Deutsches Engagement Aufnahmeregionen stabilisieren
Die Länder, die die meisten Menschen beherbergen, sind Iran, die Türkei, Kolumbien und Deutschland. An fünfter Stelle folgt Pakistan (Stand: Dezember 2023).
In den Aufnahmeländern ist es für Flüchtlinge oft schwierig, Arbeit zu finden. In den wenigsten Ländern erhalten sie eine Arbeitserlaubnis und damit die Chance, ihren Lebensunterhalt durch reguläre Arbeit selbst zu verdienen. Auch zu Bildungsangeboten und medizinischer Versorgung haben sie häufig keinen ausreichenden Zugang. Das Gefühl, keine Perspektiven mehr zu haben und sozial ausgegrenzt zu sein, kann zu gravierenden psychischen Problemen führen. Viele Menschen auf der Flucht sind traumatisiert und brauchen gezielte Unterstützung, um wieder selbstbestimmt leben zu können.
In vielen Aufnahmeländern führt der kurzfristige Zuzug von sehr vielen Menschen zu massiven Herausforderungen: Unterkünfte und Arbeitsmöglichkeiten, Lehrkräfte und Schulen, Wasser und Nahrungsmittel fehlen oder werden knapp. Auch Gesundheitszentren und Krankenhäuser sind häufig völlig überlastet. Insbesondere über den Zugang zu Wasser und fruchtbarem Ackerboden können Konflikte zwischen Flüchtlingen und der lokalen Bevölkerung entstehen.
Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit hat sich deshalb zum Ziel gesetzt,
- für Flüchtlinge und Binnenvertriebene im Aufnahmeland Perspektiven zu schaffen und
- Aufnahmeregionen und -gemeinden bei ihren Bemühungen zu unterstützen, die enormen Herausforderungen zu bewältigen.
Entwicklungsprojekte im Arbeits- und Bildungsbereich oder in der Gesundheitsversorgung, von denen sowohl die Flüchtlinge als auch die Menschen in aufnehmenden Gemeinden profitieren, fördern die Integration der Flüchtlinge in ihrer neuen Umgebung und mindern soziale Spannungen.
Um die Situation in den Aufnahmegemeinden zu stabilisieren, investiert die Bundesrepublik auch in die Infrastruktur vor Ort – zum Beispiel in die Wasserversorgung – sowie in einkommensfördernde Maßnahmen. Außerdem werden staatliche Einrichtungen und Nichtregierungsorganisationen dabei unterstützt, ihre Angebote für Flüchtlinge und aufnehmende Gemeinden aufrechtzuerhalten und auszuweiten.
Auf der Flucht verlieren Menschen meist nicht nur ihr Hab und Gut – viele erleben auch Gewalt, Erniedrigung und Ausbeutung. Deutschland macht sich für die Rechte von Menschen auf der Flucht stark und finanziert Maßnahmen, die die Folgen von traumatischen Erlebnissen während der Flucht lindern.
Außerdem wird der Dialog zwischen Neuankömmlingen und der ansässigen Bevölkerung gefördert. Ziel ist, die Menschen auf der Flucht gesellschaftlich zu integrieren, Konflikte zu vermeiden und die Lebensgrundlagen für alle zu sichern.
Beispiel Syrien
Etwa fünf Millionen Syrerinnen und Syrer waren bis Juni 2024 vor dem Bürgerkrieg ins Ausland geflüchtet, vor allem in die Nachbarländer Türkei, den Libanon und nach Jordanien. Allein in der Türkei lebten im Juni 2024 rund 3,1 Millionen syrische Flüchtlinge, im Libanon knapp 775.000.
Eine baldige Heimkehr der geflohenen Syrerinnen und Syrer ist unwahrscheinlich. Auch ein Ende der Fluchtbewegungen aus Syrien und dem Irak ist aktuell nicht in Sicht.
Auf der elften Geberkonferenz zur Unterstützung der syrischen Bevölkerung und der Nachbarstaaten Syriens am 15. Juni 2023 in Brüssel hat die internationale Gemeinschaft 5,56 Milliarden Euro und Kredite in Höhe von vier Milliarden Euro zugesagt. Deutschland sagte 2023 insgesamt mehr als 1,05 Milliarden Euro zu (davon 568 Millionen Euro über das BMZ). Damit gehörte Deutschland mit der Europäischen Kommission und den USA erneut zu den drei wichtigsten Gebern für die Region.
Flucht ist ein Langzeitproblem
66 Prozent aller Flüchtlinge unter UNHCR-Mandat lebten Ende 2023 bereits über fünf Jahre im Aufnahmeland. Da sich weltweit immer wieder neue Krisen entwickeln, stoßen internationale Organisationen, aufnehmende Staaten sowie Geberländer bei ihrer jahrelangen Unterstützung und der Leistung humanitärer Hilfe mittlerweile an ihre Grenzen.
Stand: 07.08.2024