Zusammenarbeit konkret Zukunftsperspektive durch Weiterbildung

Vor zwei Jahren stand Tetyana* vor einer großen Herausforderung. Damals wohnte sie mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in der Ostukraine. Aber nach Beginn des russischen Angriffskriegs war klar: Hier kann die Familie nicht bleiben. Als Tetyanas Mann an die Front einberufen wurde, flüchtete sie mit den Kindern in den Westen des Landes. Von einem Tag auf den anderen musste die junge Mutter das Überleben der Familie alleine sichern. Dafür brauchte sie dringend einen Job. Das Problem: Tetyana hatte zu dem Zeitpunkt noch keine Ausbildung.

Tetyana (Name aus Sicherheitsgründen geändert) aus der Ostukraine
Tetyana (Name aus Sicherheitsgründen geändert) aus der Ostukraine

Das BMZ unterstützt die Ukraine dabei, mehr Arbeitskräfte zu qualifizieren. Denn viele Männer in der Ukraine kämpfen an der Front und rund sechs Millionen Menschen mussten ins Ausland fliehen. Überall im Land fehlen qualifizierte Arbeitskräfte. Besonders in den Bereichen, die für den wirtschaftlichen Aufschwung und den Wiederaufbau des Landes entscheidend sind, ist das ein großes Problem. Im Rahmen der Zusammenarbeit werden Berufsschulen ausgestattet und die Ausbildung von Lehrkräften und die Entwicklung von Curricula unterstützt. So entstehen in der Ukraine mitten im Krieg moderne Bildungszentren, die das Land auch schon für den Wiederaufbau vorbereiten.

Auch in der Gemeinde, in der Tetyana seit ihrer Flucht lebt, gibt es eine Berufsschule. Mit deutscher Unterstützung wurden hier einige Räume zu einer Unterkunft für Binnengeflüchtete umgerüstet. Tetyana und ihre Kinder fanden hier ein neues Zuhause. Außerdem konnte die junge Mutter eine Weiterbildung im Bereich Buchhaltung und IT besuchen.

Nach ihrem Abschluss fand sie schnell einen Job in der Buchhaltung eines kleinen Supermarktes. Sie arbeite hart. „Das nehme ich gern in Kauf“, sagt sie. „Ich fühle mich stark und zuversichtlich, was unsere Zukunft angeht.“ Tetyanas ältester Sohn habe sich von seiner Mutter inspirieren lassen: Er macht nun eine Ausbildung zum Elektromechaniker in der Informations- und Softwareverarbeitung. Seine jüngeren Geschwister gehen zwar noch zur Schule, aber Tetyana ist sich sicher: „Die beiden sind sehr fleißig und haben ebenfalls vor, eine Berufsausbildung zu machen.“

Inzwischen ist auch Tetyanas Ehemann von der Front zurückgekehrt und arbeitet als Fernfahrer, so hat die Familie ein weiteres Einkommen. Da ihr Mann viel unterwegs ist, muss die junge Mutter weiterhin viel Verantwortung übernehmen. Sie arbeitet, sorgt für ihre drei Kinder und organisiert den Alltag in der Geflüchteten-Unterkunft. Trotzdem ist sie vor allem stolz darauf, was sie erreicht hat: „Ich habe es geschafft, auf eigenen Beinen zu stehen und für mich und die Kinder zu sorgen.“


Das Projekt EU4Skills

In der Ukraine herrscht ein gravierender Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Das erschwert die wirtschaftliche Erholung des Landes. Das Programm EU4Skills schafft Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Binnenvertriebene. Bislang hat es 154 Berufsschulen dabei unterstützt, Räume zu Unterkünften für geflüchtete Menschen umzugestalten.

Die Schulen konnten so in den ersten Monaten des Krieges insgesamt mehr als 4.000 Binnenvertriebene aufnehmen. Von den Aus- und Weiterbildungsprogrammen haben zudem mehr als 5.900 Menschen profitiert. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat EU4Skills in Auftrag gegeben, die EU finanziert das Projekt ebenfalls mit.

Neben der Ausstattung von Berufsschulen gibt es noch einen weiteren Schwerpunkt: die Entwicklung einer leistungsfähigen Berufsbildung. In Zusammenarbeit mit den ukrainischen Partnern baut das BMZ kompetenzbasierte Trainings- und Prüfungssysteme auf und fördert moderne Formen des Lehrens und Lernens. Diesen Teil des Projekts finanzieren die EU, Deutschland, Finnland und Polen.

*Aus Sicherheitsgründen werden Personen und Orte nur in anonymisierter Form veröffentlicht.

Stand: 11.03.2024