangenen 20 Jahren deutlich zurückgegangen. Die durchschnittliche Lebenserwartung, die zwischenzeitlich bis auf 51 Jahre gesunken war, ist wieder gestiegen.

Ethnische und kulturelle Vielfalt

Namibia vereint rund ein Dutzend Volksgruppen, denen die Verfassung kulturelle Eigenständigkeit garantiert. So gehört in Namibia die Sprachenvielfalt zum Alltag – ebenso der ständige Wechsel zwischen der jeweiligen Muttersprache, der Verkehrssprache Afrikaans und der offiziellen Amtssprache Englisch. Der nationale Rundfunksender NBC (Namibian Broadcasting Corporation) sendet Radioprogramme in mehr als zehn Sprachen beziehungsweise Dialekten.

Stand: 29.08.2024