Soziale Situation Unzureichende Versorgungslage führt zu Landflucht
Die Ernährungssituation hat sich in den vergangenen Jahren wieder verschlechtert. Nach Angaben der UN-Ernährungsorganisation (FAO (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) war 2021 etwa die Hälfte der senegalesischen Bevölkerung von Ernährungsunsicherheit betroffen. Es besteht ein erhebliches Entwicklungsgefälle zwischen der Hauptstadt Dakar und den ländlichen Regionen.
Verschärft hat sich die Situation durch die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg. Senegal hatte zuvor rund 60 Prozent seines Weizens und fast 50 Prozent seiner Düngemittel aus Russland eingeführt. Unterbrochene Lieferketten, steigende Weltmarktpreise und höhere Transportkosten für Ersatzimportprodukte lassen die Lebenshaltungskosten steigen.
Bildung und Gesundheit
Defizite sind auch in der Bildungs- und Gesundheitsversorgung zu verzeichnen. Nach Angaben der Weltbank (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) waren 2022 mehr als 40 Prozent der Erwachsenen Analphabeten. Nur etwa drei Viertel der Kinder im schulpflichtigen Alter besuchen eine Grundschule, weniger als 60 Prozent schließen sie ab.
Die medizinische Versorgung ist vor allem in den ländlichen Gebieten völlig unzureichend. Die meisten Ärztinnen und Ärzte praktizieren in der Hauptstadt Dakar, auf dem Land sind kaum Krankenhausbetten vorhanden. Die Müttersterblichkeit in Zusammenhang mit Geburten ist hoch, ebenso die Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren.
Im Bereich HIV/Aids hat sich die frühzeitige Aufklärungspolitik der Regierung bewährt: Offiziell lag die Infektionsrate 2021 in Senegal bei 0,3 Prozent und damit deutlich unter dem Durchschnitt Subsahara-Afrikas (3,2 Prozent).
Situation der Frauen
Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist verfassungsrechtlich garantiert. Vor allem in den ländlichen Regionen Senegals ist die Situation der Frauen jedoch noch durch ein traditionelles Rollenverständnis bestimmt. Weibliche Genitalverstümmelung (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) ist bei einigen Ethnien weiterhin verbreitet und wird – trotz eindeutiger rechtlicher Vorschriften – in der Praxis nur unzureichend strafrechtlich verfolgt.
Bei den Parlamentswahlen wird ein Gesetz zur Geschlechtergerechtigkeit angewendet. Aktuell sind 46 Prozent der Abgeordneten Frauen. Mit dieser Quote belegt Senegal weltweit einen Spitzenplatz.
Landflucht und Migration
Auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen verlassen viele Menschen die ländlichen Regionen. Inzwischen lebt etwa die Hälfte der rund 17 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner Senegals in Städten, mehr als 20 Prozent der Bevölkerung wohnen im Großraum Dakar.
In den Städten sorgt die Zuwanderung für Probleme, besonders bei der Trinkwasserversorgung und der Abwasser- und Abfallentsorgung. Auch die sozialen Konflikte verschärfen sich, da die städtischen Arbeitsmärkte den Bevölkerungszustrom nicht aufnehmen können. Vor allem für junge Menschen ist die Lage schwierig. Für sie gibt es zu wenige Ausbildungs- und Arbeitsplätze. Das hohe Bevölkerungswachstum (2022: 2,6 Prozent) verschärft diese Situation – 40 Prozent der senegalesischen Bevölkerung sind unter 15 Jahre alt.
Jedes Jahr entscheiden sich zahlreiche Senegalesinnen und Senegalesen auszuwandern, weil sie sich in anderen Ländern bessere Perspektiven erhoffen. Die meisten bleiben in der Region Westafrika, doch auch Europa übt eine große Anziehungskraft aus. Die Rücküberweisungen der Migrantinnen und Migranten machen etwa zehn Prozent des senegalesischen Bruttoinlandsprodukts aus und sind damit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Stand: 28.05.2024