Wirtschaftliche und soziale Situation Starke Konzentration auf Rohstoffe
Besonders groß ist die Abhängigkeit vom Nachbarland China, das mehr als 80 Prozent der Exporte abnimmt. Die Folgen zeigten sich im Zuge der Corona-Pandemie: Chinas strenge Eindämmungspolitik ließ nicht nur die Nachfrage nach mongolischen Rohstoffen sinken. Sie beeinträchtigte auch den Warenverkehr an der gemeinsamen Grenze und führte zu zeitweiligen Betriebsschließungen in der Mongolei.
Die mongolische Regierung reagierte mit einem Konjunkturprogramm. Es zielt darauf ab, die politische und wirtschaftliche Stabilität zu erhöhen, das Geschäftsumfeld zu verbessern, den Export zu erleichtern, etwa durch den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, Investoren anzuziehen und mehr Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen. Das Programm umfasst etwa 100 Vorhaben, in die der Staat und private Unternehmen über 35 Milliarden US-Dollar investieren sollen.
Sozialpolitische Maßnahmen wie die Anhebung des Mindestlohns und Gehaltssteigerungen im öffentlichen Dienst sollen zudem die Kaufkraft der Bevölkerung stärken.
Wirtschaftliche Entwicklung
Nach dem Einbruch infolge der Coronapandemie (minus 4,6 Prozent) hat sich die mongolische Wirtschaft mittlerweile wieder erholt. 2022 wurde ein Wachstum von fünf Prozent verzeichnet, 2023 stieg das BIP nach vorläufigen Angaben der Regierung um sieben Prozent.
Das Potenzial des Bergbausektors gilt als beträchtlich, denn bisher wurde nur ein Bruchteil der Mongolei erkundet. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach den geförderten Metallen stark an, da sie im Rahmen der globalen Energiewende und des Umstiegs auf Elektromobilität dringend benötigt werden. Durch den Ausbau einer Kupfermine in der Wüste Gobi könnte die Mongolei in die Riege der fünf wichtigsten Kupferproduzenten weltweit aufsteigen. Derzeit bereitet das Land außerdem den Abbau von Lithium und Seltenen Erden vor.
Abhängigkeit verringern, Arbeitsplätze schaffen
Um die Abhängigkeit vom Rohstoffexport zu senken, will die mongolische Regierung die Wirtschaft breiter aufstellen und vor allem das verarbeitende Gewerbe aufwerten. Ziel ist, die im Bergbau und in der Landwirtschaft gewonnenen Rohstoffe in Eigenregie zu verarbeiten und den lokalen Bedarf durch eine größere Produktion im eigenen Land zu decken. Das betrifft insbesondere die Nahrungsmittelproduktion, aber auch die Verarbeitung von Kaschmirwolle in der Bekleidungsindustrie und die Kraftstoffproduktion. Weitere Arbeitsplätze sollen im Tourismus entstehen.
Als Wachstumsbremsen gelten teils hohe bürokratische Hürden, Mängel in der Rechtssicherheit und die verbreitete Korruption.
Armut und Umweltschäden führen zu Landflucht
Seit 1990 hat sich das statistische Pro-Kopf-Einkommen etwa verdreifacht. Doch die Kluft zwischen Arm und Reich hat sich vertieft. Noch immer leben fast 30 Prozent der mongolischen Bevölkerung unterhalb der nationalen Armutsgrenze.
Etwa ein Viertel der Beschäftigten ist in der Landwirtschaft tätig, vor allem in der Viehwirtschaft. Die Bedingungen sind schwierig: In der Mongolei herrschen extreme klimatische Verhältnisse mit geringen Niederschlägen und großen Temperaturschwankungen.
Die Folgen des Klimawandels verschärfen die von Menschen durch Bergbau und Landwirtschaft verursachten Umweltschäden. Die steigende Nachfrage nach Kaschmirwolle und Fleisch hat zu einer unkontrollierten Vergrößerung der Viehherden und damit zu einer starken Überweidung geführt. Nach amtlichen Angaben sind etwa drei Viertel der Landesfläche in unterschiedlichem Maß von Bodendegradierung (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und Wüstenbildung betroffen.
Viele Landbewohner ziehen auf der Suche nach Einkommensmöglichkeiten in die Hauptstadt Ulaanbaatar, in der heute bereits fast die Hälfte aller Einwohnerinnen und Einwohner der Mongolei lebt. Der dortige Arbeitsmarkt kann die Zuwanderer jedoch kaum mehr aufnehmen. Viele Migrantinnen und Migranten leben in Jurtenvierteln am Stadtrand und finden oft nur eine gering bezahlte Beschäftigung.
Stand: 20.06.2024