Sahelregion Schulze: Soziale Sicherung hilft, aus Kreislauf der Krisen auszubrechen
Pressemitteilung vom 9. Oktober 2023 | Deutschland weitet sein Engagement für den Ausbau sozialer Sicherungssysteme in den Ländern des Sahel aus. Das Entwicklungsministerium (BMZ) stockt die Unterstützung für die Arbeit des UN-Kinderhilfswerks UNICEF und des Welternährungsprogramms WFP im Sahel um 40 Millionen Euro auf. Damit liegt das deutsche Engagement für soziale Sicherung in der Sahelregion seit 2019 bei insgesamt 340 Millionen Euro. Umgesetzt wird es neben UNICEF und WFP auch von der Weltbank und vom Flüchtlingshilfswerk UNHCR.
Mit den Mitteln soll unter anderem ein Aufnahmeland wie Mauretanien unterstützt werden, das große Anstrengungen beim Ausbau sozialer Sicherung unternimmt und derzeit viele Flüchtlinge aus Mali aufnimmt und in seine Sozialsysteme integriert. In Niger soll die Bevölkerung aufgrund des Putsches direkt über WFP und UNICEF erreicht werden, nicht über staatliche Stellen.
Entwicklungsministerin Svenja Schulze: „Wir haben durch Corona gelernt: Wo es soziale Sicherung gibt, kommen die Menschen besser durch die Krise. Das gilt genauso für den Umgang mit Klimaschocks wie Dürren und Überschwemmungen. So kann soziale Sicherheit im besten Fall verhindern, dass eine Krise die nächste erzeugt und zum Beispiel aus einer temporären Dürre eine Hungerkrise wird. Sie kann dabei helfen, dass wir endlich ausbrechen können aus dem Kreislauf der Krisen und der Armut. Darum sind soziale Sicherungssysteme für mich eine Priorität, die ich auf allen Ebenen vorantreibe.“
Wie wichtig eine gute Absicherung gegen kollektive Risiken ist, zeigt sich ganz deutlich im Sahel. Der Sahel gehört zu den ärmsten und trockensten Regionen der Welt. Nur zwölf Prozent der Bevölkerung haben Zugang zu sozialer Sicherung. Die meisten Menschen sind im Krisenfall auf sich allein gestellt oder auf ihre Familie angewiesen. Im Rahmen ihrer im Juli 2023 übernommenen Präsidentschaft der Sahel-Allianz setzt Entwicklungsministerin Schulze deshalb einen Schwerpunkt auf soziale Sicherung und Ernährungssicherheit und wird das deutsche Engagement in diesem Bereich verstärken.
Zwar ist es im Bereich der sozialen Sicherung grundsätzlich immer das Ziel, die staatlichen Strukturen der Partnerländer zu stärken. Allerdings ist nicht in allen Ländern des Sahel derzeit eine Zusammenarbeit mit den Regierungen möglich. Um die Bevölkerung in diesen Ländern trotzdem zu erreichen, können Zahlungen an bedürftige Menschen vor Ort direkt über Partnerorganisationen wie UNICEF durchgeführt werden.
Mit dem Programm von UNICEF und WFP, das nun aufgestockt wird, werden bereits zwei Millionen Menschen im Sahel erreicht. Das Engagement geht dabei über Sozialregister und Transferzahlungen hinaus und bietet auch Beratung zu Gesundheit, Ernährung, Kinderschutz oder Beschäftigungsmöglichkeiten an.
Schulze: „Die Lage in der Sahelregion ist dramatisch, von den Folgen des Klimawandels bis zu den Folgen des dschihadistischen Terrors. Ohne Jobs und ein soziales Sicherungsnetz, das Menschen im Krisenfall hilft, wieder auf die Beine zu kommen, droht jungen Leuten als Alternative Hunger oder Flucht. Viel zu oft nutzen Terrorgruppen die Verzweiflung aus und locken mit Taschengeld und Motorrädern. Soziale Sicherung hat eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, Gesellschaften zu stabilisieren und terroristischen Gruppen den Nährboden zu entziehen. Diese Investitionen lohnen sich.“
Derzeit hat die Hälfte der Menschen weltweit keinen Zugang zu sozialer Sicherung. Es braucht daher eine internationale Kraftanstrengung, für diese Menschen den Kreislauf aus Hunger und Armut zu beenden. Das BMZ unterstützt dazu die Initiative des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, den „Global Accelerator on Jobs and Social Protection for Just Transitions“.
Gemeinsam mit der Internationalen Arbeitsorganisation ILO und der Weltbank hat Entwicklungsministerin Schulze eine neue Partnerschaft initiiert, um die internationale Unterstützung für die Initiative zu verstärken und besser zu koordinieren. Bei der Jahrestagung der Weltbank diese Woche in Marrakesch wird sich Ministerin Schulze für die notwendige Stärkung von sozialer Sicherung einsetzen, um im nächsten Schritt mit Pilotländern weiter voranzugehen.