Informelle Wohnsiedlung in Kalkutta, Indien

Soziale Situation Extremer Reichtum, extreme Armut

Indien ist ein Land der Gegensätze: Man findet dort boomende Zentren wie Mumbai, Delhi oder Bangalore und eine wachsende Anzahl an enorm reichen Familien, gleichzeitig aber auch Millionen Menschen, die in extremer Armut leben. Der Welthunger-Index 2023 (Externer Link) bewertet die Situation in Indien als „ernst“.

14 Prozent der Inderinnen und Inder sind unter- beziehungsweise fehlernährt. Fast jedes dritte Kind unter fünf Jahren weist infolge chronischer Mangelernährung Wachstumsverzögerungen auf. Das schränkt nicht nur die persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten ein, sondern hat auch erhebliche Folgen für die Wirtschaft und Gesellschaft des Landes. Die Kindersterblichkeit ist auf einem ähnlichen Niveau wie in den Nachbarländern Nepal und Bangladesch, die zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt (LDCs (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) gehören.

Die öffentlichen Ausgaben für Bildung und Gesundheit reichen bislang nicht aus, um die gesamte Bevölkerung zu versorgen. Auch die Qualität der Angebote ist oft noch zu gering. Trotz bemerkenswerter Ausbaufortschritte bleiben Mängel in der Infrastruktur: Ein Großteil der Bevölkerung hat nur unzureichenden Zugang zu sauberem Trinkwasser, Sanitärversorgung, angemessenem Wohnraum, Abfallentsorgung und Mobilität. So verfügen mehr als 20 Prozent der indischen Bevölkerung über keine eigene Toilette. Von den rund 520 Millionen Stadtbewohnerinnen und -bewohnern lebt etwa die Hälfte in Slums mit entsprechend mangelhafter Versorgung.


Großer Bedarf an Arbeitsplätzen

Die Einwohnerzahl Indiens hat sich innerhalb von 40 Jahren nahezu verdoppelt. Ein Viertel der Inderinnen und Inder ist jünger als 15 Jahre, über 40 Prozent sind unter 25 Jahre alt. Die demographische Entwicklung birgt große Chancen für Wirtschaftswachstum und Einkommenssteigerung – allerdings nur, wenn es gelingt, dieses Potenzial durch ein verstärktes Bildungs- und Beschäftigungsangebot auch zu nutzen (siehe auch: Wirtschaftliche Situation).

Die offizielle Arbeitslosenrate beträgt 4,2 Prozent, doch Hunderte Millionen Menschen gelten als unterbeschäftigt. Von den Beschäftigten sind rund 90 Prozent im informellen Sektor (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) tätig und haben damit keine rechtliche oder soziale Absicherung. Zudem fehlt es an einer hochwertigen und für alle Bevölkerungsgruppen zugänglichen beruflichen Bildung, die auch gesellschaftliche Anerkennung findet.

Stand: 03.09.2024