Kolumbien

Die jüngste Geschichte Kolumbiens ist durch bewaffnete Konflikte zwischen staatlichen Sicherheitskräften, Guerillagruppierungen, paramilitärischen Verbänden und kriminellen Organisationen geprägt. Millionen Menschen mussten vor den Kämpfen fliehen, die meisten von ihnen fanden als Binnenvertriebene Zuflucht in anderen Landesteilen Kolumbiens. Der 2016 geschlossene Friedensvertrag hat den Konflikt zwar entschärft, in vielen Regionen aber auch ein Machtvakuum entstehen lassen, das sich kriminelle Banden zunutze machen. Die Gefahr, dass die Gewalt wieder aufflammt, ist weiterhin hoch.

Siehe auch
Ansicht der Stadt Cartagena an der kolumbianischen Karibikküste

Kinder und Jugendliche waren und sind von der Situation besonders betroffen: Im Vergleich zu anderen Altersgruppen sind sie deutlich anfälliger dafür, Gewalt einzusetzen und gleichzeitig selbst Opfer von Gewalt zu werden.

Die kolumbianische Regierung nutzt den Sport bereits als Instrument der Friedens- und Versöhnungsarbeit. Darauf aufbauend hat das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) eine Kooperation initiiert, um gemeinsam mit der kolumbianischen Regierung und Nichtregierungsorganisationen (NROs (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) Sportangebote zu entwickeln, die zur Stärkung der Demokratie und der Zivilgesellschaft (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) im Land beitragen.


Sport mit Prinzipien

Ziel der Kooperation ist, dass die Kinder und Jugendlichen wichtige Fähigkeiten für ein friedliches Zusammenleben in einer demokratischen Gesellschaft erlangen. Außerdem wird die gesellschaftliche Wiedereingliederung von jungen Binnenflüchtlingen und ehemaligen Kämpferinnen und Kämpfern gefördert. Schwerpunkt sind dabei Regionen, die von Konflikten, Gewalt und Vertreibung besonders betroffen sind.

Gemeinsam mit kolumbianischen Partnern wurde dafür die Methode „Sport mit Prinzipien“ („deporte con principios“) entwickelt. Sie dient dazu, Kindern und Jugendlichen über den Sport Werte wie Respekt und Teamgeist sowie soziale Kompetenzen zu vermitteln.

Die Methodik greift bestehende kolumbianische Konzepte des Friedensfußballs, internationale Ansätze zu „Sport für Entwicklung“ sowie Erkenntnisse aus der Sportpädagogik und der Jugendpsychologie auf.

Was bisher erreicht wurde

Fast 1.700 Lehrkräfte, Trainerinnen und Trainer sowie Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter aus Gemeinden, NROs und staatlichen Organisationen haben bislang an Schulungen teilgenommen. Sie unterstützen wiederum rund 90.000 Kinder und Jugendliche, darunter viele, die Gewalt erlebt und selbst an bewaffneten Konflikten teilgenommen haben. In mehreren Fällen erhielten Schulungsteilnehmende nach Abschluss der Weiterbildung Jobangebote und konnten aus ihrem vormals ehrenamtlichen Engagement neue berufliche Perspektiven entwickeln.

Außerdem haben sich mehr als 120 Personen zu Ausbilderinnen und Ausbildern qualifiziert. Sie bieten nun selbst Schulungen in ganz Kolumbien an und sorgen so dafür, dass der „Sport für Entwicklung“-Ansatz verbreitet und wirksam verankert wird. Die in Kolumbien erstellten Materialien werden inzwischen auch im Schulunterricht sowie in internationalen Fortbildungen und bei Entwicklungsvorhaben in weiteren Ländern Lateinamerikas eingesetzt.

Stand: 18.01.2023