Urheberrecht© Gross L, PLoS Biology Vol. 4/12/2006, e445 CC BY-SA 2.5
Aktuelle Situation und Trends Detailinformationen über die HIV-Epidemie
Etwa 1,7 Millionen Menschen (davon 160.000 Kinder) haben sich 2018 neu mit dem HI-Virus infiziert. Zum Vergleich: 1997 gab es 2,9 Millionen Neuinfektionen.
Rund 770.000 Menschen sind 2018 an Aids gestorben. Seit 2005 ist die jährliche Zahl der Todesfälle um 55 Prozent gesunken (2005: 1,7 Millionen Aids-Tote; 2010: 1,2 Millionen).
Die Zahlen zeigen, dass beachtliche Erfolge bei der Eindämmung von Aids zu verzeichnen sind. Sie zeigen aber auch, dass die HIV-Epidemie nach wie vor eine der größten Katastrophen der Menschheit ist und dass die Gefahr der weiteren Ausbreitung des HI-Virus noch nicht gebannt ist.
Der Rückgang der jährlichen Neuinfektionen und der Todesfälle ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen: erfolgreiche Präventionsbemühungen, eine bessere Versorgung mit Medikamenten, die die Virusvermehrung hemmen (antiretrovirale Medikamente) und eine bessere Betreuung und Unterstützung von Menschen, die mit HIV leben. Jedoch infizieren sich noch immer jeden Tag fast 4.700 Menschen neu. Und noch immer sterben täglich mehr als 2.000 Menschen an Aids.
Regionale Unterschiede
Die Situation in Afrika südlich der Sahara ist besonders ernst. Dort waren 2018 etwa 25,6 Millionen Menschen HIV-positiv. Fast 90 Prozent der Kinder, die sich 2018 neu infiziert haben, leben in afrikanischen Staaten südlich der Sahara. In einigen afrikanischen Ländern tragen mehr als zehn Prozent der 15- bis 49-Jährigen das HI-Virus in sich, in Botsuana, Lesotho, Eswatini (Swasiland) und Südafrika sind es sogar mehr als 20 Prozent.
Besorgniserregend ist die Entwicklung in Zentralasien und Osteuropa: Dort ist nach Angaben von UNAIDS die Zahl der neuen HIV-Infektionen zwischen 2010 und 2018 um 29 Prozent gestiegen. In den Industriestaaten hat sich die Zahl der Infektionen in den vergangenen Jahren nur relativ wenig verändert. In Deutschland lebten nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts Ende 2017 etwa 86.000 Personen mit HIV (davon rund 17.000 Frauen). 2017 haben sich in Deutschland etwa 2.600 Menschen neu mit dem Virus infiziert und etwa 450 starben an Aids.
Besonders gefährdet: Frauen
Das HI-Virus breitet sich über die Grenzen von Ländern und Kontinenten hinweg aus. In der Anfangsphase der Ausbreitung galt Aids vor allem als Krankheit homosexueller Männer. Heute sind weltweit etwas mehr als die Hälfte aller erwachsenen HIV-Infizierten weiblich, im östlichen und südlichen Afrika sind es sogar rund 60 Prozent. Junge Frauen sind besonders gefährdet: 2018 lag die Zahl der Neuinfektionen in der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen bei Frauen um 55 Prozent höher als bei Männern.
Das hohe Infektionsrisiko von Frauen ist zum Teil biologisch begründet: Frauen haben bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr ein deutlich höheres Ansteckungsrisiko als Männer. Darüber hinaus gibt es soziale, wirtschaftliche und kulturelle Gründe für das größere Risiko von Frauen. So können Gewalt oder wirtschaftliche Abhängigkeit verhindern, dass Frauen über ihre sexuellen Beziehungen selbst bestimmen und die Möglichkeit haben, sich gegen Infektionen zu schützen.
Auch die Auswirkungen der Epidemie treffen Frauen besonders hart: Sie tragen die Hauptlast der Krankenpflege und der Waisenversorgung. Frauen und Mädchen, die mit HIV leben, sind zudem oft erheblicher Diskriminierung ausgesetzt.
Die in der Gesellschaft verankerten Geschlechterrollen spielen auch für das HIV-Risiko von Jungen und Männern eine wichtige Rolle – zum Beispiel im Zusammenhang mit Risikoverhalten wie Alkoholkonsum oder wechselnden Sexualpartnern. Sexuelle Minderheiten wie homosexuelle Männer stehen oftmals am Rande der Gesellschaft oder werden kriminalisiert.
Alle diese Aspekte vermindern die Wirksamkeit von Maßnahmen gegen die weitere Ausbreitung von HIV und für eine bessere Versorgung von Menschen, die an Aids erkrankt sind. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit legt daher bei ihren Programmen im Bereich HIV und Aids einen besonderen Schwerpunkt auf die erforderliche Veränderung der Geschlechterrollen.
Jugendliche und Kinder
Da sich besonders viele junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren mit HIV infizieren, sind sie die wichtigste Zielgruppe von Maßnahmen zur HIV-Prävention. Sie sollen durch Aufklärung lernen, ein selbstbestimmtes, partnerschaftliches, sicheres und gewaltfreies Sexualleben zu führen.
Eine wichtige Aufgabe ist es außerdem, die Mutter-Kind-Übertragung des Virus zu verhindern. Kinder können sich vor oder während der Geburt oder durch das Stillen mit HIV infizieren. Bei konsequenter Behandlung von Schwangeren mit antiretroviralen Wirkstoffen kann das Risiko einer Infektion des Kindes auf bis zu zwei Prozent gesenkt werden. Ein großes Defizit besteht jedoch weiterhin beim Zugang infizierter Kinder zu Aids-Medikamenten. Hier hat sich die Situation in den vergangenen Jahren nicht so deutlich verbessert wie bei den Erwachsenen.
Auch wenn Kinder nicht selbst infiziert sind, leiden viele sehr unter den Folgen der Epidemie. Inzwischen haben Millionen Kinder durch Aids ihre Mutter, ihren Vater oder beide Eltern verloren. Weil sie Angehörige pflegen oder für ihre kranken Eltern Geld verdienen müssen, können viele Kinder nicht zur Schule gehen.
Auswirkungen von HIV und Aids
In den Jahren nach 1990 sank die durchschnittliche Lebenserwartung wegen der Aids-Epidemie in einigen afrikanischen Staaten wieder auf das Niveau der 1960er Jahre. In Südafrika lag sie zum Beispiel im Jahr 1992 bei 63 Jahren und sank dann bis 2004 auf 53 Jahre. Im Jahr 2017 lag sie wieder bei 63 Jahren.
Da von HIV und Aids besonders die jüngeren und mittleren Jahrgänge betroffen sind, werden diese Bevölkerungsgruppen in den stark betroffenen Ländern kleiner. In den Volkswirtschaften führt die Verkleinerung der besonders aktiven Generation der 20- bis 40-Jährigen zu gravierenden Wirtschafts- und Entwicklungsproblemen. Langfristig kann das zum Anstieg der Armut führen. In einem Land wie Botsuana, in dem ein Fünftel der 15- bis 49-Jährigen mit HIV infiziert ist, könnten in absehbarer Zeit in sehr vielen Familien die Ernährer fehlen, wenn die Betroffenen keinen Zugang zu einer ausreichenden antiretroviralen Therapie haben.