Entwicklungsministerin Schulze in Damaskus Neue Partnerschaften zwischen deutschen und syrischen Krankenhäusern

Pressemitteilung vom 15. Januar 2025 | Entwicklungsministerin Svenja Schulze ist heute in die syrische Hauptstadt Damaskus gereist. In Gesprächen mit der Übergangsregierung sowie internationalen und lokalen Hilfsorganisationen will Schulze ausloten, wie Deutschland zur Entwicklung eines friedlichen und stabilen Syriens nach dem Sturz des brutalen Assad-Regimes beitragen kann. Einen Baustein kündigte Ministerin Schulze heute bereits an: Es soll neue Partnerschaften zwischen deutschen und syrischen Krankenhäusern geben. Denn in Deutschland arbeiten tausende Ärztinnen und Ärzte aus Syrien, die sich für den Wiederaufbau ihrer alten Heimat engagieren wollen. Einer von ihnen begleitet Ministerin Schulze heute als Teil ihrer Delegation. Neben einem Treffen mit Vertreterinnen der syrischen Zivilgesellschaft sind mehrere Projektbesuche geplant: in einem Krankenhaus, einer Schule und in einem stark zerstörten Stadtviertel von Damaskus.

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze am 15. Januar 2025 in Damaskus

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze am 15. Januar 2025 in Damaskus

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze am 15. Januar 2025 in Damaskus

Bundesministerin Svenja Schulze: „Nach mehr als 50 Jahren Diktatur und 14 Jahren Bürgerkrieg hat Syrien jetzt die Chance auf eine friedliche und stabile Entwicklung. Ob diese Entwicklung gelingt, ist eine offene Frage. Aber es wäre falsch, in diesem historischen Zeitfenster nicht alles dafür zu tun, Syrien bei einem friedlichen Neuanfang zu unterstützen. Dieser Neuanfang wird nur gelingen, wenn die Menschen in Syrien sich ernähren können, Kinder in die Schule gehen und es Gesundheitsversorgung gibt. Deutschland kann viel beitragen zu einem gesellschaftlichen Neuanfang Syriens: Denn wir fangen nicht bei null an, sondern haben bereits etablierte Kontakte zu Hilfsorganisationen vor Ort, auf denen wir aufbauen können. Dazu kommt der enorme Erfahrungsschatz der Syrerinnen und Syrer in Deutschland, die sich für den Wiederaufbau ihrer alten Heimat einsetzen wollen.“

Fachkräfte der Charité – Universitätsmedizin Berlin kümmern sich um ein Neugeborenes in einem Inkubator.

Die vom BMZ finanzierten sogenannten Klinikpartnerschaften verbinden derzeit Krankenhäuser in Deutschland mit Krankenhäusern in 52 Partnerländern. Dieses Programm soll nun um neue Kooperationen zwischen deutschen und syrischen Gesundheitseinrichtungen erweitert werden. Dabei geht es um den Austausch von Wissen und Erfahrung. So können Ärztinnen und Ärzte aus Deutschland nach Syrien reisen, um dort medizinische Trainings durchzuführen oder mit lokalen Kolleg*innen den Einsatz von neuen Geräten zu trainieren. Auch Fortbildungen syrischer Ärztinnen und Ärzte in Deutschland sind möglich, sowohl zu medizinischen als auch zu organisatorischen Fragen. Die Erfahrung aus anderen Ländern zeigt, dass dadurch Verbindungen entstehen, die lange über das Programm hinaus für beide Seiten im ärztlichen Alltag hilfreich sind.

Straßenszene in Syrien im Januar 2025

Die Herausforderungen im traditionell eigentlich sehr starken syrischen Gesundheitssektor sind enorm: Zur Zeit des Assad-Regimes wurden viele Krankenhäuser in den Rebellengebieten gezielt bombardiert, um die Gesundheitsversorgung der Menschen zu zerstören. Mehr als ein Drittel der Krankenhäuser ist nicht mehr funktionstüchtig. Dazu kommt: Mehr als die Hälfte des Gesundheitspersonals ist aus dem Land geflohen, so dass für den Betrieb der verbleibenden Krankenhäuser ausgebildetes Personal fehlt. Hier könnten die neuen Klinikpartnerschaften mit Fortbildungen und auch Geräten helfen.

In Deutschland arbeiten rund 5.800 Ärztinnen und Ärzte mit syrischem Pass, viele weitere sind inzwischen eingebürgert. Dazu kommen mehr als 2.000 Pflegekräfte. Viele von ihnen haben sich beim BMZ gemeldet, weil sie helfen wollen. Einer von ihnen, ein in Aleppo geborener Augenarzt aus Dortmund, wird heute gemeinsam mit Ministerin Schulze erste Kooperationsmöglichkeiten ausloten. Das Entwicklungsministerium wird zudem am 12. Februar 2025 eine Auftakt-Konferenz in Berlin veranstalten, bei der Ärztinnen und Ärzte, Vertreter*innen von Krankenhäusern und Hilfsorganisationen Ideen für neue deutsch-syrische Klinikpartnerschaften zusammenzutragen. Welche medizinischen Themen dann gemeinsam bearbeitet werden, hängt zum einen von den Bedarfen in Syrien und zum anderen von den Kompetenzen und Angeboten der Partner in Deutschland ab. Klar ist, dass möglichst alle syrischen Regionen, Männer und Frauen sowie alle Bevölkerungsgruppen einbezogen werden.

Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze am 15. Januar 2025 in Damaskus
Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze am 15. Januar 2025 in Damaskus

Bundesministerin Svenja Schulze: „Ich verstehe, dass die neuen syrischen Machthaber die geflohenen Fachkräfte möglichst zurückgewinnen wollen. Aber auch Deutschland hat ein Interesse, diese Menschen zu halten, auf die wir gerade in unserem Gesundheitssystem angewiesen sind. Entscheidend ist letztlich, was die Fachkräfte selber für ihr Leben wollen. In meinen Gesprächen mit der syrischen Diaspora in Deutschland spüre ich eine große Motivation, sich für den gesellschaftlichen Neuanfang in Syrien zu engagieren. Viele Ärztinnen und Ärzte, die in Deutschland arbeiten, haben den Wunsch, die Menschen in Syrien zu unterstützen. Wir wollen mit dem Aufbau der deutsch-syrischen Klinikpartnerschaften ermöglichen, dass beides geht: sich von Deutschland aus für Syrien engagieren.“

Flüchtlinge aus Syrien in einem Flüchtlingslager des UNHCR

Das Entwicklungsministerium unterstützt nach dem Sturz des Assad-Regimes die Stabilisierung Syriens und den gesellschaftlichen Neuanfang des Landes. Die unmittelbaren Schwerpunkte liegen dabei auf dem Zugang zu Bildung, Gesundheit, Einkommen für die notleidende syrische Bevölkerung, der Wahrung von Land- und Eigentumsrechten und der Stärkung der syrischen Zivilgesellschaft. Die Projekte werden nicht mit den syrischen Machthabern, sondern ausschließlich über UN-Hilfswerke und Nichtregierungsorganisationen umgesetzt.

Wer sich an den neuen Klinikpartnerschaften beteiligen oder über das laufende Programm informieren möchte, kann sich an die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) wenden: https://klinikpartnerschaften.de (Externer Link)