Frieden Friedensförderung: Versöhnung und Wiederaufbau
Um langfristig Frieden zu schaffen, reicht es nicht, die Gewalt zu beenden. Wenn nicht auch die Ursachen eines Konfliktes beseitigt werden, kann er immer wieder ausbrechen. Maßnahmen des Wiederaufbaus müssen von Versöhnungsprozessen begleitet werden, um eine Grundlage für stabile soziale Strukturen zu schaffen.
Um den betroffenen Staat wieder in die Lage zu versetzen, seine Aufgaben wahrzunehmen, fördert das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) zum Beispiel die Aus- und Fortbildung von Fachkräften und den Aufbau von Verwaltungsstrukturen.
Gleichzeitig unterstützt es die juristische Aufarbeitung von Kriegsverbrechen sowie Versöhnungsprojekte und Programme zur psychologischen Betreuung von Kriegsopfern.
Deutschland engagiert sich dazu sowohl im Rahmen der direkten zwischenstaatlichen Zusammenarbeit mit dem betroffenen Land, etwa mit dem Zivilen Friedensdienst, als auch über Initiativen im Rahmen der Europäischen Union oder der Vereinten Nationen.
Rückkehr in ein ziviles Leben
Wenn ein Konflikt beendet ist, ist es für die beteiligten Kämpfer oft sehr schwierig, wieder in ein ziviles Leben zurückzufinden. Ihnen fehlt eine positive Zukunftsperspektive und oft auch die Möglichkeit, Geld zu verdienen.
In Wiedereingliederungsprogrammen, die im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit von Deutschland unterstützt werden, können sie nach der Entwaffnung über ihre Erfahrungen sprechen, psychologische Hilfe in Anspruch nehmen, sich beruflich weiterbilden und so schrittweise in das zivile Leben zurückfinden.
Eine besondere Herausforderung in diesem Bereich ist die Reintegration von Kämpferinnen und zwangsrekrutierten Frauen und Kindern in die Gesellschaft.
Neuanfang ermöglichen
Auch der Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur hilft, den Frieden zu sichern. Straßen und Versorgungsanlagen, Schulen und Behörden müssen instand gesetzt werden, um dem Land einen Neuanfang zu ermöglichen. In Absprache mit anderen internationalen Gebern unterstützt Deutschland seine Kooperationsländer dabei durch finanzielle und technische Zusammenarbeit.
Dabei ist es nur selten sinnvoll, die alten Strukturen unverändert wiedereinzurichten. Meistens muss ein Neuanfang gelingen, denn die alte Infrastruktur und die alten Institutionen spiegeln oft die ungleiche Verteilung von Ressourcen und Macht wider, die überwunden werden soll, weil sie den Konflikt ausgelöst oder mitverursacht hat.
Die Bundesrepublik engagiert sich daher auch im politischen Rahmen, zum Beispiel indem sie Regierungen bei langfristigen Reformen von Staat und Justiz berät. Auf der rechtlichen Ebene unterstützt sie unter anderem Wahrheitskommissionen bei der Aufarbeitung von Menschenrechtsverletzungen. Entscheidend ist die Beteiligung aller Konfliktparteien, um stabile Friedensallianzen herzustellen.
Beispiel Kolumbien
In dem südamerikanischen Land unterstützt das Bundesentwicklungsministerium die politische, gesellschaftliche und strafrechtliche Aufarbeitung des bewaffneten Konflikts, unter dem das Land rund 50 Jahre litt. Das BMZ fördert den Aufbau einer Friedens- und Versöhnungskultur im schulischen, familiären und kommunalen Umfeld und unterstützt Provinz- und Lokalverwaltungen, Nichtregierungsorganisationen und indigene Gemeinschaften dabei, gemeinsam Vorschläge für ein künftiges friedliches Zusammenleben zu erarbeiten.
Frieden langfristig sichern
Friedensförderung erfordert enorm viel Geduld und Durchhaltevermögen: Fortschritte sind meistens nur schwer zu erfassen, da es um langfristige Prozesse in einem sehr komplexen Umfeld geht. Um die Voraussetzungen für eine friedliche Zukunft zu schaffen, sind tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen notwendig. Sie können Jahrzehnte benötigen.
Die deutsche Regierung versteht nachhaltige Friedenssicherung als übergreifende Aufgabe aller Bundesministerien. Im Juni 2017 verabschiedete sie ihre Leitlinie Krisen verhindern, Konflikte bewältigen, Frieden fördern (Externer Link). Darin erkennt die Bundesregierung die Wechselwirkungen zwischen Frieden und Entwicklung an, wie sie auch in der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung bekräftigt wurden. Als zentrale Handlungsfelder der deutschen Friedensförderung ergeben sich daraus die Bereiche Menschenrechte, soziale und politische Teilhabe, Geschlechtergerechtigkeit, gesellschaftlicher Zusammenhalt und Rechtstaatlichkeit.
Um Entwicklungsprozesse friedlich und nachhaltig gestalten zu können, müssen die Bedingungen in den von einer Nachkriegssituation oder von fragiler Staatlichkeit betroffenen Ländern genau analysiert werden. Das BMZ arbeitet deswegen eng mit wissenschaftlichen Instituten und Think Tanks wie dem Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien (GIGA) (Externer Link) oder der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) (Externer Link) zusammen, um regelmäßige Konfliktanalysen zu erarbeiten, aktuelle Friedensbedarfe zu ermitteln und seine Länderstrategien darauf aufbauend auszurichten.