Trocknende Gummihandschuhe in einer deutschen Einrichtung zur Versorgung von Ebola-Patienten in Monrovia, Liberia

Hintergrund Katastrophen nehmen zu

Das Institut für Katastrophenforschung der belgischen Universität Leuven (Centre for Research on the Epidemiology of Disasters, CRED) hat ermittelt, dass es in der Zeit von 2000 bis 2019 zu mehr als 7.300 Katastrophenereignissen kam. Mehr als vier Milliarden Menschen waren von Schäden betroffen, 1,23 Millionen von ihnen verloren ihr Leben.

Das CRED erforscht die strukturellen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen von Katastrophen in Folge von extremen Naturereignissen und technischen Zwischenfällen. Erfasst werden Daten aus den Bereichen Geophysik (Erdbeben, Vulkanausbrüche, Hangrutsche), Meteorologie (Stürme, Starkniederschläge), Hydrologie (Überschwemmungen), Klimatologie (extreme Temperaturen, Dürren), Biologie (beispielsweise Epidemien) und Technologie (zum Beispiel Industrieunfälle oder Flugzeugunglücke).

Während die Mehrzahl der Todesfälle auf geophysikalische Ereignisse, hauptsächlich Erdbeben und Tsunamis, zurückzuführen ist, wurde ein Großteil der einzelnen Katastrophen durch klima- und wetterbedingte Ereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitzewellen verursacht. Im Berichtszeitraum mussten die betroffenen Länder direkte wirtschaftliche Verluste durch Katastrophen in Höhe von fast drei Billionen US-Dollar hinnehmen. Dies entspricht einem Anstieg von fast 50 Prozent im Vergleich zum Berichtszeitraum 1980 bis 1999.

Vorsorge rettet Leben und senkt materielle Schäden

In der Stadt Piura im Nordwesten Perus wurden im März 2017 mehrere Stadtteile durch Überschwemmungen vollständig zerstört.
In der Stadt Piura im Nordwesten Perus wurden im März 2017 mehrere Stadtteile durch Überschwemmungen vollständig zerstört.

Erdbeben, Wirbelstürme oder Überschwemmungen lassen sich nicht verhindern. Ihre Auswirkungen können jedoch deutlich reduziert werden. Vor allem in Entwicklungsländern führen solche Ereignisse häufig darum zu Katastrophen, weil Staat und Bevölkerung keine vorbeugenden Maßnahmen getroffen haben und über zu wenige Möglichkeiten zur Bewältigung verfügen.

Katastrophenrisikomanagement rettet nicht nur Menschenleben, es ist auch wirtschaftlich sinnvoll: Internationale Untersuchungen belegen, dass es wesentlich günstiger ist, in Vorsorgemaßnahmen zu investieren als in den Wiederaufbau nach einer Katastrophe. Auch der Bedarf an humanitärer Hilfe kann so gesenkt werden.

Einflüsse und Wechselwirkungen

Klimawandel

Nach einem Starkregen wurde eine Straße im Karibikstaat St. Lucia weggespült.

Nicht alle zerstörerischen Naturereignisse sind vom Klimawandel und seinen Folgen beeinflusst. Doch der Anstieg und die zunehmende Intensität wetterbedingter Extremereignisse sind nur vor dem Hintergrund des globalen Klimawandels zu erklären. Klima- und wetterbedingte Katastrophen wie Überflutungen und Stürme machten rund 90 Prozent aller Katastrophen der vergangenen zwei Jahrzehnte aus. Mehr als 70 Prozent der gesamtwirtschaftlichen Verluste sind auf sie zurückzuführen. Um zu verhindern, dass künftige Naturereignisse katastrophale Ausmaße annehmen, sind demnach wirksame Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel erforderlich.

Vor allem Entwicklungsländer leiden unter den Folgen der globalen Erwärmung. Dies ist zum einen auf ihre geografische Lage zurückzuführen, zum anderen fehlen ihnen oft die Verwaltungsstrukturen sowie personellen und finanziellen Möglichkeiten, um sich wirksam zu schützen. Dadurch verschärft sich der Ungleichheitstrend auf globaler Ebene und es wird schwieriger, die Ziele der Agenda 2030 (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) zu erreichen.

Um diesen Trends entgegenzuwirken und Entwicklungserfolge besser abzusichern, setzt die deutsche Entwicklungszusammenarbeit daher unter anderem auf Maßnahmen des umfassenden Risikomanagements, das Instrumente aus den Bereichen Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, Katastrophenrisikomanagement und soziale Sicherung verbindet.