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Wirtschaftliche Situation Wichtige Einnahmequellen sind ausgefallen
Diese Stellung konnte das Land nach dem Krieg nicht mehr zurückgewinnen. Der Wiederaufbau wurde über Kredite finanziert – die Staatsverschuldung Libanons zählt heute zu den höchsten der Welt. Die libanesische Wirtschaft befindet sich in einer Rezession, die als eine der schwerwiegendsten weltweit seit den 1850er Jahren gilt, da das Bruttoinlandsprodukt von 2018 bis 2021 um etwa 40 Prozent gesunken ist. Die Landeswährung, das libanesische Pfund, hat mehr als 95 Prozent seines Wertes verloren. Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat weitreichende Auswirkungen: Etwa die Hälfte der Arbeitskräfte sind arbeitslos und rund 80 Prozent der Bevölkerung leben in Armut.
Die Explosionskatastrophe im August 2020, die Covid-19-Pandemie und der Krieg in Syrien belasten die libanesische Wirtschaft schwer. Der Tourismus, eine der wichtigsten Einnahmequellen des Landes, ist ebenso eingebrochen wie der Export in die Golfstaaten, der größtenteils über Syrien abgewickelt wurde. Syrien war außerdem ein wichtiger Absatzmarkt für libanesische Produkte.
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine mit seinen Auswirkungen auf die internationalen Nahrungsmittel- und Energiemärkte traf mit dem Libanon ein Land, das bereits wirtschaftlich stark angeschlagen ist. Danach waren 46 Prozent der Bevölkerung von Ernährungsunsicherheit betroffen.
Die aktuelle bewaffnete Auseinandersetzung und die damit einhergehende Massenflucht wird die wirtschaftliche Lage, aber auch die Ernährungssituation weiter verschlimmern. In den Kampfgebieten im Süden und Osten des Landes steht eigentlich die Ernte an, die nun ausfallen wird. Viele von Vertreibung betroffene Menschen sind nicht in der Lage, ihrer Arbeit nachzugehen oder ihr Geschäft zu führen. Menschen wenden ihre Ersparnisse auf, um Zuflucht zu finden und Essen zu erhalten. Marginalisierte Gruppen wie syrische oder palästinensische Flüchtlinge werden besonders hart getroffen, da sie bereits vor der aktuellen Eskalation systematischer Diskriminierung ausgesetzt waren.
Stand: 18.10.2024