Internationaler Frauentag Standhaft bleiben in Zeiten des Rückschritts
Entwicklungsministerin Svenja Schulze: „Frauen und Mädchen haben heute keinen Grund zu feiern, stattdessen müssen sie kämpfen. Denn die Angriffe auf die Rechte von Frauen haben weltweit zugenommen, genau wie frauenfeindliche Propaganda und Politik. Gleichzeitig wird die Finanzierung von internationalen Projekten zur Stärkung von Frauen und Mädchen drastisch zurückgefahren. Das ist brandgefährlich. Wenn Mädchen nicht in die Schule gehen können, schadet das der Entwicklung ganzer Gesellschaften. Wenn sie nicht lernen, wie sie verhüten können, dann kommt es zu mehr ungewollten Schwangerschaften und zu höherer Müttersterblichkeit. Wenn ihnen durch Zwangsheirat die Kindheit genommen wird, fehlen die Chancen für Entwicklung und ein Leben in Würde.
Dass die Rechte von Frauen unterdrückt werden, bedroht Menschenleben. Frauen sind die Hälfte der Menschheit, ihnen muss auch die Hälfte der Macht gehören. Dabei würden alle Menschen von mehr Gleichberechtigung profitieren – nicht nur die Frauen. Es gäbe weniger Hunger, weniger Armut und mehr Stabilität in der Welt. All das trägt zu einer friedlicheren Welt bei. Dafür kämpfe ich und fordere alle auf, standhaft und kämpferisch zu bleiben für die Rechte von Frauen und Mädchen – jetzt erst recht.“
Ein aktueller UN-Bericht (Externer Link) konstatiert eine steigende Diskriminierung und geringeren Rechtsschutz für Frauen. Globale Krisen wie die Erderhitzung, die Corona-Pandemie oder steigende Lebensmittelpreise verschärfen die Lage.
Dass immer weniger Programme und Institutionen, die Frauen unterstützen und schützen, finanziert werden, liegt auch an Entscheidungen der neuen US-Regierung. So hat die US-Regierung deutlich gemacht, dass Finanzierungen für Frauenstärkung, Aufklärungsprogramme und Gesundheitsdienstleistungen grundsätzlich zurückgefahren werden sollen.
Das unabhängige Guttmacher-Institut hat berechnet, dass wegen des aktuellen 90-tägigen Stopps der US-Hilfen über elf Millionen Frauen und Mädchen keinen Zugang mehr zu Gesundheitsleistungen wie zu gynäkologischer Betreuung und Verhütungsmitteln haben. Wenn diese Frauen und Mädchen in diesem Jahr keinen Zugang mehr zu Verhütungsmitteln erhalten, dann muss mit über vier Millionen ungewollten Schwangerschaften gerechnet werden und damit, dass über 8.000 dieser Mädchen und Frauen an den Komplikationen der Schwangerschaft und Geburt sterben.
Die US-Administration strich dem UN-Weltbevölkerungsfonds (UNFPA) inzwischen alle Mittel in Höhe von insgesamt 377 Millionen US-Dollar. Mit diesen sollten die Gesundheitsversorgung für Mütter, Schutz vor Gewalt, die Prävention von weiblicher Genitalverstümmelung, Behandlung von Opfern von Vergewaltigungen und andere lebensrettende Maßnahmen in mehr als 25 Krisenländern, wie dem Tschad, Sudan, Syrien und der Ukraine, sichergestellt werden. UNFPA rechnet damit, dass diese Entscheidung Tausende von Kliniken zur Schließung zwingen wird. Frauen in Krisengebieten werden ohne Medikamente, Hebammen oder Ausrüstung entbinden müssen, wodurch ihr Leben und das ihrer Babys in Gefahr gerät. Weniger lebensrettende medizinische Hilfsgüter können in Flüchtlingslager geliefert werden.
Dabei zeigen Studien, dass sich Investitionen in Mädchen und die freiwillige Familienplanung lohnen: Sie führen zu besserer wirtschaftlicher Entwicklung, weil Mädchen ihre Ausbildung fortsetzen und sich Frauen in der Arbeitswelt einbringen können. Dabei geht es zum Beispiel um faire Gesetzgebung, Landrechte, Zugang zu eigenen Konten und Einkommen und bessere Ausbildung.