Konferenz in Berlin Mehr als 300 deutsche und syrische Ärzte starten Klinikpartnerschaften mit Syrien
Entwicklungsministerin Svenja Schulze: „Nach 14 Jahren brutalem Bürgerkrieg liegt das Gesundheitssystem in Syrien am Boden, ein Drittel aller Krankenhäuser ist zerstört. Auf meiner Reise nach Damaskus Mitte Januar habe ich beim Besuch eines Krankenhauses gesehen, wie groß die Not ist. Es gibt zu wenig qualifiziertes Personal und es fehlt an medizinischem Gerät. Erst wenn die Gesundheitsversorgung wiederhergestellt ist, die Wirtschaft wieder Fahrt aufnimmt, Menschen Essen, Strom und Einkommen haben, wird das Land eine sichere Heimat für alle Syrerinnen und Syrer werden können. Dazu kann auch die syrische Diaspora in Deutschland einen wichtigen Beitrag leisten. Viele Menschen sind hochmotiviert, sich für den Neuanfang in Syrien zu engagieren. Es gibt allein 6.000 Ärztinnen und Ärzte in Deutschland mit syrischem Pass. Gleichzeitig hat Deutschland ein Interesse, diese Menschen zu halten, denn auch unser Gesundheitssystem ist auf sie angewiesen. Wir wollen mit dem Aufbau der deutsch-syrischen Klinikpartnerschaften ermöglichen, dass beides geht: sich von Deutschland aus für Syrien engagieren.“
Den dringenden Bedarf bei der medizinischen Grundversorgung hatte Entwicklungsministerin Schulze bei ihrem Besuch in Damaskus Mitte Januar festgestellt und Unterstützung mobilisiert. Daraufhin hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages 15 Millionen Euro für deutsch-syrische Klinikpartnerschaften freigegeben. Die Partnerschaften werden es ermöglichen, dass Ärztinnen und Ärzte aus Deutschland nach Syrien reisen können, um dort medizinische Trainings durchzuführen oder mit syrischen Kolleginnen und Kollegen vor Ort den Einsatz von Geräten zu trainieren. Das ausgebildete Personal kann das Wissen wiederum in syrischen Krankenhäusern weitergeben, so dass sich die Wirkung verstärkt.
Um diese Partnerschaften vorzubereiten, treffen sich heute Hilfsorganisationen und medizinisches Fachpersonal: von der Allgemeinmedizin über Unfallchirurgie, Gynäkologie oder Notfallmedizin bis zur Orthopädie. Diese werden sich vernetzen und zusammentun und ihre Kompetenzen mit den Bedarfen in Syrien abgleichen. Ziel sind konkrete Partnerschaften zwischen deutschen und syrischen Gesundheitseinrichtungen und Vereinen. Nach dem heutigen Auftakttreffen werden die Mediziner ihre Projektvorschläge fertigstellen. Das vom BMZ beauftragte GIZ-Programm „Klinikpartnerschaften – Partner stärken Gesundheit“ berät sie bei der Ausarbeitung und kann die Partnerschaften auch finanziell fördern. Das schließt Kosten für Fortbildungen und Trainings, Fahrten zu den syrischen Partnerkliniken sowie für medizinische Geräte und Medikamente ein. Die maximale Förderung für eine Partnerschaft beträgt 500.000 Euro für drei Jahre. Die Partnerschaften sollen in allen Teilen Syriens aktiv werden und allen Bevölkerungsgruppen, auch ethnischen und religiösen Minderheiten sowie Frauen und Kindern zugutekommen.
Das Programm Klinikpartnerschaften unterstützt derzeit Partnerschaften in 52 Ländern, durch welche deutsche Universitätskliniken, Fach- und Regionalkrankenhäuser, Nichtregierungsorganisationen und Vereine Schulungen und Wissensaustausche mit Krankenhäusern weltweit umsetzen. Davon profitieren nicht nur die internationalen Partner, sondern auch die deutschen Ärzte und Krankenhäuser. Sie erlangen durch die Kooperationen beispielsweise Fachexpertise in speziellen Krankheiten, die auch nach Deutschland kommen können, und lernen für die Vorsorge und den Umgang mit globalen Gesundheitskrisen.