Gemüse auf dem Kandal-Markt in Phnom Penh, Kambodscha

Biodiversität und Landwirtschaft Nachhaltige Landwirtschaft erhält biologische Vielfalt

Noch immer leiden weltweit viele Millionen Menschen unter Hunger. Nach jahrelangem Rückgang steigt seit 2015 die Zahl der Hungernden aufgrund von Konflikten, Kriegen und durch den Klimawandel ausgelösten Katastrophen wieder an. Für die Menschheit ist es daher überlebenswichtig, die natürlichen Ressourcen der ländlichen Regionen als Grundlage für die Landwirtschaft zu erhalten. Dazu gehört neben Boden und Wasser auch die Biodiversität.

Die Auswirkungen des Klimawandels und der Verlust der biologischen Vielfalt gefährden die Produktivität und Widerstandsfähigkeit der Landwirtschaft. Gleichzeitig ist die Landwirtschaft einer der größten Treiber für den Verlust der biologischen Vielfalt und den Anstieg klimaschädlicher Treibhausgasmissionen. Jedes Jahr werden weltweit rund zehn Millionen Hektar Boden geschädigt, das entspricht etwa einem Drittel der Fläche Deutschlands. Diese menschengemachte Bodendegradation (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) ist unter anderem ein Ergebnis von zu intensiver landwirtschaftlicher Nutzung, Waldrodung, Verschmutzung oder Versiegelung von Flächen.

Der Erhalt der biologischen Vielfalt trägt weltweit zur Ernährungssicherung bei. Deshalb engagiert sich das BMZ für nachhaltige Agrar- und Ernährungssystemen, die gesunde Ökosysteme als Lebens- und Wirtschaftsgrundlage bewahren, Klimarisiken reduzieren und weniger Treibhausgase erzeugen. Das BMZ setzt sich dafür ein, die Leistungen nachhaltiger (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Agrarsysteme besser und gerechter zu honorieren. Die Konsumentinnen und Konsumenten müssen Mitverantwortung für den Schutz der Biodiversität übernehmen.


Agrobiodiversität

Kartoffelsorten auf einem Markt in Cusco, Peru

Kartoffelsorten auf einem Markt in Cusco, Peru

Kartoffelsorten auf einem Markt in Cusco, Peru

Agrobiodiversität ist die Vielfalt von Lebewesen, die zu Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion beitragen. Bei gezüchteten Pflanzensorten und Nutztierrassen handelt es sich dabei auch um ein von Menschen geschaffenes Kulturgut. Der Mensch ist auf die Agrobiodiversität angewiesen – sie leistet einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung einer gesunden und vielseitigen Ernährung, vor allem in Entwicklungsländern.

Gerade auf weniger fruchtbaren Böden sind regionale Pflanzensorten oft leistungsfähiger als Hochertragssorten. Mischkulturen verhindern die Risiken von Ertragsausfällen. Sie eröffnen der ländlichen Bevölkerung langfristige Einkommensmöglichkeiten und damit auch eine Chance, Armut und Hunger zu überwinden. Eine hohe genetische Vielfalt wirkt sich positiv auf die Bodenqualität aus und erleichtert die Anpassung der Landwirtschaft an globale Umweltveränderungen wie längere Trocken- und Hitzeperioden.

Doch seit mehr als hundert Jahren ist die Zahl der vorhandenen und genutzten Arten und Sorten stark rückläufig. Die Gründe für den Verlust von Artenvielfalt in der Landwirtschaft sind vielfältig. Die moderne Landwirtschaft selbst hat maßgeblich zur Verringerung der Agrobiodiversität beigetragen, indem sie die Produktion immer stärker intensiviert und spezialisiert hat. Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) sind auch Entwicklungen auf den internationalen Agrarmärkten, der Klimawandel, Umweltverschmutzung und invasive Arten wichtige Treiber des Arten- und Sortenschwunds.

Deutsches Engagement

Siehe auch
Detailaufnahme: Tröpfchen-Bewässerung von Jungpflanzen

(Externer Link)

Bu­ku­ra Agri­cul­tu­ral Trai­ning Cent­re in Ke­nia: Bäue­rin­nen er­hal­ten per SMS In­for­ma­tio­nen über das Wet­ter.

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit fördert den Erhalt der landwirtschaftlichen Vielfalt sowie den Schutz, die nachhaltige Nutzung und die Wiederherstellung von natürlichen Ressourcen.

Für die Schaffung einer nachhaltigen Landwirtschaft sind agrarökologische (Externer Link) Prinzipien und die Orientierung an regionalen Kreisläufen wichtige Leitlinien. So wird zum Beispiel die ländliche Bevölkerung in den Partnerländern dabei unterstützt, traditionelle, an die örtlichen Bedingungen angepasste Methoden der Landwirtschaft und Viehzucht anzuwenden.

Außerdem wird das Recht der Bäuerinnen und Bauern gestärkt, ihr lokales Saatgut zu erhalten, selbst zu vermehren und zu verbreiten. Vor allem kleinbäuerliche Betriebe werden bei der Pflanzenzüchtung und Saatgutproduktion unterstützt.

Zudem fördert das BMZ den gleichberechtigten Zugang zu Land – insbesondere für Frauen, kleinbäuerliche Familien und Indigene. Gesicherte Landrechte sind Voraussetzung für eine nachhaltige ökonomische, ökologische und soziale Entwicklung des ländlichen Raums.

Initiativen

Deutschland ist einer der wichtigsten Geber des Welttreuhandfonds für Kulturpflanzenvielfalt (Global Crop Diversity Trust, GCDT), der 2004 von der FAO und der Beratungsgruppe für Internationale Agrarforschung (CGIAR (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) gegründet wurde. Der Treuhandfonds soll Saatgutbanken beim Erhalt der weltweiten Saatgutvielfalt unterstützen.

Das BMZ ist außerdem Gründungsmitglied der Initiative Economics of Land Degradation“ (ELD) (Externer Link) zur Bewertung von landbasierten Ökosystemleistungen. Seit 2011 versetzt die ELD-Initiative Entscheidungsträgerinnen und -träger in den Partnerländern in die Lage, den ökonomischen Wert von gesundem Boden und den damit zusammenhängenden Leistungen bei der Politikgestaltung und der Erarbeitung von Landnutzungsstrategien zu berücksichtigen.

Unter Federführung des BMZ hat die G7 (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) 2022 die Initiative „CompensACTION (Externer Link)“ ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist, dass Agrarproduzierende weltweit – und insbesondere Kleinbäuerinnen und -bauern in Entwicklungsländern – eine angemessene Vergütung für ihre verschiedenen Leistungen erhalten und so ein existenzsicherndes Einkommen erzielen. Zu diesen Leistungen zählen nicht nur die Produkte, die sie verkaufen, sondern auch der Erhalt der Agrobiodiversität auf ihren Flächen und ihre Beiträge zur Klimaanpassung.

Stand: 31.07.2024