Urheberrecht© Ute Grabowsky/photothek.net
Die Sahel-Allianz
Der Sahel verfügt über reichhaltige natürliche Ressourcen, unausgeschöpfte Produktionsmöglichkeiten in der Landwirtschaft, eine junge Bevölkerung und ein riesiges Potenzial an erneuerbaren Energien. Zugleich ist die Region von multiplen Krisen betroffen – von Dürren infolge des Klimawandels, grenzüberschreitendem Terrorismus, fragiler Staatlichkeit, regionalen Fluchtbewegungen und Ernährungsunsicherheit.
Deutschland, Frankreich und die Europäische Union riefen im Juli 2017 die Sahel-Allianz ins Leben, um die Sahel-Länder darin zu unterstützen, diese Herausforderungen zu bewältigen. Weitere Staaten und Organisationen schlossen sich bald darauf an.
Ministerin Svenja Schulze legt den Fokus ihrer Präsidentschaft auf gezielte Veränderungen in den Bereichen Bildung, soziale Sicherung und Basisdienstleistungen. Damit soll die Situation der Menschen im Sahel nachhaltig und spürbar verbessert werden.
Die Mitglieder der Sahel-Allianz
Die Sahel-Allianz wurde im Juli 2017 von Deutschland, Frankreich und der Europäischen Union gegründet und hat mittlerweile 18 Mitglieder und neun Beobachter, die ihr Engagement in der Region eng miteinander abstimmen:
- Afrikanische Entwicklungsbank
- Dänemark
- Deutschland
- Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen
- Europäische Investitionsbank
- Europäische Union
- Frankreich
- Großbritannien
- Italien
- Kanada
- Luxemburg
- Niederlande
- Norwegen
- Schweden
- Spanien
- Vereinigte Staaten von Amerika
- Weltbank
- Westafrikanische Entwicklungsbank
Wirkungen der Sahel-Allianz
Das Engagement der Mitglieder der Sahel-Allianz umfasst mehr als 1.000 Projekte, Initiativen und Modellvorhaben mit einem finanziellen Volumen von über 23 Milliarden Euro. Die Sahel-Allianz erzielt damit nicht nur Wirkungen auf Projektebene, sondern ist auch ein relevantes Forum zur Abstimmung politischer Positionen der Gebergemeinschaft.
Die Zusammenarbeit konzentriert sich auf fünf Kernbereiche:
- Bildung und Jugendbeschäftigung
- Landwirtschaft, ländliche Entwicklung und Ernährungssicherheit
- Energie und Wasser
- Gute Regierungsführung
- Dezentralisierung und Grundversorgung
Mit Unterstützung durch Projekte der Sahel-Allianz werden fast 1,5 Millionen Hektar Land im Sahel nachhaltig bewirtschaftet. Diese Fläche ist mehr als fünfmal so groß wie das Saarland. Fast drei Millionen Menschen erhielten seit Gründung der Sahel-Allianz Nahrungsmittelhilfen, über zwei Millionen Menschen einen Zugang zu Elektrizität und mehr als acht Millionen Menschen einen Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Über die Projektarbeit hinaus hat die Sahel-Allianz einen integrativen Ansatz (Approche Territoriale Intégrée (Externer Link)) entwickelt, um die Zusammenarbeit von Akteurinnen und Akteuren aus den Bereichen Sicherheit, humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit zu verbessern. Dieser Ansatz wird in den Sahel-Ländern in ausgewählten Regionen und in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen lokalen Autoritäten umgesetzt.
Der deutsche Beitrag
160 Vorhaben der deutschen Entwicklungszusammenarbeit mit einem finanziellen Volumen von über 1,8 Milliarden Euro zählen zum Portfolio der Sahel-Allianz. Damit stellt Deutschland knapp acht Prozent des Gesamtengagements in der Sahel-Allianz und ist der fünftgrößte Geber nach der Weltbank (44 Prozent), Frankreich (elf Prozent), der Afrikanischen Entwicklungsbank (zehn Prozent) und der EU (mehr als acht Prozent).
Das BMZ leistet einen wichtigen Beitrag in den gemeinsamen Initiativen (Joint Initiatives) der Sahel-Allianz, die das Bündnis im ersten Präsidentschaftsjahr von Ministerin Schulze initiiert hat: Durch das koordinierte, gemeinschaftliche Engagement der Geber soll die Bevölkerung im Sahel noch wirksamer unterstützt werden.
Deutschland beteiligt sich an den gemeinsamen Initiativen im Bereich soziale Sicherung über das Sahel Adaptive Social Protection Program (Externer Link) der Weltbank und das Joint Programme Social Protection Systems in the Sahel des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) und des UN-Kinderhilfswerks UNICEF. Über die Sahel-Resilienz-Partnerschaft von WFP, UNICEF und GIZ stärkt das BMZ die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung, zum Beispiel durch die Förderung klimaresilienter (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Landwirtschaft und kommunaler Dialogprozesse, um Konflikten vorzubeugen.
Deutsche Präsidentschaft der Sahel-Allianz
In ihrer Präsidentschaft setzt sich Bundesentwicklungsministerin Schulze dafür ein, dass die Sahel-Allianz noch stärker an direkten Verbesserungen für die Bevölkerung in der Region arbeitet („Deliver better“). Dafür sollen Initiativen und Programme zur Unterstützung der Region besser ineinandergreifen („Coordinate stronger“). Der Sahel wird immer mehr zum Interessensgebiet unterschiedlicher internationaler Akteurinnen und Akteuren und von extremistischen Gruppierungen. Dem will und kann die Sahel-Allianz gemeinschaftlich mehr entgegensetzen und für eine stärkere Sichtbarkeit in den Partnerländern sorgen („Communicate jointly“). Die Prioritäten des Präsidentschaftsprogramms werden eng mit den Vertreterinnen und Vertretern aus dem Sahel abgestimmt.
Der Ministerin ist es ein besonderes Anliegen, dass die Sahel-Allianz noch stärker an den Bedarfen der Bevölkerung ansetzt und lokale Akteurinnen und Akteuren sowie zivilgesellschaftliche Partnerinnen und Partner konsequenter einbindet. Ausdruck findet dies in der Umsetzung der gemeinsamen Initiativen. Mitglieder der Sahel-Allianz und Partner im Sahel arbeiten gemeinsam, um bessere und sichtbarere Ergebnisse für die Bevölkerung zu erzielen.
Im Rahmen der Präsidentschaft wirbt Entwicklungsministerin Svenja Schulze für folgende Prioritäten:
- Durch mehr Bildung, Ausbildung und Beschäftigung Wege aus der Krise schaffen: Bildung und Jobs machen Menschen unabhängig von Angeboten extremistischer Gruppen. Denn die meisten jungen Menschen im Sahel lassen sich nicht aus Überzeugung von Terrorgruppen anwerben, häufig brauchen sie einfach nur ein Einkommen und gesellschaftliche Teilhabe.
- Gesellschaften durch soziale Sicherung und Ernährungssicherung widerstandsfähig machen: Unter dem Schirm der Sahel-Allianz werden nationale Systeme der sozialen Basisabsicherung ausgebaut, damit die Menschen Krisen und klimabedingte Schocks besser abfedern können. Gleichzeitig werden langfristige Lösungen zur Ernährungssicherung vorangetrieben.
- Staatsfreie Räume verhindern und eine Grundversorgung der Menschen bereitstellen: Starke kommunale Strukturen bauen Vertrauen und sozialen Zusammenhalt auf. Sie stellen Basisdienstleistungen zur Verfügung, wie etwa Wasser, Gesundheitsversorgung und Schulbildung, aber auch Marktplätze. Dies ermöglicht den Menschen im Sahel, sich eine Lebens- und Einkommensgrundlage aufzubauen und entzieht so Extremismus den Nährboden.
Die Förderung von Beschäftigung mit besonderem Fokus auf die Bedürfnisse von Frauen ist bereits ein wichtiges Themenfeld der Sahel-Allianz.
Stand: 10.07.2024