Männer mit sogenannten Chukudus (Lastenroller) in Goma, DR Kongo

Wirtschaftliche Situation Reiche Rohstoffvorkommen, schlechtes Geschäftsklima

Die Wachstumsraten der kongolesischen Wirtschaft schwankten in den vergangenen Jahren zwischen 1,7 (2020) und 6,6 Prozent (2022). Wachstumsmotoren waren vor allem der Bergbau und der Rohstoffexport sowie die Telekommunikation. Für 2023 rechnet der Internationale Währungsfonds (IWF (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) mit einem Wirtschaftswachstum von 6,3 Prozent.

Angesichts eines Bevölkerungswachstums von über drei Prozent reichen allerdings selbst gute wirtschaftliche Werte nicht aus, um die Lebensverhältnisse der breiten Bevölkerung spürbar zu verbessern. Dafür müssten sich die staatlichen Investitionen stärker an den Bedürfnissen der Menschen vor Ort orientieren und auf transparente und nachhaltige Weise in den Ausbau von Infrastruktur, Bildungs- und Gesundheitsversorgung, Industrie und Kreislaufwirtschaft sowie in eine nachhaltige Landwirtschaft fließen.

Nur ein kleiner Teil der kongolesischen Bevölkerung arbeitet in einem regulären Beschäftigungsverhältnis, der Großteil ist im informellen Sektor (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) tätig oder lebt von selbst angebauten landwirtschaftlichen Produkten. Viele Bevölkerungs- und Berufsgruppen haben sich jenseits staatlicher Strukturen in eigenen Verbänden selbst organisiert, um ihr Überleben zu sichern. Unternehmer und potenzielle Investoren werden durch die politische Instabilität und die fehlende Rechtssicherheit, durch bürokratische Willkür und Korruption, den Fachkräftemangel und die desolate Infrastruktur abgeschreckt.


Rohstoffreichtum kommt nicht der Bevölkerung zugute

Wichtigste Wirtschaftszweige sind die Landwirtschaft und der Bergbau. Das Land verfügt über reichhaltige Vorkommen mineralischer Rohstoffe. Dazu zählen unter anderem Kobalt, Kupfer, Zink, Silber, Diamanten, Germanium, Uran sowie die sogenannten Konfliktminerale Zinn, Tantal/Coltan, Wolfram und Gold. Insbesondere Coltan und Kobalt sind international stark nachgefragt, da sie für die Herstellung von Mobiltelefonen, Laptops und Elektroautos benötigt werden. Ein Teil der Bodenschätze – insbesondere der Konfliktmineralien – befindet sich im Osten der Republik, der von anhaltenden Konflikten betroffen ist.

Die starke Konzentration auf den Rohstoffexport behindert die Erschließung neuer Märkte und eine Wirtschaftsentwicklung, die der gesamten Bevölkerung zugutekommt. Die kongolesische Wirtschaft ist stark von den Weltmarktpreisen für Rohstoffe und von ausländischen Konzernen abhängig, die die meisten Minen im Land betreiben. Die Ausweisung neuer Abbaugebiete erfolgt immer wieder ohne Rücksicht auf bestehende Schutzgebiete oder die Landrechte der Bevölkerung.

Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung entstehen hauptsächlich im informellen, manuell ausgeführten (artisanalen) Kleinbergbau. In den zum Teil illegal betriebenen Minen bestehen deutliche Mängel bei der Arbeitssicherheit und der Einhaltung menschenrechtlicher und sozialer Standards. Es fehlt zum Beispiel an Schutzausrüstung für die Bergleute und Kinderarbeit ist immer noch weit verbreitet. Frauen sind häufig (sexueller) Gewalt ausgesetzt und nicht in der Lage, ihre Rechte durchzusetzen.

Um einen legalen und nachhaltigen Rohstoffhandel und eine transparente Verwendung der Einnahmen zu gewährleisten, ist die kongolesische Regierung der Initiative für Transparenz in der Rohstoffwirtschaft (Extractive Industries Transparency Initiative, EITI (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen)) beigetreten. Im Juli 2014 wurde die DR Kongo in die Liste der „konformen Länder“ (compliant countries) aufgenommen. Nach einer Überprüfung wurde dem Land im Herbst 2022 bescheinigt, bedeutende Fortschritte bei der Umsetzung der EITI-Standards erzielt zu haben.

Stand: 19.07.2023