Bauarbeiter auf einer Baustelle in der indischen Hauptstadt Neu-Delhi

Politische Situation Arbeitsplätze schaffen, Armut verringern

Seit der Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1947 ist Indien eine Republik mit parlamentarischer Demokratie und funktionierender Gewaltenteilung. Das Land verfügt über eine lebendige Zivilgesellschaft (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) mit einer Vielzahl von Nichtregierungsorganisationen (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen).

Trotz einer niedrigen Steuerquote stellt die indische Regierung erhebliche finanzielle Mittel für entwicklungspolitische Initiativen und Programme bereit. Im Rahmen innovativer Entwicklungsansätze bezieht sie auch die private Wirtschaft und die Bevölkerung aktiv ein.

Angesichts der vielen extrem armen Menschen und der bis zu zehn Millionen jungen Menschen, die jedes Jahr den indischen Arbeitsmarkt neu betreten, stehen die Wirtschaftspolitik und die Schaffung von Beschäftigung im Fokus der aktuellen Regierungspolitik. In den vergangenen Jahren wurden grundlegende wirtschaftliche Reformen in Gang gesetzt, unter anderem die Einführung einer landesweit einheitlichen Mehrwertsteuer, eine stärkere Öffnung des Landes für Auslandsinvestitionen, eine Neuordnung der korruptionsanfälligen Lizenzvergabe im Rohstoffsektor und ein Sanierungsprogramm für staatliche Banken.

Außerdem wurden verschiedene Sozialprogramme aufgelegt, von denen allerdings viele Bedürftige keine Kenntnis haben. Viele Maßnahmen der Entwicklungszusammenarbeit sind deshalb darauf ausgerichtet, den Zugang zu diesen Programmen zu verbessern. Davon profitieren insbesondere benachteiligte Menschen wie Frauen und indigene Bevölkerungsgruppen.


Entwicklungshemmnisse

Seit dem Amtsantritt von Premierminister Narendra Modi 2014 haben sich hindu-nationalistische Einflüsse auf die Politik und in der Gesellschaft deutlich verstärkt. Die Situation religiöser Minderheiten ist schwieriger geworden. Im regionalen Vergleich hebt sich Indien zwar durch robuste demokratische Mechanismen, verfassungsrechtlich garantierte Freiheiten und eine vielfältige Zivilgesellschaft ab. Doch ist bei der Presse- und Meinungsfreiheit und der sozialen Teilhabe ein Abwärtstrend zu beobachten.

Entwicklungshemmend wirkt sich auch die geringe Leistungsfähigkeit der öffentlichen Verwaltung sowohl auf zentral- als auch auf bundesstaatlicher Ebene aus. Trotz Reformbemühungen können ehrgeizige politische Programme vielfach nicht wirksam umgesetzt werden. Auch Maßnahmen zur Bekämpfung der Korruption bleiben bislang in ihrer Wirkung eingeschränkt.

Menschenrechte

Der Alltag vieler Bevölkerungsgruppen ist aufgrund ihrer ethnischen oder sozialen Herkunft oder ihrer religiösen Überzeugungen von systematischer Benachteiligung geprägt. Hauptursachen für alltägliche Menschenrechtsverletzungen bleiben der niedrige Bildungsstand von Teilen der Bevölkerung sowie tief verwurzelte soziale und kulturelle Praktiken. So wurde das Kastenwesen zwar 1949 offiziell abgeschafft, bestimmt aber in vielen Teilen des Landes immer noch das gesellschaftliche Leben.

Obwohl die Gleichberechtigung der Geschlechter in der Verfassung verankert ist, werden Mädchen und Frauen in der indischen Gesellschaft, aber auch in Politik und Wirtschaft strukturell benachteiligt. Ihr Zugang zu Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen hat sich zwar verbessert. In vielen Familien werden die männlichen Mitglieder jedoch bei Ernährung, medizinischer Versorgung und Bildung weiter bevorzugt.

Die Erwerbstätigkeit von Frauen ist aufgrund tradierter Rollenbilder sowie mangelnder Sicherheit im öffentlichen Nahverkehr weiter sehr gering. Auch die weit verbreitete Gewalt gegen Frauen bleibt ein Problem. Der unzureichende Zugang zu Landrechten, Finanzdienstleistungen und Entscheidungsprozessen erschwert es vor allem Frauen im ländlichen Raum, wirtschaftliche Eigenständigkeit zu entwickeln.

Stand: 06.06.2023