Bauarbeiter auf einer Baustelle in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi

Politische Situation Arbeitsplätze schaffen, Armut verringern

Premierminister Narendra Modi ist seit 2014 im Amt. Bei den Parlamentswahlen im Frühjahr 2024 wurde seine Indische Volkspartei (Bharatiya Janata Party, BJP) zum dritten Mal in Folge stärkste Kraft. Sie verlor allerdings die absolute Mehrheit der Sitze und ist nun auf Koalitionspartner angewiesen.

Angesichts der vielen extrem armen Menschen und der Millionen jungen Menschen, die jedes Jahr den indischen Arbeitsmarkt neu betreten, stehen die Wirtschaftspolitik und die Schaffung von Arbeitsplätzen im Mittelpunkt der aktuellen Regierungspolitik. In den vergangenen Jahren wurden grundlegende wirtschaftliche Reformen in Gang gesetzt, unter anderem die Einführung einer landesweit einheitlichen Mehrwertsteuer und eine stärkere Öffnung des Landes für Auslandsinvestitionen. Außerdem wurden verschiedene Sozial-, Beschäftigungs- und Förderprogramme aufgelegt, von denen allerdings nicht alle bedürftigen Bevölkerungsgruppen gleichermaßen profitieren.


Investitionen in Infrastruktur und Digitalisierung

Für entwicklungspolitische Initiativen und Programme stellt die indische Regierung erhebliche finanzielle Mittel bereit und bezieht dabei auch die private Wirtschaft aktiv ein. Außerdem hat sie in den vergangenen Jahren stark in die Infrastruktur des Landes investiert, unter anderem in die Stromversorgung, Straßen, Eisenbahntrassen und Flughäfen sowie in großflächige Solaranlagen.

Beim digitalen Wandel nimmt Indien eine Führungsrolle ein: Die meisten staatlichen Dienstleistungen wurden bereits digitalisiert, etwa Grundbücher und Gesundheitsdienste. Das indische „Unified Payments Interface“ zählt zu den erfolgreichsten digitalen Zahlungssystemen weltweit. Es ermöglicht allen Kontoinhaberinnen und -inhabern, über ihre Mobilfunknummern Geld an Privatpersonen und Unternehmen zu überweisen.

Menschenrechte

Der Alltag vieler Bevölkerungsgruppen ist aufgrund ihrer ethnischen oder sozialen Herkunft oder ihrer religiösen Überzeugungen von systematischer Benachteiligung geprägt. Hauptursachen für alltägliche Menschenrechtsverletzungen bleiben der niedrige Bildungsstand von Teilen der Bevölkerung sowie tief verwurzelte soziale und kulturelle Praktiken. So wurde das Kastenwesen zwar 1949 offiziell abgeschafft, bestimmt aber in vielen Teilen des Landes immer noch das gesellschaftliche Leben.

Obwohl die Gleichberechtigung der Geschlechter in der Verfassung verankert ist, werden Mädchen und Frauen in der indischen Gesellschaft, aber auch in Politik und Wirtschaft strukturell benachteiligt. Ihr Zugang zu Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen hat sich zwar verbessert. In vielen Familien werden die männlichen Mitglieder jedoch bei Ernährung, medizinischer Versorgung und Bildung weiter bevorzugt. Auch die weit verbreitete Gewalt gegen Frauen bleibt ein Problem.

Die Erwerbstätigkeit von Frauen ist weiterhin sehr gering. Selbst gut ausgebildete Frauen übernehmen nach ihrer Hochzeit häufig die traditionelle Rolle der Hausfrau und Mutter. Gering qualifizierte Frauen arbeiten vor allem in der Landwirtschaft und in der Textilindustrie – und dort teils unter menschenunwürdigen Bedingungen. Der unzureichende Zugang zu Landrechten, Finanzdienstleistungen und Entscheidungsprozessen erschwert es vor allem Frauen im ländlichen Raum, wirtschaftliche Eigenständigkeit zu entwickeln.

Stand: 03.09.2024