Fußgänger mit Mobiltelefon in Windhuk, Namibia

Wirtschaftliche Situation Schwieriger Weg aus der Krise

Die namibische Volkswirtschaft ist gespalten: Auf der einen Seite ein kleiner formaler und moderner Sektor mit dem Staat als wichtigstem Arbeitgeber, auf der anderen ein großer informeller Sektor (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen), der durch niedrige Einkommen und fehlende rechtliche und soziale Absicherung gekennzeichnet ist. Das Land verfügt über viele Rohstoffe, verarbeitet diese aber nicht selbst, so dass zu wenig Wertschöpfung im Land bleibt und zu wenige Arbeitsplätze geschaffen werden.

Nach Jahren des Wachstums rutschte die namibische Wirtschaft ab 2016 in eine anhaltende Rezession. Zu den Ursachen zählten sinkende Preise für Diamanten und andere Mineralexporte sowie eine rückläufige industrielle und landwirtschaftliche Produktion aufgrund geringer Wettbewerbsfähigkeit und einer Serie von Dürren. Auch die angespannte Wirtschaftslage wichtiger Handelspartner wie Angola und Südafrika beeinträchtigt die wirtschaftliche Entwicklung Namibias.

Die Corona-Pandemie verschärfte die Lage deutlich: Das Bruttoinlandsprodukt ging 2020 um 8,1 Prozent zurück, der für das Land besonders wichtige Tourismus brach weitgehend zusammen. Seit 2021 ist eine wirtschaftliche Erholung zu verzeichnen. 2023 wuchs das Bruttoinlandsprodukt – angetrieben durch den Bergbau – um 4,2 Prozent. Für 2024 und die Folgejahre geht der Internationale Währungsfonds (IWF (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) von Wachstumswerten zwischen zwei und drei Prozent aus. Die hohen Ausgaben für öffentliche Gehälter und den Schuldendienst lassen der Regierung nur geringe Spielräume, um zu investieren und Wachstumsimpulse zu setzen.


Hohe Arbeitslosigkeit

Auf dem namibischen Arbeitsmarkt fehlen gut ausgebildete Fachkräfte, gleichzeitig ist die Wirtschaft nicht in der Lage, ausreichend Arbeitsplätze für die junge Bevölkerung zu schaffen: Offiziell liegt die Arbeitslosenquote bei 19,4 Prozent (2023), bei den 15- bis 24-Jährigen sogar bei 38 Prozent.

Entwicklungspotenziale

Namibia bietet vergleichsweise gute Voraussetzungen für eine nachhaltige Entwicklung (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen). Dazu zählen der gefestigte rechtsstaatliche Rahmen, die geografische Lage mit Zugang zum Meer, der Reichtum an natürlichen Ressourcen und die im regionalen Vergleich gut ausgebaute Infrastruktur, etwa im Bereich der Telekommunikation. Entwicklungschancen liegen unter anderem in der Förderung von mineralischen Rohstoffen, in der Nutzung erneuerbarer Energien und der Produktion von „grünem“ Wasserstoff, in der Fischerei und im Tourismus. Ein großes Potenzial stellt außerdem die junge Bevölkerung dar: Mehr als 50 Prozent der Namibierinnen und Namibier sind unter 25 Jahre alt.

Der Bergbau bildet das Rückgrat der namibischen Volkswirtschaft: Diamanten, Gold, Kupfer, Uran und andere Bodenschätze machen einen Großteil des Exportvolumens aus. Allerdings schafft ihr Abbau bislang im Land nur wenige Arbeitsplätze. Weitaus mehr Beschäftigungsmöglichkeiten könnten langfristig entstehen, wenn die Bodenschätze vor Ort aufbereitet und weiterverarbeitet würden.

Aufgrund seiner landschaftlichen Schönheit, der reichen Tier- und Pflanzenwelt und der kulturellen Vielfalt hat auch Namibias Tourismussektor, besonders im Bereich des Ökotourismus, große Wachstumspotenziale. Durch die Einrichtung und das nachhaltige Management von Nationalparks entstehen dauerhafte Arbeitsplätze und neue Einkommensmöglichkeiten.

Darüber hinaus bieten das Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (Economic Partnership Agreement, EPA) der Europäischen Union mit der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC), das neue Partnerschaftsabkommen zwischen der EU und den AKP-Staaten (Samoa-Abkommen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) und die Afrikanische Freihandelszone (African Continental Free Trade Area, AfCFTA) Chancen für die wirtschaftliche Entwicklung und die Erschließung neuer Märkte.

Stand: 29.08.2024