Kontrollraum im Wasserkraftwerk Ghazi Barotha, Pakistan

Wirtschaftliche Situation Wirtschaft unter großem Druck

Die pakistanische Volkswirtschaft ist vergleichsweise gut durch die Covid-19-Pandemie gekommen. Das Wirtschaftswachstum lag 2021 und 2022 bei etwa sechs Prozent. Die unsichere politische und wirtschaftliche Situation, die schwierigen Rahmenbedingungen für ausländische Investoren und die extremen Wetterereignisse seit Sommer 2022 haben die Wirtschaftsdynamik dann jedoch deutlich gedämpft. 2023 war kein Wachstum zu verzeichnen (minus 0,2 Prozent). Für 2024 erwartet der Internationale Währungsfonds (IWF (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) ein Wachstum von 2,0 Prozent.

Pakistan steht weiterhin vor umfassenden strukturellen Problemen. Die Staatsschulden steigen, die Währung verliert an Wert, die Inflationsrate ist hoch und es mangelt an Reserven in ausländischer Währung. Ein großer Teil der staatlichen Einnahmen wird für die Tilgung von Krediten benötigt. Wichtigster Geldgeber Pakistans ist China.

Aufgrund einer auch im regionalen Vergleich sehr niedrigen Steuerquote fehlt dem Staat zudem der finanzielle Spielraum, um ausreichend in notwendige soziale Dienstleistungen zu investieren. Um der jungen Bevölkerung ausreichend berufliche Perspektiven und Teilhabe zu eröffnen, müsste die pakistanische Wirtschaft jährlich um mindestens sieben Prozent wachsen.


Private Investoren zurückhaltend

Pakistan leidet unter den Auswirkungen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, unter anderem durch die stark gestiegenen Energiepreise. Außerdem ist es von Getreide- und Düngerimporten aus Russland und der Ukraine abhängig, ohne die es sich nicht ausreichend vor Ernteausfällen infolge von Extremwetterereignissen absichern kann.

Seit einigen Jahren bemüht sich die Regierung Pakistans verstärkt um ausländische Investitionen. Doch private Investoren werden durch die angespannte Sicherheitslage, die innenpolitische Unsicherheit, die verbreitete Korruption, eine ineffiziente Bürokratie, fehlende Rechtssicherheit und eine unzureichende Energieversorgung abgeschreckt. Große Hoffnungen setzt die pakistanische Regierung in die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit China im Rahmen des „China-Pakistan Economic Corridor“ – eine der regionalen Handelsrouten der sogenannten neuen Seidenstraße (Belt and Road Initiative).

2014 wurde Pakistan in das Allgemeine Präferenzsystem Plus (Generalised Scheme of Preferences Plus, GSP+ (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) der Europäischen Union aufgenommen. Die pakistanische Exportwirtschaft erhält dadurch für verschiedene Produkte, insbesondere Textilien, einen leichteren Zugang zum europäischen Markt. Deutschland hatte sich innerhalb der EU für die Aufnahme Pakistans eingesetzt. Die Gewährung des GSP+-Status ist mit der Erfüllung von 27 Völkerrechtskonventionen verbunden. Dazu zählen auch die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)), die derzeit in der für das Land sehr wichtigen Textilindustrie noch nicht zufriedenstellend umgesetzt werden.

Entwicklungspotenziale

Pakistan verfügt über erhebliche wirtschaftliche Potenziale. Dazu zählen reichhaltige Ressourcen, niedrige Lohnkosten, eine junge Bevölkerung und eine wachsende Mittelschicht.

Die Voraussetzungen für eine nachhaltige Entwicklung (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) des Landes sind in der Entwicklungsstrategie der Regierung klar definiert: soziale Gerechtigkeit, Rechtsstaatlichkeit, Frieden und Sicherheit, gute Regierungsführung und ein nationaler Entwicklungskonsens. Um ihre Entwicklungsziele zu erreichen, muss die Regierung grundlegende Reformen anstoßen und konsequent umsetzen. So werden zum Beispiel die wirtschaftlichen und sozialen Potenziale der weiblichen Bevölkerung bei Weitem noch nicht ausgeschöpft.

Stand: 07.08.2024