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Soziale Situation Fortschritte in Gefahr
Bereits vor den zerstörerischen Überschwemmungen im Sommer 2022 galt etwa ein Fünftel der Einwohnerinnen und Einwohner Pakistans als unterernährt. Die Flutkatastrophe hat in großen Teilen des Landes die Existenzgrundlagen der Bevölkerung vernichtet. Im Frühjahr und Frühsommer 2023 richteten ein Erdbeben, schwere Unwetter und ein Zyklon weitere Schäden an der Infrastruktur und in der Landwirtschaft an, auch im April 2024 war Pakistan von extremem Starkregen betroffen. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind rund acht Millionen Menschen von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen (Stand: Juni 2024). Fachleute gehen davon aus, dass sich die Ernährungskrise noch verschärfen wird.
Die Kindersterblichkeit in Pakistan ist in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich zurückgegangen, sie ist jedoch weiterhin hoch: 2022 starben 61 von 1.000 Kindern vor ihrem fünften Geburtstag. Fast die Hälfte dieser Todesfälle ist auf Unterernährung zurückzuführen.
Wachsende Bevölkerung unzureichend versorgt
Pakistans Bevölkerung wächst jedes Jahr um rund zwei Prozent, mehr als ein Drittel der Einwohnerinnen und Einwohner sind unter 15 Jahre alt. Die staatlichen Ausgaben für Gesundheit und Bildung sind zu niedrig, um eine flächendeckende Versorgung für alle zu gewährleisten. Das Bildungssystem hat sich in den vergangenen Jahren zwar verbessert. Nach wie vor brechen aber zu viele Kinder die Schule vorzeitig ab oder erhalten gar keine Schulbildung. Die Analphabetenquote liegt in Pakistan bei über 40 Prozent, von den Frauen kann sogar mehr als die Hälfte nicht lesen und schreiben.
Jährlich erreichen mehr als zwei Millionen Jugendliche das arbeitsfähige Alter. Arbeits- und Einkommensmöglichkeiten, die internationalen Umwelt- und Sozialstandards entsprechen und zu nachhaltigem Wirtschaftswachstum beitragen, sind für die jungen Pakistanerinnen und Pakistaner kaum vorhanden.
Rund 70 Prozent der Beschäftigungsverhältnisse entfallen auf den informellen Sektor (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen). Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) verzeichnet dort Defizite in Form von menschenunwürdiger Arbeit, Kinder- und Zwangsarbeit, fehlenden Rechten am Arbeitsplatz, Arbeitsarmut und geschlechtsspezifischer Diskriminierung. Die Systeme sozialer Sicherung sind nur schwach entwickelt und unterfinanziert.
Die Notwendigkeit von Investitionen in Bildung, berufliche Entfaltung, soziale Absicherung, ökologische Nachhaltigkeit und Innovationen wird der pakistanischen Regierung und den Behörden immer mehr bewusst. Anzeichen hierfür sind eine landesweite Berufsbildungsreform, die Einführung von Krankenversicherungen in ausgewählten Distrikten und die Bemühungen zum Ausbau von Finanzdienstleistungen für Privatkunden und Unternehmen.
Stand: 07.08.2024