Deutsches Engagement Das Bündnis für nachhaltige Textilien
Die Initiative bringt alle wichtigen Akteure zusammen: Unternehmen, Verbände, Nichtregierungsorganisationen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen), Standardorganisationen, Gewerkschaften und die deutsche Bundesregierung. Gemeinsam engagieren sie sich dafür, dass die Rechte der Beschäftigten und die Sozialstandards in den Lieferketten der Textilwirtschaft geachtet und Umwelt und Klima geschützt werden.
Das Textilbündnis bietet seinen Mitgliedern eine Plattform und ein Netzwerk, um sich auszutauschen und um miteinander und voneinander zu lernen. In Online-Seminaren, Workshops und Strategiekreisen werden Informationen und Erfahrungen geteilt sowie erfolgreiche Instrumente und Materialien aufbereitet und für alle Mitglieder zugänglich gemacht.
Orientierung an internationalen Standards und Prinzipien
Das Bündnis für nachhaltige Textilien legt einen Schwerpunkt auf die Umsetzung sozialer und umweltbezogener Sorgfaltspflichten – in Deutschland, Europa und weltweit. Dabei orientiert es sich an den grundlegenden internationalen Vereinbarungen und Standards wie den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte (Externer Link) und den ILO-Kernarbeitsnormen (Externer Link). Handlungsleitend sind die OECD-Empfehlungen für die Umsetzung unternehmerischer Sorgfaltspflichten in der Bekleidungs‑ und Schuhwarenindustrie (Externer Link).
Wie arbeitet das Bündnis für nachhaltige Textilien?
Die Arbeit des Textilbündnisses konzentriert sich auf drei Basiselemente:
Umsetzung von Sorgfaltspflichten
Unternehmen im Textilbündnis müssen angeben, wie sie die sozialen und ökologischen Sorgfaltspflichten in ihren Lieferketten erfüllen. Alle zwei Jahre stellen die Mitglieder öffentlich dar, wie sie sich engagieren und zu den Bündniszielen beitragen. Für diese Berichterstattung können sie den bündniseigenen Review-Prozess nutzen, seit 2023 werden aber auch andere Formate als Nachweis anerkannt.
Der Kern des Review-Prozesses (Externer Link) ist die individuelle Risikoanalyse: Die Unternehmen prüfen, wo in ihrer Lieferkette soziale, ökologische und Korruptionsrisiken auftreten (könnten). Abhängig vom Geschäftsmodell und den Ländern, in denen die Produktion stattfindet, können die Risiken unterschiedlich sein. Beispiele sind mangelnde Sicherheit am Arbeitsplatz, Diskriminierung und geschlechtsspezifische Gewalt, gefährliche Chemikalien, Kinder- und Zwangsarbeit oder hohe Treibhausgas-Emissionen. Über die Risikoanalyse hinaus müssen die Unternehmen angeben, wie sie effektive Beschwerdemöglichkeiten in ihren Lieferketten eröffnen und wie sie mit Beschwerden umgehen.
Basierend auf den Ergebnissen der Risikoanalyse definieren die Unternehmen Ziele und konkrete Maßnahmen, um besonders schwerwiegende Risiken zu mindern. Zur Qualitätssicherung wird von unabhängiger Seite geprüft, ob die abgeleiteten Ziele und Maßnahmen sinnvoll, nachvollziehbar und angemessen sind. Nach zwei Jahren müssen die Mitgliedsunternehmen im Fortschrittsbericht angeben, welche Ziele sie erreicht haben, oder erklären, warum sie Ziele nicht erreichen konnten.
Die Mitglieder der übrigen Akteursgruppen – also Verbände, Nichtregierungsorganisationen, Standardorganisationen, Gewerkschaften und die Bundesregierung – müssen ebenfalls berichten. Sie beschreiben, wie sie sich in die Bündnisarbeit eingebracht und welchen Beitrag sie zur Erreichung der Bündnisziele geleistet haben.
Transparenz über Liefernetzwerke
Die Kenntnis der eigenen Lieferkette ist entscheidend, um Missstände zu identifizieren, Risiken zu mindern und Verbesserungen einzuleiten. Das Textilbündnis unterstützt die Mitgliedsunternehmen dabei, mehr Transparenz in ihre Lieferketten zu bringen, unter anderem mit einem Leitfaden (Externer Link), Online-Seminaren und Workshops.
Um zuverlässige Lieferketten-Informationen öffentlich zugänglich zu machen und die Zusammenarbeit in der Branche zu verbessern, veröffentlicht das Bündnis für nachhaltige Textilien seit 2020 eine Liste mit etwa 8.000 Produktionsstätten auf der Plattform Open Supply Hub (Externer Link).
Die Datenbank enthält Angaben zu Produktionsstätten der Textilwirtschaft auf der ganzen Welt und weist ihnen eine eindeutige Identifikationsnummer zu. Mitgliedsunternehmen des Textilbündnisses müssen jährlich eine Liste ihrer Lieferanten zuliefern, insbesondere der Nähereien und Konfektionsbetriebe.
Fokusthemen
Existenzsichernde Löhne und Einkaufspraktiken, Kreislaufwirtschaft und Klima, Geschlechtergerechtigkeit sowie Beschwerdemechanismen und Abhilfe – das sind die vier Fokusthemen (Externer Link) im Textilbündnis. Es handelt sich dabei um zentrale Herausforderungen für die ganze Branche. Gleichzeitig können in diesen Bereichen durch gemeinsames Handeln besonders wirksam Verbesserungen erzielt werden.
Für alle vier Fokusthemen gibt es einen Referenzrahmen, der inhaltliche Orientierung bietet und die vom Textilbündnis angestrebten Ziele darstellt. Hinzu kommen individuelle Selbstverpflichtungen (Commitments) der Mitgliedsunternehmen. Anhand einheitlicher Indikatoren kann sowohl jedes Mitglied für sich als auch das Bündnis in zusammenfassender Form den Fortschritt in den Fokusthemen messen.
Darüber hinaus setzen die Mitglieder gemeinsame Projekte in den Produktionsländern um. Diese Projekte leisten einen messbaren Beitrag zu den Fokusthemen und werden auch bei der Bewertung der individuellen Commitments berücksichtigt.
International vernetzt und anschlussfähig
Die Wertschöpfungsketten (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und Liefernetzwerke im Textilsektor erstrecken sich über die ganze Welt. Um Standards zu vereinheitlichen und Kräfte zu bündeln, bedarf es daher international abgestimmter Vorgehensweisen.
Das Textilbündnis kooperiert mit europäischen und internationalen Initiativen und Organisationen, um Erfolgsbeispiele in die Breite zu tragen, den Hebel für sein Engagement zu vergrößern und Doppelarbeit zu vermeiden. Über das internationale Netzwerk erhalten Bündnismitglieder auch Zugang zum Fachwissen und zu den Kontakten anderer Brancheninitiativen. Es bestehen unter anderem Kooperationen mit der Sustainable Apparel Coalition (Externer Link), der Fair Wear Foundation (Externer Link), Textile Exchange (Externer Link) und dem Open Supply Hub (Externer Link).
Gemeinsam mit anderen Multi-Stakeholder-Initiativen hat das Textilbündnis den ersten einheitlichen Referenzrahmen für nachhaltige Einkaufspraktiken veröffentlicht, das Common Framework for Responsible Purchasing Practices (Externer Link) (CFRPP). Verantwortungsvolle Einkaufspraktiken sind ein Schlüssel, um die Arbeitsbedingungen von Beschäftigten in Lieferketten positiv zu beeinflussen. Unter anderem können sie existenzsichernde Löhne für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer fördern und bei Lieferanten für eine bessere Planung und wirtschaftliche Nachhaltigkeit sorgen.
Ein wichtiger Bestandteil der unternehmerischen Sorgfaltspflicht ist es, wirksame Beschwerdemechanismen einzurichten und bei Bedarf Abhilfe zu leisten. Arbeiterinnen und Arbeiter in der textilen Lieferkette müssen die Möglichkeit haben, auf Missstände am Arbeitsplatz aufmerksam zu machen und Wiedergutmachung für negative Auswirkungen zu erhalten. Durch die Kooperation mit der Fair Wear Foundation (FWF) können einige Bündnisunternehmen den Beschwerdemechanismus der FWF in Vietnam und Indien nutzen.
Weitere Informationen
Aktuelle Informationen über das Textilbündnis finden Sie unter www.textilbuendnis.com (Externer Link).
Stand: 25.04.2023