Kurz erklärt Schistosomiasis und Genital-Schistosomiasis
Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind rund 250 Millionen Menschen von Schistosomiasis betroffen. Die Parasiten kommen in tropischen und subtropischen Regionen vor, hauptsächlich in ländlichen Gebieten mit mangelnder Versorgung mit sicherem Trinkwasser. Die WHO schätzt, dass rund 90 Prozent der Menschen, die wegen Schistosomiasis behandelt werden müssen, in Afrika leben.
Die Symptome der Erkrankung sind vielfältig und reichen von Müdigkeit bis hin zu Organversagen. Die Zahl der durch Schistosomiasis verursachten Todesfälle ist schwierig einzuschätzen, die WHO geht von weltweit knapp 12.000 Todesfällen pro Jahr aus. Die Zahl der Menschen, die durch eine chronische Infektion mit den Parasiten dauerhaft unter Schmerzen leiden und geschwächt sind, ist um ein Vielfaches höher.
In den vergangenen 20 Jahren wurden große Fortschritte im Kampf gegen Schistosomiasis gemacht. Es ist bereits in vielen Ländern gelungen, die Krankheit einzudämmen. Die Infektion lässt sich gut behandeln. Die Therapie sollte so früh wie möglich erfolgen und besteht in der Gabe von Praziquantel. Der Wirkstoff hilft zuverlässig, die Würmer zu eliminieren. Die WHO empfiehlt in Gebieten mit starkem Vorkommen der Parasiten eine Kombination aus wiederholter, vorbeugender Behandlung der Bevölkerung, eine Verbesserung der Wasserversorgung und der sanitären Einrichtungen, die Reduzierung der Wasserschneckenpopulation und Aufklärungskampagnen über Möglichkeiten, die Krankheit zu verhindern.
Besondere Herausforderung: Genital-Schistosomiasis
Bei Mädchen und Frauen kann sich eine Infektion mit den Parasiten in Form einer Genital-Schistosomiasis (FGS) ausprägen. Das kann zu starken Schmerzen, zu Läsionen im Genitalbereich, vaginalen Blutungen, Unfruchtbarkeit, Eileiterschwangerschaften, Fehlgeburten und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen. Durch die Schwächung der Vaginalschleimhaut und eventuelle Blutungen erhöht FGS das Risiko für sexuell übertragbare Infektionen wie HIV deutlich.
Weltweit sind schätzungsweise 56 Millionen Frauen und Mädchen von Genital-Schistosomiasis betroffen. Im südlichen Afrika gehört sie zu den am weitesten verbreiteten gynäkologischen Krankheiten. Dennoch wird FGS – typisch für eine vernachlässigte Infektionskrankheit – wenig erforscht und ist auch in Gebieten, in denen sie häufig vorkommt, beim Gesundheitspersonal wenig bekannt. Die Folge: Viele betroffene Frauen erhalten die falsche Diagnose einer sexuell übertragbaren Krankheit, bekommen keine wirksamen Medikamente und leiden chronisch unter den Symptomen der Krankheit – und zusätzlich in vielen Fällen unter Stigmatisierung und sozialer Isolation. FGS ist damit eine Erkrankung, die stark zur Geschlechterungleichheit beiträgt und gesundheitliche und soziale Barrieren aufbaut, die die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Mädchen verhindern.
Stand: 07.10.2024