Urheberrecht© Sriharsha, via flickr, CC BY-SA 2.0
Wirtschaftliche Situation Große Potenziale – Arbeits- und Ausbildungsplätze fehlen
Die indische Volkswirtschaft ist durch ein deutliches Missverhältnis geprägt: Der Anteil einzelner Wirtschaftsbereiche am Bruttoinlandsprodukt spiegelt sich nicht in der Zahl der Arbeitsplätze wider. Mehr als 40 Prozent der arbeitenden Bevölkerung sind in der Landwirtschaft beschäftigt – die aber nur noch etwa 16 Prozent zum BIP beiträgt. Wachstum und Wohlstand sind vor allem dem Dienstleistungssektor zu verdanken (BIP-Anteil: knapp 50 Prozent). Er bietet jedoch nur etwa einem Drittel der Beschäftigten einen Arbeitsplatz. Mit insgesamt 90 Prozent ist ein sehr großer Teil der indischen Erwerbstätigen im informellen Sektor (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) tätig.
Um die Armut im Land zu überwinden, müssen sehr viele neue, sozial abgesicherte Arbeitsplätze geschaffen werden – vor allem für nicht oder gering qualifizierte Arbeitskräfte. Auch das Ausbildungsangebot muss stark ausgebaut und qualitativ verbessert werden. Bislang hat nur ein Bruchteil der Inderinnen und Inder eine formale Berufsausbildung. Unternehmen bemängeln, dass viele Absolventinnen und Absolventen von Hochschulen und Berufsschulen nicht ausreichend qualifiziert seien.
Landwirtschaft: Agrarökologie für mehr Nachhaltigkeit und Klimaresilienz
Der indische Agrarsektor ist zu einem Großteil auf Selbstversorgung ausgerichtet. Aufgrund des Bevölkerungswachstums und der Bodendegradation (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) werden in vielen Regionen die Betriebsflächen immer kleiner, immer mehr Menschen besitzen kein eigenes Land mehr. Viele Kleinbäuerinnen und -bauern müssen Kredite für Düngemittel, Saatgut und Bewässerung aufnehmen und sind überschuldet.
Um die wachsende Bevölkerung zu ernähren, verfolgte Indien mit der „grünen Revolution“ über lange Jahre einen Ansatz, der auf die intensive Produktion einer schmalen Palette von Grundnahrungsmitteln ausgerichtet war. Dies hat zwar wichtige Fortschritte bei der Ernährungssicherung möglich gemacht. Gleichzeitig trug diese Politik aber auch maßgeblich zu Bodendegradation, Wassermangel und -verschmutzung, zur Belastung von Nahrungsmitteln mit Pestiziden, zu Biodiversitätsverlust sowie sozialer Ungleichheit bei.
Durch die Auswirkungen des Klimawandels wird die landwirtschaftliche Krise weiter verschärft. Wetterextreme machen die landwirtschaftliche Produktion zunehmend unsicherer und unbeständiger und gefährden mittelfristig in weiten Teilen des Landes die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln.
Vor diesem Hintergrund gewinnen agrarökologische Ansätze als nachhaltige Methode der Landwirtschaft an Bedeutung. Mehrere nationale und bundesstaatliche Förderprogramme sollen dazu beitragen, dass sich die Böden erholen, die Produktivität, die Produktvielfalt und die Klimaresilienz (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) erhöhen und dass sich das Einkommen von kleinbäuerlichen Betrieben verbessert.
Statt klimaschädliche Mineraldünger und andere externe Produktionsmittel (etwa Pestizide) einzusetzen, sollen die Landwirtinnen und Landwirte verstärkt auf natürliche lokale Ressourcenkreisläufe und klimaangepasste Produktionsmethoden zurückgreifen. Dazu zählen beispielsweise eine ganzjährige Pflanzenbedeckung der Böden, diversifizierte Anbausysteme wie Agroforst und die Herstellung natürlicher Düngemittel aus organischen Abfällen. So werden Böden wieder fruchtbarer und können mehr Wasser und Kohlenstoff speichern – zentral für den globalen Klima- und Biodiversitätsschutz. Ein weiterer Ansatz besteht darin, den Anbau von Hirse als widerstandsfähiger Alternative zu Weizen und Reis in Indien und global voranzutreiben.
Stand: 03.09.2024