Sonderinitiative „Geflüchtete und Aufnahmeländer“ Psychische Gesundheit und psychosoziale Unterstützung (MHPSS)
Menschen in Krisen müssen oft Erfahrungen verarbeiten, die weitreichende und dauerhafte emotionale, psychische und soziale Auswirkungen haben können. Sie erleben den Verlust des sozialen Umfelds, von Kontrolle und Zugang zu Ressourcen wie Bildung und Ausbildung.
Damit geht vermehrt Armut, erhöhte Verwundbarkeit und Perspektivlosigkeit einher. Krisen bergen auch die Gefahr, dass Spannungen und Konflikte zunehmen und das Risiko sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt steigt.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass in Flucht- und Konfliktsituationen jede fünfte Person an einer psychischen Erkrankung leidet.
Eine gute psychische Gesundheit ist von grundlegender Bedeutung für die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden. (…) Die führenden Politiker der Welt müssen schnell und entschlossen handeln, um mehr in lebensrettende Programme für psychische Gesundheit zu investieren.
Deutsches Engagement Psychische Gesundheit und psychosoziales Wohlbefinden von Menschen in Krisen stärken
Projekte im Bereich „Psychische Gesundheit und psychosoziale Unterstützung“ haben zum Ziel, psychosoziales Wohlbefinden zu fördern und psychische Erkrankungen zu behandeln und zu mindern. Sie sollen Bewältigungsstrategien der Betroffenen aktivieren und die Wahrung der Menschenwürde in den Blick nehmen.
Die Förderung von qualitativ hochwertigen MHPSS-Projekten ist Teil des BMZ-Engagements. In Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten und in Anlehnung an internationale Standards hat das BMZ den „Orientierungsrahmen für MHPSS in der Entwicklungszusammenarbeit“ veröffentlicht. Er zeigt Merkmale und Prinzipien auf, die gute psychosoziale Arbeit in Krisensituationen ausmachen.
Deutsches Engagement Internationale Zusammenarbeit
Das BMZ engagiert sich dafür, dass MHPSS integraler Bestandteil internationaler Entwicklungszusammenarbeit wird. Dafür ist das BMZ unter anderem Teil einer internationalen Gebergruppe zu MHPSS und arbeitet eng mit multilateralen Partnerorganisationen wie dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) und dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) zusammen.
Um besser zu verstehen, wie psychosoziale Maßnahmen in Fluchtsituationen wirken und um innovative Ansätze zu fördern, finanziert das BMZ verschiedene Studien zum Thema. Eine systematische Übersicht über den Forschungsstand (Systematic Review) in Zusammenarbeit mit der University of Virginia und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) zeigt erstmals Effizienz und Wirkungsweisen psychosozialer Unterstützung im Fluchtkontext.
Im Jahr 2018 veranstaltete das BMZ gemeinsam mit UNICEF das Fachleutetreffen „Rebuilding Lives“. Auf dieser Konferenz wurde über Wege diskutiert, in langwierigen Krisensituationen MHPSS-Maßnahmen nachhaltig in der Entwicklungszusammenarbeit zu verankern. Zudem richtete das BMZ 2023 gemeinsam mit UNICEF, dem niederländischen Außenministerium und weiteren Partnern die Konferenz „Building Bridges in Displacement“ aus, in der sich Fachleute zu MHPSS und geschlechtsbasierter Gewalt austauschten.
Aus der Praxis MHPSS in Krisen- und Fluchtsituationen
Über die Sonderinitiative Flucht fördert das BMZ die psychische Gesundheit in Flucht- und Vertreibungssituationen auf der ganzen Welt.
Seit 2014 wurden rund 100 Projekte finanziert, die das psychosoziale Wohlbefinden verbessern und Belastungen minimieren. Bis Ende 2023 kamen sie mehr als zwei Millionen Menschen zugute. Unter anderem werden auf lokaler Ebene psychosoziale Unterstützungsangebote für Flüchtlinge und aufnehmende Gemeinden gefördert, Aus- und Weiterbildungen für Gesundheitspersonal angeboten und Helfende durch Mitarbeiterfürsorge vor Überlastung geschützt.
Das BMZ leistet damit einen Beitrag zu den Unterzielen 3.4 und 3.5 (Externer Link) der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) der Vereinten Nationen.
Stand: 07.08.2024