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Schwerpunkt Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, Ausbildung und Beschäftigungsförderung Perspektiven ermöglichen
Stand: 30.05.2023
In den Palästinensischen Gebieten sind rund 65 Prozent der Menschen unter 30 Jahre alt. Jedes Jahr treten mehr als 50.000 Absolventinnen und Absolventen neu in den Arbeitsmarkt ein. Gleichzeitig ist die Arbeitslosigkeit insbesondere unter jungen Menschen, Frauen, Graduierten, Menschen mit Behinderung sowie in einigen Teilen der palästinensischen Gebiete (C-Gebiete, Gazastreifen) hoch.
Die Palästinensischen Gebiete sind stark von der israelischen Volkswirtschaft abhängig: 90 Prozent der verarbeiteten Güter stammen aus Israel und 180.000 Palästinenserinnen und Palästinenser aus dem Westjordanland erzielen durch Arbeit in Israel ihr Einkommen. Eine wichtige wirtschaftliche und gesellschaftliche Rolle spielen außerdem Palästinenserinnen und Palästinenser, die in anderen Staaten leben und regelmäßig Geld in ihre Heimatregion überweisen.
Ausbau der Berufsausbildung angestrebt
Die Bedeutung von Bildung und Ausbildung und des gleichberechtigten Bildungszugangs von Jungen und Mädchen wird gesellschaftlich sehr stark betont. Das Bildungsniveau ist im regionalen Vergleich überdurchschnittlich hoch. Die Palästinensische Autonomiebehörde strebt an, dass neben den stark nachgefragten akademischen Abschlüssen auch die Berufsausbildung gesellschaftlich stärker akzeptiert und nachgefragt wird. Denn der palästinensische Privatsektor ist in erster Linie durch Familienbetriebe und Kleinfirmen mit geringer Mitarbeiterzahl gekennzeichnet, die qualifizierte Fachkräfte benötigen.
Neben der Ausbildung besteht in weiteren Bereichen Handlungsbedarf, etwa bei der Finanzierung, der Wettbewerbsfähigkeit und der Wertschöpfung. Diese Handlungsfelder müssen von der Politik gezielt adressiert werden, damit die Kleinbetriebe zu mehr Beschäftigung beitragen können.
Zudem fehlen palästinensische Produkte, die die Nachfrage auf dem eigenen Markt befriedigen können. Im Westjordanland dominieren israelische, im Gaza-Streifen ägyptische und türkische Produkte.
Deutsches Engagement
Das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) engagiert sich auf vielfältige Weise:
- Unterstützung der sozial-ökologischen Transformation des palästinensischen Wirtschaftssystems hin zu einer grünen, klimagerechten Wirtschaft;
- Unterstützung von Ausbildung und Qualifikation – insbesondere von jungen Menschen und Frauen – als Basis für jegliche künftige Beschäftigung und ein wirtschaftlich erfolgreiches Erwachsenenleben;
- Förderung temporärer Beschäftigung durch den arbeitsintensiven Aufbau von Infrastruktur;
- Aufbau eines Systems der Berufsbildung, das die Bedürfnisse privater Unternehmen bei der Berufsausbildung künftiger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer berücksichtigt;
- Einführung berufsbildender Ansätze in akademische Studiengänge;
- Arbeitsvermittlung;
- Stärkung der Fähigkeit zur Gründung eigener Betriebe;
- Stärkung aussichtsreicher Nischen privatwirtschaftlichen Handeln, zum Beispiel Tourismus, IT-Dienstleistungen und Verarbeitung von Nahrungsmitteln;
- Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen durch den Aufbau einer Einlagensicherung und eines Kreditgarantiefonds, um beispielsweise Kreditvergaben zur Unternehmensgründung abzusichern;
- Verbesserung der finanziellen Bildung der Bevölkerung und Unterstützung der Behörden bei Kreditvergaben.
Beispiel Duale Studiengänge an der Al-Quds-Universität
Ein Leuchtturmvorhaben der deutsch-palästinensischen Zusammenarbeit ist die Einrichtung dualer Studiengänge an der Al-Quds-Universität in Ost-Jerusalem in den Fächern Elektrotechnik, Informationstechnologie, Betriebswirtschaftslehre, Digitale Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftsingenieurwesen. Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit begleitet den Aufbau der dualen Studiengänge durch Beratung und Ausstattung der Fakultät und die Entwicklung eines Lehrkonzepts. Außerdem wird die Zusammenarbeit der Universität mit 250 Ausbildungsbetrieben unterstützt. Derzeit sind 501 Studierende eingeschrieben, davon circa 46 Prozent Frauen. Von den 134 Absolventinnen und Absolventen haben circa 69 Prozent bereits eine feste Arbeit gefunden.
Durch die erfolgreiche Umsetzung eines Nachhaltigkeitskonzeptes werden die dualen Studiengänge von der Al-Quds-Universität inzwischen selbstständig umgesetzt. Über die deutsche Entwicklungszusammenarbeit konnten ab 2022 zwei weitere duale Studiengänge an der „Palestine Polytechnic University“ in Hebron in den Bereichen Finanztechnologie und erneuerbare Energien etabliert werden, ein dritter Studiengang ist in Planung.