Urheberrecht© tiffany, via flickr, CC BY-NC 2.0
Libanon
Schon vor dem aktuellen Konflikt hatte das BMZ seine Projekte auf die Bewältigung von zahlreichen vorangegangenen Krisen ausgerichtet. Hierzu zählen die Wirtschaftskrise 2019, die Hafenexplosion in Beirut 2020, die Ernährungskrise wegen des Beginns des Angriffskriegs gegen die Ukraine 2022, aber auch die seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien 2011 andauernde Flüchtlingskrise mit etwa 1,5 Millionen syrischen Geflüchteten im Land.
Das BMZ arbeitet mit dem Libanon über zahlreiche Partnerschaften mit zivilgesellschaftlichen und UN-Organisationen zusammen, um vulnerablen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) Libanesinnen und Libanesen und Geflüchteten vor Ort zu helfen. Es ist deshalb einfach, über diese Projekte auch die zahlreichen Binnenvertriebenen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) – darunter auch wieder viele syrische und palästinensische Geflüchtete – zu erreichen. Ohne internationale Unterstützung ist die Versorgung dieser Binnenvertrieben nicht zu stemmen, da der geschwächte Staat das nicht leisten kann.
Das BMZ steht an der Seite aller Menschen im Libanon und unterstützt sie mit strukturbildenden Maßnahmen zur Krisenbewältigung.
Was leistet die Entwicklungszusammenarbeit in der aktuellen Krise?
Wir passen laufende, langfristige Unterstützungsmaßnahmen kurzfristig an die Bedürfnisse der Binnenvertriebenen an:
Wir halten Notunterkünfte durch Reparaturarbeiten in Stand (zum Beispiel sanitäre Einrichtung und Gemeinschaftsküchen).
Wir stellen über unsere Projekte Materialien wie Möbel, Bekleidung, Decken und Spielsachen bereit.
Wir versorgen Menschen täglich mit rund 3.600 Mahlzeiten.
Wir bieten psychosoziale Unterstützung an.
Am 17.10.2024 hat der Bundestag insgesamt 60 Millionen Euro für die Bewältigung der neuen Fluchtkrise im Libanon und in Syrien genehmigt. Damit werden bestehende Projekte des BMZ aufgestockt. Der Libanon erhält davon 38 Millionen Euro. Damit können wir folgende Maßnahmen schnell und wirksam umsetzen:
Schulangebote für binnenvertriebene Kinder sowie psychosoziale Unterstützung traumatisierter Kinder
Kurzfristige Arbeitseinsätze für Binnenvertriebene und Menschen aus Aufnahmeregionen, die zur Versorgung Binnenvertriebener eingesetzt werden, zum Beispiel bei der Einrichtung und dem Betrieb von Notunterkünften und Sanitäreinrichtungen, bei der Müllentsorgung, Reinigung oder bei der Herstellung von Schlafsäcken, Decken oder Kleidung für Binnenvertriebene
Betrieb von Gemeindeküchen, damit Binnenvertriebene und Menschen in Aufnahmegemeinden sich ernähren können sowie Schulkinder mit Mahlzeiten versorgt werden, die sie nicht mehr in den Schulen erhalten
Ausweitung der Gesundheitsversorgung für Binnenvertriebene
Unterstützung von Frauen in Krisensituationen
Deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit dem Libanon
Nachdem der Libanon im Jahr 2003 den Status eines Landes mit höherem mittlerem Einkommen („upper middle-income country“) erreicht hatte, wurde die deutsch-libanesische Entwicklungszusammenarbeit zunächst beendet. Nach kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der Hisbollah, einer schiitischen Partei und Miliz im Libanon, und Israel im Sommer 2006 hat Deutschland die Entwicklungszusammenarbeit wieder aufgenommen, um den Wiederaufbau des Landes zu unterstützen.
Im Zuge der Syrienkrise wurde die Entwicklungszusammenarbeit mit dem Libanon ausgeweitet. Das Land gehört seit 2020 zu den Partnerländern, mit denen das BMZ langfristige gemeinsame Entwicklungsziele verfolgt. Die Kooperation soll zur Stabilisierung und Konfliktprävention sowie mittel- bis langfristig zur wirtschaftlichen Entwicklung des Libanons beitragen. Im Gegenzug werden von der libanesischen Regierung Reformschritte erwartet.
Zuletzt hat das BMZ dem Libanon im Jahr 2023 insgesamt 217 Millionen Euro für Entwicklungszusammenarbeit bereitgestellt.
Kurz- und mittelfristig liegt der Fokus auf der Unterstützung in der akuten Krisenbewältigung und den Unterstützungsleistungen für syrische Geflüchtete und aufnehmende Gemeinden. Maßnahmen sind hier zum Beispiel: Unterstützung bei Ernährungssicherung und Einkommensförderung und Stärkung der Gesundheitsversorgung.
Weitere Schwerpunkte der Entwicklungszusammenarbeit mit dem Libanon sind:
- Grundbildung und berufliche Bildung,
- Beschäftigungsförderung,
- kommunale Infrastrukturprojekte zur Daseinsvorsorge in Fluchtaufnahmegemeinden (zum Beispiel Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung),
- Nahrungsmittelsicherung durch landwirtschaftliche Anbauförderung sowie
- Wiederaufbau palästinensischer Flüchtlingscamps.
Ausgewählte Beispiele für die Wirkungen des deutschen Engagements im Libanon
Gesundheit: Mit Malteser International arbeitet das BMZ seit 2020 an einer verbesserten Gesundheitsversorgung im Land. Dafür werden insgesamt 17 Gesundheitseinrichtungen wiederhergestellt, ausgestattet und betrieben sowie medizinisches Personal geschult. Davon profitieren rund 190.000 Personen, mehrheitlich Frauen, und ein Viertel von ihnen Geflüchtete aus Syrien.
Wasserversorgung: Über die KfW sollen für rund 310.000 Libanesinnen und Libanesen in Gastgemeinden und rund 150.000 Geflüchtete im Gebiet Beirut und Mount Libanon die Wasserversorgung und die hygienischen Bedingungen verbessert werden. Im Bereich der Wasserversorgung sollen Maßnahmen der Instandsetzung und Erweiterung von Wasseraufbereitungsanlagen, Leitungssystemen und Reservoirs umgesetzt werden. Außerdem sollen Maßnahmen zur Erweiterung des Abwasserleitungssystems umgesetzt werden. Die Arbeiten sollen auch Beschäftigungsmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung schaffen.
Soziale Sicherung: Über das Welternährungsprogramm (WFP) hat das BMZ zwischen 2018 und 2023 auch das nationale soziale Sicherungsprogramm für vulnerable libanesische Familien mitfinanziert. Gemeinsam mit Mitteln der EU, von Kanada und der Weltbank konnten seitdem mehr als 800.000 Menschen finanziell unterstützt werden, um Nahrungsmittelbedarfe und andere grundlegende Bedürfnisse zu decken.
Beschäftigungsförderung: Die vom BMZ finanzierte Beschäftigungsoffensive Nahost verschafft syrischen Flüchtlingen und vulnerablen Libanesinnen und Libanesen kurzfristige Jobs. Das Einkommen sichert oft das Überleben ganzer Familien. Partner sind unter anderem UNICEF und die Internationale Arbeitsorganisation (ILO). In Libanon wurden etwa allein 2023 rund 30.000 kurzfristige Jobs geschaffen, um Aufräumarbeiten zu erledigen, Straßen wiederherzustellen und Wasserleitungen zu legen.
Grundbildung: Über UNICEF finanziert das BMZ die Beschulung von 204.000 libanesischen und syrischen Kindern im Schuljahr 2024/2025 und übernimmt Gehälter für Lehrerinnen und Lehrer, die syrische Kinder unterrichten.
Unterkünfte: Über 14.000 Wohneinheiten für über 45.000 Menschen werden instandgesetzt. Für weitere knapp 10.000 Menschen wurden Mietkostenzuschüsse bereitgestellt und 20 Gemeinden profitieren von Verbesserungen der kommunalen Infrastruktur (Wasserversorgung, Straßenbau, Abfallentsorgung).
Entwicklungspolitische Kennzahlen
- Libanon
- Deutschland
Allgemeine Informationen
Hinweise für die Nutzung
Klicken Sie sich durch die oben angeordneten verschiedenen Rubriken und finden Sie aktuelle Zahlen aus dem Libanon sowie – zum Vergleich – aus Deutschland.
Weitere Informationen zu den einzelnen Daten und die Quellenangabe können Sie mithilfe des i-Zeichens abrufen.
Gesamtbevölkerung
Erläuterung und Quellenangabe
Die Angabe zur Gesamtbevölkerung basiert auf der faktischen Definition von Bevölkerung, die alle Einwohnerinnen und Einwohner, die in einem Land ansässig sind, unabhängig von ihrem rechtlichen Status oder ihrer Staatsangehörigkeit umfasst. Die Zahlen geben die Schätzungen zur Jahresmitte wieder.
Quelle: Globale Entwicklungsdaten der Weltbank (Externer Link)
Fläche
Erläuterung und Quellenangabe
Gesamtfläche eines Landes (in Quadratkilometern) einschließlich der Gebiete unter Binnengewässern und einigen Küstenwasserstraßen.
Quelle: Globale Entwicklungsdaten der Weltbank (Externer Link)
Rang im HDI
Erläuterung und Quellenangabe
Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) veröffentlicht jährlich einen Bericht über die menschliche Entwicklung. Der darin enthaltene Index der menschlichen Entwicklung (englisch: Human Development Index, HDI) erfasst die durchschnittlichen Werte eines Landes in grundlegenden Bereichen der menschlichen Entwicklung. Dazu gehören zum Beispiel die Lebenserwartung bei der Geburt, das Bildungsniveau sowie das Pro-Kopf-Einkommen. Aus einer großen Zahl solcher Einzelindikatoren wird eine Rangliste errechnet.
SDG-Trends für den Libanon
- Auf Kurs oder Bewahrung
- Leichte Verbesserung
- Stillstand
- Abnehmend
- Informationen nicht verfügbar