Orangenindustrie in Südafrika

Wirtschaftliche Situation Großes Potenzial, schwaches Wachstum

Südafrika zeigt typische Merkmale eines Schwellenlandes (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen): Einerseits gilt der Staat als Vorreiter auf dem afrikanischen Kontinent – mit einer hoch entwickelten Volkswirtschaft, einem Finanzsektor auf Weltniveau, großen Rohstoffreserven, einer teils exzellenten Wissenschaftslandschaft und einem unabhängigen, verlässlichen Rechtssystem. Andererseits sind bei der sozialen Entwicklung kaum Fortschritte zu verzeichnen.

Zentrale Wirtschaftsbereiche wie Energie, Wasser und Infrastruktur werden von Staatsunternehmen dominiert, die ineffizient arbeiten, hoch verschuldet und korruptionsanfällig sind. Die Regierung unter Präsident Cyril Ramaphosa hat sich zum Ziel gesetzt, die Wirtschaft stärker für private Investoren zu öffnen.

In den vergangenen zehn Jahren hat sich die südafrikanische Wirtschaft nur verhalten entwickelt. 2020 brach sie infolge der Coronakrise um sechs Prozent ein, 2021 erholte sie sich und verzeichnete ein Plus von 4,7 Prozent. In den zwei Folgejahren lag das Wachstum mit 1,9 beziehungsweise 0,6 Prozent jedoch wieder auf schwachem Vor-Pandemie-Niveau. Auch für 2024 und 2025 rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) nur noch mit Steigerungsraten von etwa einem Prozent.

Die aktuellen Werte reichen bei Weitem nicht aus, um die sozialen Probleme dauerhaft zu lösen (siehe auch: Soziale Situation). Vor allem private Unternehmen halten sich mit Investitionen zurück. Zu den Gründen zählen die Unsicherheit über den wirtschaftspolitischen Kurs der Regierung, der Fachkräftemangel, häufige Arbeitskämpfe und die hohe Kriminalität im Land. Von der neuen Mehrparteienregierung, die seit Juni 2024 im Amt ist, erhoffen sich potenzielle Investoren ein verlässlicheres Geschäftsumfeld, den Abbau bürokratischer Hürden und die systematische Bekämpfung von Korruption.


Mangel an Fachkräften

Die meisten Menschen aus den benachteiligten Bevölkerungsgruppen haben während des Apartheid-Regimes keine Berufsausbildung erhalten, die den Ansprüchen des modernen Arbeitsmarkts entspricht. Der Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften bremst nun die ehrgeizigen Wachstumspläne von Regierung und Unternehmen.

Jobsuchende stehen zudem in Konkurrenz zu Millionen Arbeitsmigranten aus den Nachbarstaaten, die sich in Südafrika Verdienstmöglichkeiten erhoffen. In der Folge nehmen die sozialen Spannungen zu; in den vergangenen Jahren ist es immer wieder zu ausländerfeindlichen Ausschreitungen gekommen.

Energiekrise

Ein weiteres Entwicklungshemmnis ist die Energieknappheit. Zwar hat sich die Stromversorgung in jüngster Zeit deutlich verbessert. Doch es muss weiterhin regelmäßig mit mehrstündigen Stromabschaltungen gerechnet werden, die eine Überlastung des Netzes verhindern sollen.

Die Stromausfälle wirken sich nicht nur negativ auf die Wirtschaft aus, sondern zum Beispiel auch auf die Wasserversorgung, die IT und auf das Gesundheits- und Bildungswesen. Für viele Unternehmen bedeuten sie höhere Betriebskosten, da sie auf teure Dieselgeneratoren angewiesen sind, um ihre Geschäftstätigkeit abzusichern.

Entwicklungspotenziale

Südafrika hat große Entwicklungspotenziale. Wirtschaftliches Wachstum ist vor allem in der verarbeitenden Industrie, im Bergbau, im Tourismus und im Bereich der Solar- und Windenergie möglich. Südafrika verfügt über umfangreiche Vorkommen an Rohstoffen, die für die Elektromobilität und die Produktion von (grünem) Wasserstoff benötigt werden.

Das größte – bisher noch unzureichend genutzte – Potenzial sind jedoch die Menschen im Land. Südafrika hat durch seine Verfassung die notwendigen Voraussetzungen geschaffen, um beim Zugang zu Bildung sowie zu materiellen und natürlichen Ressourcen Chancengleichheit herzustellen. Damit ist die Basis für eine erfolgreiche demokratische und pluralistische Entwicklung der Gesellschaft gelegt.

Stand: 27.11.2024