Fabrikhalle in Bangladesch

Deutsches Engagement für bessere Umwelt- und Sozialstandards in der Textilwirtschaft Umweltschutz und Kreislaufwirtschaft

Deutsche Verbraucherinnen und Verbraucher kaufen im Schnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr. Zwölf davon (jedes fünfte) werden so gut wie nie getragen. Während es früher jährlich zwei Kollektionen gab, wechselt das Angebot heute innerhalb von Wochen oder sogar Tagen. Durch diesen Trend der „Fast Fashion“ steigt der Energie- und Rohstoffverbrauch in der Textilbranche stark. Gleichzeitig sinken die Qualität und die Nutzungsdauer der Textilien – und es entstehen immer größere Mengen an Textilabfällen. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) setzt sich dafür ein, Umweltaspekte bei der Produktion von Textilien stärker zu berücksichtigen. Einen wirkungsvollen Ansatz dazu bietet das Konzept der Kreislaufwirtschaft.

Ziel der Kreislaufwirtschaft ist es, Produkte und Materialien langlebiger zu machen, wiederzuverwenden, zu reparieren, weiterzuverarbeiten und zu recyceln, um Abfall zu reduzieren und Ressourcen zu schonen.

Der Textilsektor ist davon noch weit entfernt: Durch den „Fast Fashion“-Trend hat sich die weltweite Textilfaserproduktion in den vergangenen zwei Jahrzehnten fast verdoppelt, bis 2030 könnte sie auf 149 Millionen Tonnen steigen. Die Textilindustrie trägt bereits jetzt erheblich zu den globalen Kohlendioxid-Emissionen und zur globalen Frischwasserverschmutzung bei. Allein die Materialproduktion ist für etwa 38 Prozent der Treibhausgasemissionen in der Bekleidungs- und Textilindustrie verantwortlich. Dennoch werden bisher nur weniger als ein Prozent aller textilen Fasern in den 27 Mitgliedsstaaten der EU und der Schweiz recycelt. Stattdessen landen Alttextilien auf Mülldeponien, werden verbrannt oder in Gewässern entsorgt. Jedes Jahr gehen mehr als 500 Milliarden US-Dollar an Wert verloren, weil Kleidung unzureichend genutzt wird und es zu wenig Textilrecycling gibt.

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit hat das Ziel, diese Probleme gemeinsam mit Unternehmen in Deutschland, ihren Zulieferern in Partnerländern sowie den Regierungen und anderen Akteuren vor Ort anzugehen.


Die textile Kreislaufwirtschaft

In einer textilen Kreislaufwirtschaft wird Textilmüll so gut wie möglich recycelt und so weiterverarbeitet, dass er wieder als Rohmaterial in den Produktionskreislauf zurückgeführt werden kann. Eine textile Kreislaufwirtschaft ist damit ein wichtiges Element eines sozialverträglichen Wandels hin zu einer klimagerechten (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Wirtschafts- und Lebensweise (Just Transition (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)).

Textile Kreislaufwirtschaft: (1) Rohmaterial, (2) Materialherstellung, (3) Textilproduktion, (4) Konsum, (5) Sammlung, (6) Entsorgung und Recycling
Textile Kreislaufwirtschaft: (1) Rohmaterial, (2) Materialherstellung, (3) Textilproduktion, (4) Konsum, (5) Sammlung, (6) Entsorgung und Recycling

Unser Engagement

Gemeinsam mit der EU arbeitet das BMZ – als Teil der Bundesregierung – bereits heute daran, die Kreislaufwirtschaft als wichtigen Hebel für die Schonung von Ressourcen und mehr Umweltschutz gesetzlich zu verankern. Die EU-Kommission hat dazu eine Strategie für den Textilsektor aufgesetzt, die „EU-Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien (Externer Link)“ (kurz: Textilstrategie). Hinter der EU-Textilstrategie verbergen sich mehr als 20 Gesetzesinitiativen, die die Kreislaufwirtschaft im Textilsektor vorantreiben sollen.

Textilprodukte, die in der EU auf den Markt gebracht werden, sollen künftig langlebiger, reparierbar und recyclingfähig sein, ihre Herstellung soll energieeffizienter werden. Über einen digitalen Produktpass sollen Konsumentinnen und Konsumenten mehr Informationen über die von ihnen gekauften Textilien erhalten. Zudem soll die Sammlung, Sortierung und Weiterverwendung von Textilien gefördert werden, um Textilmüll zu reduzieren.

Um die Ziele der EU-Textilstrategie zu erreichen, arbeiten wir bereits heute gemeinsam mit Unternehmen und ihren Zulieferern an den erforderlichen Veränderungen:

Wir setzen uns beispielsweise dafür ein, die Produktion von Textilien umweltfreundlicher zu gestalten. Dazu setzen wir an verschiedenen Stellen der textilen Wertschöpfungskette (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) an und unterstützen Zulieferer dabei, bessere Standards beim Wasser- und Chemikalienmanagement oder auch in Bezug auf Kohlendioxid-Emissionen sicherzustellen.

Logo: Bündnis für nachhaltige Textilien

Mit den Mitgliedern des Textilbündnisses und ihren Zulieferern arbeiten wir daran, ihre Kollektionen kreislauffähig zu gestalten. Dazu ist bei verschiedenen Produktionsschritten ein Umdenken erforderlich. Die Materialwahl beeinflusst zum Beispiel nicht nur die Langlebigkeit eines Kleidungsstückes, sondern auch die Möglichkeit, es wieder zu recyceln. Manche Mischstoffe sind nur mit großem Aufwand wieder voneinander zu trennen. Textilien sollten zudem in Zukunft so genäht und konzipiert werden, dass sie für das Recycling leicht wieder auseinandergenommen werden können.

Auch die Zuschneidetechnik kann verbessert werden. Schnittreste, fehlerhafte Ware oder zu große Lagerbestände gelten bisher als Abfall. Wir arbeiten mit Unternehmen daran, diesen Textilmüll als Ressource zu nutzen, zu recyceln und nochmal in neuen Materialen zu verspinnen.

Ein großer Teil der in Deutschland entsorgten Textilien wird exportiert und als Secondhandware in Ländern wie Ghana oder Kenia verkauft. Dort werden viele der importierten Altkleidungsstücke nur für kurze Zeit genutzt. Andere landen direkt auf Müllhalden, werden verbrannt oder in Flüssen oder Meeren entsorgt. In vielen Importländern unserer Alttextilien fehlt die Infrastruktur, um Textilabfall weiterzuverarbeiten oder zu recyceln. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit der Wirtschaft und den Akteuren vor Ort, Lösungen zu finden, um den dort anfallenden Alttextilabfall als Ressource nutzen zu können.

Durch gezielte Programme mit der Wirtschaft – vor allem mit Zulieferern in Partnerländern, die für unsere Unternehmen produzieren – können wir innovative umweltschonende Praktiken vor Ort einbringen und Alttextilien zunehmend im Sinne der Kreislaufwirtschaft als neue Ressource nutzen.

Stand: 27.06.2024